Charlie Chan macht weiter
beleidigt.
»Lofton wollte Sie nicht dabei haben. Komischer Typ, dieser Lofton. Ich verstehe ihn nicht. Und ich mag Männer nicht, die ich nicht verstehe. Ja, Fenwick hat versucht, die Tour zu vermasseln, aber jetzt bleiben wir alle zusammen. Eine große, glückliche Familie – und mitten darunter ein Mörder, wenn ich mich nicht täusche.«
Duff lächelte sie an. »Sie täuschen sich gewöhnlich nicht, nehme ich an?«
»Diesmal täusche ich mich wohl nicht, oder?«
»Ich neige dazu, Ihnen recht zu geben.«
Sie stand auf. »Ich war mein ganzes Leben lang auf Reisen und wurde es schon etwas leid, aber das hier ist wie ein Stärkungsmittel. Oh, tut mir leid, meine Liebe!«
»Macht nichts«, sagte Pamela Potter lächelnd und erhob sich ebenfalls. »Ich werde nicht als Spaßverderber herumlaufen. Ich setze die Reise fort, um mitzuhelfen, das Geheimnis zu enthüllen, aber trotz der Art des Geheimnisses werde ich fröhlich sein.«
»Es gibt mir neuen Mut, zu wissen, daß Sie die Reise fortsetzen«, bemerkte Duff bewundernd. »Ich sehe Sie beide noch, bevor Sie am Montag abreisen – und natürlich bleibe ich danach weiterhin mit Ihnen in Verbindung.«
Nachdem die zwei Frauen ihn verlassen hatten, entdeckte Duff auf seinem Schreibtisch eine Notiz mit der Aufforderung, dringend seinen Vorgesetzten aufzusuchen.
Duff wußte im voraus, was der Polizeichef ihm sagen wollte.
»Es war nicht zu vermeiden, Mr. Duff«, erklärte er ihm. »Der amerikanische Botschafter hat sich persönlich um die Sache gekümmert. Wir waren gezwungen, die Erlaubnis zur Weiterreise zu geben. Seien Sie nicht so enttäuscht! Es gibt Auslieferungsverträge.«
Duff schüttelte den Kopf. »Ein Fall, der nicht prompt gelöst wird, bleibt meistens ungelöst.«
»Eine veraltete Theorie. Vergessen Sie nicht, wie viele Monate wir manchmal an wichtigen Fällen gearbeitet haben!«
»Trotzdem ist es hart, Sir, zuzusehen, wie der Haufen sich weiß der Himmel wohin absetzt.«
»Möchten Sie vielleicht diesen Keane hierbehalten? Es ließe sich arrangieren, für ihn einen Haftbefehl zu erwirken.«
»Das bringt uns nichts, Sir. Lieber hätte ich Honywood oder gar Tait. Aber natürlich kann ich ihnen nichts anhängen.«
»Und wie steht’s mit Mr. Max Minchin?«
»Armer Teufel! Hat versucht, all diese Art von Aufregungen hinter sich zu lassen.«
Der Polizeichef zuckte mit den Schultern. »Na schön. Natürlich werden Sie sich vom Reiseleiter die vollständige Reiseroute geben lassen, mit der Auflage, daß er Sie über jede Änderung informieren muß. Außerdem muß er Ihnen auch sofort mitteilen, wenn irgend jemand unterwegs die Gruppe verläßt und aussteigt.«
Duff nickte. »Das wird uns sicher toll weiterhelfen.«
»Im Augenblick scheint es mir das beste, wenn Sie Ihre Nachforschungen hier in London fortsetzen. Falls sie zu nichts führen sollten, werden wir einen Mann hinterher schicken, der den Reiseteilnehmern unbekannt ist. Das schließt Sie, fürchte ich, aus, Mr. Duff.«
»Ich weiß, Sir.«
Duffs Enttäuschung beeinträchtigte nicht seine Aktivitäten. Das ganze Wochenende arbeitete er auf Hochtouren, und Hayley unterstützte ihn mit seinen Leuten und aufmunternden Kommentaren. Doch der Mord im »Broome’s« blieb trotz all dieser Anstrengungen von der Aufklärung so weit entfernt, wie an jenem nebligen Morgen, als der kleine grüne Wagen zum erstenmal vor den angesehenen Toren gehalten hatte.
Am Montagmorgen ging Duff zur Victoria Station, um die sonderbarste Mission seiner Laufbahn hinter sich zu bringen. Er war dort, um den Weltreisenden die Hände zu schütteln und ihnen eine angenehme Reise zu wünschen; und unter den Händen, die er schüttelte, war auch eine der beiden – dessen war er ganz sicher –, die am frühen Morgen des 7. Februar im »Broome’s« Hugh Morris Drake erdrosselt hatten.
Dr. Lofton begrüßte ihn herzlich auf dem Bahnsteig, wo bereits der Zehn-Uhr-fünfundvierziger nach Dover bereitstand. Er war gehobener Stimmung. Eifrig ergriff er Duffs Hand.
»Tut mir leid, daß wir uns losreißen müssen«, sagte er in einem fast frivolen Ton. »Aber eine Tour ist eine Tour. Sie kennen unsere Reiseroute. Wenn Sie sich uns anschließen wollen – Sie sind jederzeit herzlich willkommen. Nicht wahr, Mr. Benbow?«
Duff hörte ein surrendes Geräusch hinter sich, wandte sich um und sah Benbow mit seiner unvermeidlichen Kamera. Der Mann Akron gab dem Inspector die Hand.
»Tut mir leid, daß Sie solches Pech hatten mit dem
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