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Charlie Chan macht weiter

Charlie Chan macht weiter

Titel: Charlie Chan macht weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Derr Biggers
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einen Spaziergang gemacht haben.«
    Kennaway nickte. »Wir haben versucht, uns Appetit zu holen.
    Nach einer Weile hat man bei so einer Tour den Eindruck, das Leben bestünde in erster Linie aus Essen.«
    »Als Sie Mr. Tait sagten, daß Sie noch ausgehen würden, hat er da irgendwelche Einwände erhoben?«
    »Nein. Er schien sogar einverstanden zu sein und erklärte, er würde nicht vor acht Uhr essen, da er sehr müde sei und sich vorher noch etwas hinlegen wolle. Unsere Zimmer sind ziemlich klein. Wahrscheinlich hat er gefürchtet, ich würde ihn stören, wenn ich in der Nähe bleibe.«
    »Auf welcher Etage befinden sich Ihre Räume?«
    »Auf der dritten.«
    »Und liegen sie in der Nähe des Lifts?«
    »Direkt gegenüber.«
    »Ah! Ich glaube, daß Sie gegen sechs Uhr fünfundvierzig das Hotel noch nicht verlassen hatten. Haben Sie um diese Zeit einen Schuß gehört?«
    »Ja.«
    »Wo waren Sie in diesem Augenblick?«
    »Unten in der Lobby. Ich wartete auf Miß Potter. Zwar waren wir erst für sieben Uhr verabredet, aber Mr. Tait hatte mich quasi herausbugsiert.«
    »Wer war noch in der Lobby? Irgendwelche anderen Mitglieder der Gesellschaft?«
    »Nein. Nur ich und ein paar Angestellte. Ja, ich hörte den Schuß, aber natürlich habe ich nicht gleich begriffen, daß es ein Schuß war. Das Geräusch kam aus dem Liftschacht, und nachdem ich das Ding benutzt hatte, war ich nicht sonderlich überrascht. Eigentlich hatte ich erwartet, es jeden Moment in einer roten Rauchwolke explodieren zu sehen.«
    »Dann befand sich also Mr. Tait, als der Schuß abgefeuert wurde, allein in Ihrer Suite?«
    »Allein – und wahrscheinlich schlief er felsenfest.«
    »Wahrscheinlich.« Duff nickte. In diesem Augenblick tauchte Tait auf der Terrasse auf. Groß und aufrecht stand er da, eine gutaussehende Gestalt in Abendkleidung. Duff hatte in ihm bisher einen alten Mann gesehen, aber plötzlich ging ihm auf, daß er gar nicht so alt war, wie er durch seine Krankheit schien.
    »Ich hatte mir gedacht, daß ich Sie hier finden würde«, bemerkte der Anwalt zu Kennaway.
    »Setzen Sie sich doch, Mr. Tait!« schlug Duff vor. »Wir haben gerade die Aussicht bewundert.«
    »Ich habe die Nase voll von Aussichten«, schnauzte Tait. »Wünschte, ich wäre zurück in New York. Bin mein Leben lang aktiv gewesen. Dieses Herumfaulenzen ist die Hölle für mich.«
    Duff überlegte, ob Tait wohl auch mit dem Gedanken spielte, die Gruppe zu verlassen.
    »Kommen Sie, Mark, lassen Sie uns nach oben gehen!« drängte der Anwalt. »Ich möchte ins Bett. Sie brauchen mir heute nicht sehr lange vorlesen.«
    »Immer noch Kriminalgeschichten?« fragte der Inspector.
    »Es gibt genug Morde im wirklichen Leben. Man braucht nicht auch noch darüber zu lesen. Wir haben uns jetzt der russischen Literatur zugewandt. Das war Marks Idee. Er hielt sich für clever, aber ich habe ihn durchschaut. Ich habe nur zwei Möglichkeiten – entweder ihm zuzuhören oder schlafenzugehen, und natürlich gehe ich meistens schlafen. So hat er mehr Zeit für die Damen.«
    Er drehte sich um und spazierte durch die Terrassentür zurück.
    Kennaway erhob sich widerstrebend. »Wenn die Pflicht mit klarer Stimme ruft, antwortet die Jugend: Ich komme. Tut mir leid, Miß Potter. Falls die Orangenblüten zu den Extras zählen, werden Sie die Kosten von nun an allein tragen müssen.«
    »Ein netter Junge, nicht wahr?« bemerkte Duff, als der junge Mann verschwunden war.
    »Sehr nett«, bestätigte das Mädchen. »Gelegentlich. So wie heute.«
    »Was meinen Sie mit gelegentlich?«
    »Oh, manchmal schaut er mich so an, als wollte er sagen: Wie in aller Welt komme ich überhaupt dazu, mich mit dieser Person aus dem Mittelwesten zu unterhalten? Es ist Boston… Aber das verstehen Sie nicht.«
    »Ich fürchte, nein. Erzählen Sie mir lieber, wie die Mitglieder der Reisegesellschaft den letzten Mord aufgenommen haben!«
    »Ziemlich gelassen, finde ich. Ich habe des öfteren gehört, daß man sich mit der Zeit an alles gewöhnt. Vermutlich wird man uns eine Weile nicht von hier weglassen?«
    »Das ist schwer zu sagen. In Italien ist eine Morduntersuchung wahrscheinlich eine komplizierte Angelegenheit. Es gibt sozusagen drei Polizeistellen, die sich zuständig fühlen: Die Stadtpolizei, die Landpolizei und die Landesoder Kommunalpolizei. Letztere beschäftigt sich mehr mit kleineren Verbrechen, aber oft werden bei einem Mord alle drei gleichzeitig hinzugezogen, und das Ergebnis ist dann ein hübscher,

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