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Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Titel: Charlotte Und Die Geister Von Darkling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boccacino
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einen geliebten Menschen zu verlieren. Sie können zusammen den Schmerz überwinden. Aber es muss irgendwann ein Ende haben. Alle Beteiligten müssen darüber hinwegkommen.«
    Sie begegnete meinem Blick und erwiderte ihn, bis ich mich unbehaglich abwandte. Mrs. Darrows Zorn schwand, und sie sah klein und schwach aus.
    »Was schlagen Sie vor?«
    »Dass es ein Ende hat. Drei weitere Besuche. Dann ist Schluss.«
    Selbst in der Dunkelheit konnte ich sehen, dass sie blass wurde. »Ich bin müde, Mrs. Markham.«
    »Ich wollte wirklich nicht   …«
    »Sie haben Ihren Standpunkt klar gemacht. Ich werde ihn sorgfältig abwägen.«
    Mrs. Darrow begab sich zu ihren Gemächern, die ich, wie mir in den Sinn kam, auch noch nicht gesehen hatte. Ich hoffte, sie würde über meinen Vorschlag nachdenken. Um die Darrows zu schützen, musste ich die Bande zwischen Darkling und der Welt der Lebenden durchschneiden, aber das konnte ich erst tun, wenn ich weitere Informationen hatte. Wenn der Mann in Schwarz irgendwie mit dem Darkling-Haus in Verbindung stand, dann musste ich sichergehen, dass ich ihn aufhalten konnte, bevor er wieder zuschlug. Eine offene Tür zu Darkling wäre der Schlüssel dazu.
    Ich war zu müde, mich mit den Geheimnissen der Bücher aus der Bibliothek zu beschäftigen, als ich in mein Zimmer zurückkehrte.
    Ich träumte von den Sonntagen mit meinem Vater. In den Jahren nach unserer Rückkehr aus Indien mit der Leiche meiner Mutter begannen wir, die Sonntage zusammen im Arboretum zu verbringen, Bücher zu lesen, Schach zu spielen und uns wahre und erfundene Geschichten zu erzählen, von denen kein geringer Teil meine verstorbene Mutter betraf.
    »Das Ende naht, mein Pfefferkorn.« Das war sein Spitzname für mich, sein Pfefferkorn, denn er hielt mich zwar für sehr hübsch, vergaß aber nie, dass ich ziemlich hitzig sein konnte, wenn man es herausforderte.
    Er zündete seine Pfeife an und begann zu rauchen, womit er durchblicken ließ, dass er müde zu werden begann und wir bald zu Bett gehen sollten. Aber der Rauch löste sich nicht auf, sondern kreiste um seinen Kopf und sammelte sich schließlich neben ihm, wo er die Form eines Mannes annahm. Mein Vater wurde müder mit jedem Zug, und die Wolke wurde dichter. Schwarz. Sie beobachtete ihn, wie er zurücksank in seinen Stuhl, während er seine Pfeife fallen ließ und mit offenen Augen und erschlafftem Mund zu atmen aufhörte.
    Sie verweilte einen Moment neben seinem leblosen Körper, bevor sie auseinanderwallte und sich über alles im Raum verteilte, eine ausgelöschte und wiedererweckte Erinnerung.

ZWÖLFTES KAPITEL
    Rätsel der Endwelt
    Am nächsten Morgen erschien Mrs. Darrow nicht zum Frühstück. Aber Duncan überbrachte eine Nachricht für die Kinder, in der von einem verdorbenen Magen die Rede war, und dass sie sich bis zu ihrem nächsten Besuch (der hoffentlich bald sein würde) erholen müsse. Ich sagte nichts, aber Mr. Whatley neigte sein Glas in meine Richtung und bedachte mich über den Tisch hinweg mit dem teuflischen Feixen, das ein fester Bestandteil seines groben, schelmischen Gesichtes zu sein schien. Ich benötigte jeden Funken Selbstbeherrschung, um nicht über den Tisch zu springen und seine menschliche Maske mit einem stumpfen Buttermesser herunterzuschneiden. Wir brachen sofort nach dem Essen auf.
    Als wir Everton erreichten, war ich so in Gedanken versunken, dass ich Mr. Darrow nicht bemerkte, der in der Haustür auf uns wartete. Mir blieb keine Zeit, mich für diese erste Begegnung zu wappnen, seit ich unbeabsichtigt in seinen Traum gelangt war.
    »Hallo, Jungs!« Mr. Darrow hob James hoch und zerzauste Pauls Haar mit der freien Hand. »Habt ihr Spaß mit Charlotte?«
    »Es ist so ein schöner Tag, dass ich dachte, wir gehen spazieren«, sagte ich, bevor die Buben auf die Frage ihres Vaters antworten konnten. Erwachsene sind viel bessere Lügner als Kinder.
    »Ausgezeichnete Idee! Schade, dass ihr mich nicht dazu eingeladen habt. Ich bin an meinem Schreibtisch eingeschlafen.« Er sah mich an und errötete, als er bemerkte, dass auch ich ihnmusterte. Er wandte sich an die Buben. »Seid ihr mit eurem Unterricht schon fertig?«
    Mit einem flauen Gefühl wurde mir bewusst, dass der Unterricht in letzter Zeit gelitten hatte. Was für eine Gouvernante war ich nur geworden? Ich rügte mich, aber nicht sehr. Die Buben waren jung und würden die Versäumnisse irgendwann aufholen, welche diese Ausflüge zu ihrer Mutter in ihrer Bildung verursacht

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