Charlie Chan macht weiter
Fall«, bemerkte er mit liebenswürdiger Taktlosigkeit.
»Kenne keinen Scotland-Yard-Mann, dem das in einem Buch passiert wäre. Aber im Leben geht es vermutlich anders zu, eh?«
»Ich denke, es ist ein bißchen früh, um die Hoffnung aufzugeben«, erwiderte Duff und zog einen Schlüssel und die drei Glieder einer Kette aus einer seiner Taschen. »Haben Sie den hier übrigens schon mal gesehen, Mr. Benbow?«
»Bei der Gerichtsverhandlung – aus der Ferne.« Benbow griff nach dem Schlüssel und untersuchte ihn.
»Wissen Sie, was ich glaube, was das ist?«
»Ich wäre glücklich, es zu erfahren.«
»Es ist der Schlüssel zu einem Safe in irgendeiner amerikanischen Bank«, erklärte der Mann aus Akron.
»Für meine Begriffe auch der einzige Schlüssel, den man – außer einem Kofferschlüssel – auf eine Tour wie diese mitnehmen würde. Gewöhnlich geben die Banken drüben ihrem Kunden zwei Safeschlüssel. Vielleicht fliegt also irgendwo noch ein Duplikat herum.« Duff studierte nun die Inschrift auf dem Schlüssel mit neuem Interesse. »Dietrich Safe and Lock Company, Canton, Ohio – bedeutet das, die Bank befindet sich irgendwo in Ihrer Nachbarschaft?«
»Ganz und gar nicht. Das ist ein großes Unternehmen, das in den gesamten Vereinigten Staaten Schließfächer und Schlüssel verkauft. Aber wenn ich Sie wäre, würde ich mir die Sache eingehend durch den Kopf gehen lassen.«
»Das werde ich. Aber natürlich könnte er dem toten Mann auch in die Hände gedrückt worden sein, um mich irrezuführen.«
Benbow hatte an der Kamera herumgefummelt und blickte prompt hoch. »Daran habe ich noch gar nicht gedacht.«
Seine Frau mischte sich ein. »Eimer, tu endlich die Kamera weg! Du gehst mir auf die Nerven damit.«
»Warum?« fragte er vorwurfsvoll.
Patrick Tait und sein junger Begleiter spazierten heran. Der alte Mann strotzte vor Gesundheit; sein Schritt war energisch, seine Wangen waren gerötet. Ähnlich wie Lofton schien auch er gehobener Stimmung zu sein.
»Nun, Inspector, das ist wohl ein Abschied«, bemerkte er. »Tut mir leid, daß Sie nicht mehr Glück hatten, aber natürlich werden Sie nicht aufgeben.«
»Kaum«, entgegnete Duff und blickte ihm unverwandt in die Augen. »Das ist nicht unsere Art im Yard.«
Tait hielt einen Moment seinem Blick stand und murmelte: »Genau das habe ich immer gehört.«
Duff wandte sich Kennaway zu. »Miß Potter fährt nun doch weiter mit.«
Kennaway lachte. »Ja, ich habe es schon vernommen. Wieder einmal das berühmte Kennaway-Glück.«
Der Inspector ging auf Mrs. Spicer und Stuart Vivian zu. Vivian verabschiedete sich kühl und unfreundlich, und auch die Frau gab sich nicht besonders herzlich; während Captain Ronald Keane geradezu überschwenglich Duffs Hände schüttelte, ebenso John Ross, der Lahme.
»Ich hoffe, Sie irgendwann an der Pazifikküste wiederzusehen«, sagte Ross zu ihm.
»Vielleicht.« Der Inspektor nickte.
»Ein bißchen mehr Interesse, bitte!« Ross lächelte.
»Ich würde Ihnen gern unsere Redwoods zeigen. Die schönsten Bäume auf der ganzen Welt.«
Honywood erschien auf dem Bahnsteig.
»Nicht jede Reisegruppe wird von einem Scotland-Yard-Inspektor verabschiedet«, sagte er in einem betont unbeschwerten Ton, aber er hatte einen seltsamen Ausdruck in den Augen, und die Hand, die er Duff gab, war feuchtkalt.
Duff sprach auch noch ein letztes Mal mit Mrs. Luce und Pamela Potter, sowie mit den Minchins. Dann blickte er auf seine Uhr und ging zu Lofton hinüber.
»Noch drei Minuten. Wo bleiben die Fenwicks?« fragte er.
Der Doktor ließ unbehaglich seinen Blick den Bahnsteig entlangschweifen. »Ich weiß es nicht. Sie wollten kommen.«
Eine Minute verging. Alle außer Lofton waren in den Zug gestiegen. Plötzlich tauchten am anderen Ende des Bahnsteigs die Fenwicks auf. Sie rannten, waren vollkommen außer Atem.
»Hallo!« begrüßte sie Duff. »Fürchtete schon, Sie würden nicht kommen.«
»Oh – wir kommen schon«, keuchte Fenwick, während seine Schwester einstieg. »Aber falls noch mal irgendwas passieren sollte, verlassen wir die Gesellschaft« – er schnippte mit den Fingern – »einfach so.«
»Es wird nichts mehr passieren«, versicherte ihm Lofton mit fester Stimme.
»Es freut mich, daß Sie auch mitkommen«, sagte Fenwick zu Duff.
»Aber ich fahre nicht mit.« Der Inspector lächelte.
Der kleine Mann starrte Duff mit offenem Mund an.
»Heißt das, Sie wollen die ganze Sache fallenlassen?« Zugtüren wurden
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