Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Charles Dickens

Charles Dickens

Titel: Charles Dickens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Dieter Gelfert
Vom Netzwerk:
berichtet, ist die mit einem Choctaw-Häuptling, den er auf einem Schiff traf, als dieser nach Verhandlungen in Washington auf der Rückreise in sein Reservat war. Der hochgebildete Indianer hatte Gedichte von Sir Walter Scott gelesen und nötigte Dickens auch sonst durch seine Höflichkeit und seine würdevolle Haltung Respekt ab. Hier zeigt sich, wie tief der Hasser der englischen Aristokratie dennoch durch die Gentry-Kultur seines Landes geprägt war. Im Grunde waren die Amerikaner für ihn Plebejer, die – anders als die heimische Unterschicht –, nicht hilfsbedürftig waren, weshalb er ihnen gegenüber nicht das Mitgefühl des Überlegenen entwickeln konnte. Von der Enttäuschung seiner ersten Liebe zu Amerika, dem Land, in dem er ein Utopia der Bürgerfreiheit zu finden hoffte, hat er sich auch später nie mehr ganz erholt.

Zurück
in England
Juli 1842 bis Ende 1843
    Noch während Dickens an den
Notizen aus Amerika
schrieb, stürzte er sich bereits wieder ins Getümmel der englischen Politik. Als das vom Grafen Shaftesbury, damals noch Lord Ashley, initiierte Reformgesetz zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Kohlegruben vom Oberhaus verabschiedet wurde, schrieb der Tory Lord Londonderry, der selber Kohlegruben besaß, ein vehementes Pamphlet dagegen. Dickens hatte in einem Leserbrief vom 25. Juli Shaftesburys Gesetz unterstützt und wetzte nun seine Feder für eine scharfe Attacke gegen Londonderry, die am 20. Oktober im
Morning Chronicle
erschien. Um diese Zeit kam sein Amerika-Buch in zwei Bänden heraus, von dem ironischerweise in Amerika bereits ein Raubdruck erschienen war, der sich dort bestens verkaufte.
    Das politische Scharmützel und die Arbeit am letzten Schliff des Buches hatten Dickens urlaubsreif gemacht. So brach er am 27. Oktober mit Forster, Maclise und dem Landschaftsmaler Clarkson Stanfield nach Cornwall auf, wo die Gruppe bis zum 4. November die Grafschaft bereiste und dabei ausgiebig feierte. Liest man in Dickens’ Brief an seinen amerikanischen Freund Felton, mit welchem Gusto er in alten Kirchen herumstöberte, gewinnt man den Eindruck, dass erst in Amerika sein Interesse am guten alten England so richtig erwacht ist.
    Eine Frucht dieser Reise war ein Bild, das Maclise nach der Rückkehr malte. Es zeigt den Wasserfall von St. Nighton’s Keive in der Nähe von Tintagel mit einer weiblichen Figur in ländlicher Tracht, die einen Krug auf der Schulter trägt. Dafür hatte Maclise Dickens’ fünfzehnjährige Schwägerin Georgina als Modell gewählt. Dickens gefiel das Bild auf Anhieb, aber er wusste, dass der Freund es ihm schenken würde,wenn er ein Kaufangebot gemacht hätte. Schon das Medaillon, das Maclise für Kate vor Antritt der Amerikareise gemalt hatte, wollte dieser sich nicht bezahlen lassen. Um die Großzügigkeit des Freundes nicht auszunutzen, ließ Dickens das Bild durch einen Bekannten vor Eröffnung der Ausstellung, auf der es gezeigt werden sollte, für sich erwerben. Als Maclise davon erfuhr, war er verärgert und wollte den Scheck zurückgeben. Da Dickens sich weigerte, ihn anzunehmen, erklärte Maclise, er wolle dann wenigstens ein Bild von Dickens’ Frau als Pendant zu dessen eigenem Porträt malen, was er vier Jahre später tat. Allerdings scheint das Bild von 1847 nach einem schon 1842 gezeichneten Porträt gemalt zu sein, so dass Kate darauf jünger aussieht, als sie zu der Zeit war. 1842 schuf Maclise auch die bekannte Zeichnung, die Dickens, seine Frau und Georgina im Profil zeigt. Sie entstand bei einem Ausflug, den die drei und der Maler nach Richmond unternahmen.
    «Mädchen am Wasserfall» (1842). Gemälde von Daniel Maclise mit Georgina Hogarth als Modell.
    Georgina hatte sich während der Amerikareise ihrer Schwester um die Kinder gekümmert und war von diesen so ins Herz geschlossenworden, dass Dickens die Fünfzehnjährige in seinen Haushalt aufnahm, wo sie von da an bis zu seinem Tod blieb. Es ist schwer zu sagen, ob er damit seine Frau entlasten oder selber Georgina um sich haben wollte, weil sie seinem Ideal einer Kindfrau entsprach und ihn an die verstorbene Mary erinnerte.
    Dickens mit seiner Frau und – in der Mitte – Georgina Hogarth (1842). Skizze von Daniel Maclise.
    Seine unmittelbare Sorge war jetzt, den Stoff für einen neuen Roman zu finden, dessen erste Lieferung schon für den 1. November angekündigt war, dann aber auf den 1. Januar 1843 verschoben wurde. Da für ihn der Name des Titelhelden oft der Zündfunke für

Weitere Kostenlose Bücher