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Charles Dickens

Charles Dickens

Titel: Charles Dickens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Dieter Gelfert
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Mutter zweier Töchter erschien vor ihm als eine körperlich aus dem Leim gegangene und geistig ungebildete Frau, die nichts von seinen einstigen Gefühlen in ihm wachrief.
    Maria Beadnell als Milchmädchen (1831). Gezeichnet von Henry Austin. Dickens signierte das Bild und gab es Maria für ihr Album.
    Während Maria in Dickens eine schmerzende Wunde hinterließ, hat die Nachwelt ihr die Überlieferung seines ersten poetischen Werks zu verdanken. Es ist ein Gedicht, das er in der Form eines Akrostichons mit den Anfangsbuchstaben ihres Namens in ihr Poesiealbum schrieb. Im übrigen aber hatten die Seelenqualen, die die unglückliche Liebe ihm bereitete, seine Arbeit eher beflügelt als beeinträchtigt. Seine Tätigkeit als Parlamentsreporter erfüllte er so gewissenhaft, dass der Staatssekretär für Irland, Lord Stanley, auf ihn aufmerksam wurde.Stanley fand eine Stellungnahme, die er vor dem Unterhaus abgegeben hatte, im
Mirror of Parliament
so exakt wiedergegeben, dass er den Reporter zu sich bestellte, um von ihm die Rede in ganzer Länge aufschreiben zu lassen. Dieser erste Kontakt führte 1840 dazu, dass Dickens in Stanleys Haus den von ihm bewunderten Thomas Carlyle kennenlernte.
    Obwohl die journalistische Arbeit vollen Einsatz verlangte, fand Dickens noch Zeit für seine zweite literarische Leidenschaft, das Theater. Nach eigener Aussage verbrachte er dort unzählige Abende. Sein Imitationstalent und sein unbändiger Drang, andere Menschen damit zu beeindrucken, brachten ihn dazu, sich durch systematisches Training und durch das Imitieren der von ihm bewunderten Schauspieler selber für eine Karriere auf der Bühne vorzubereiten. Anfang 1832 gelang es ihm, einen Termin zum Vorsprechen an der Covent Garden-Bühne zu bekommen. Doch als es soweit war, streckte ihn eine schwere Erkältung nieder, und das Unglück, dass die englische Literatur womöglich ihren größten Erzähler an die Bühne verloren hätte, blieb der Nachwelt erspart. Doch damit war Dickens’ Drang zur Bühne keineswegs vorbei. Er nutzte jede Gelegenheit, an privaten Theateraufführungen teilzunehmen und sie immer häufiger auch selber zu inszenieren.
    Als sich die finanziellen Verhältnisse der Familie besserten, zog John Dickens, nach mehreren vorausgegangenen Wohnungswechseln, Ende 1832 erneut um, diesmal in ein ansehnliches Haus in der Bentick Street im Bezirk Marylebone. Hier wurde am 7. Februar 1833 mit großem Aufwand Charles’ Volljährigkeit gefeiert. An dem Geburtstag, zu dem seine Mutter schriftliche Einladungen verschickte, nahm sehr wahrscheinlich auch Maria Beadnell teil. Jedenfalls klingt die Skizze «Geburtstagsfeiern», die Dickens 30 Jahre später in seiner Zeitschrift
All the Year Round
veröffentlichte, wie eine nur leicht verhüllte Erinnerung an seine eigene Volljährigkeitsparty. Darin beschreibt ein Ich-Erzähler im Ton des unverwechselbaren Dickens-Humors, wie er an seinem 21. Geburtstag die angebetete Olympia Squires mit einem Heiratsantrag bestürmte und von ihr das niederschmetternde Wort «B– –» zu hören bekommt. In der Schreibweise kommt zum Ausdruck, wie tief es ihn verletzte, von der Frau als
boy
abgefertigt zu werden.
    Das geräumige Elternhaus bot nun auch Gelegenheit für private Theaterveranstaltungen.Eine solche fand schon wenig später am 27. April statt. Dickens selber spielte dabei seine vielseitige Begabung als Schauspieler aus, doch noch mehr Ehrgeiz entfaltete er bei der Regie.
    Den ersten Versuch, außer Parlamentsreportagen auch einen belletristischen Text in einer Zeitschrift unterzubringen, unternahm er im Herbst 1833, als er die Prosaskizze mit dem Titel «Ein Sonntag außerhalb der Stadt» an das
Monthly Magazine
schickte, das kurz vorher von Captain J. B. Holland übernommen worden war. Die Zeitschrift war zwar schon seit längerem auf dem Markt, hatte aber nur eine Auflage von 600 und konnte deshalb kein Autorenhonorar zahlen. Dass Dickens, der sein Leben lang ein scharfes Auge auf die Einnahmenseite hatte und für sich stets gute Honorare aushandelte, ausgerechnet diese Zeitung wählte, statt für eine gut zahlende Tages- oder Wochenzeitung zu schreiben, lässt eine vorausschauende Strategie erkennen; denn anders als Beiträge zu Tageszeitungen wurden solche in Monatsund Vierteljahreszeitschriften rezensiert und damit vom literarischen Markt zur Kenntnis genommen. Dickens hat später im Vorwort zu einer Neuauflage der
Pickwick Papers
in selbstironisch-humoristischem Ton

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