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Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Titel: Charlotte Und Die Geister Von Darkling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boccacino
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richtig an, und das konnte nicht daran liegen, dass Mr. Whatley sie so offen angesprochen hatte. Der Traum, die nächste Mrs. Darrow zu werden, begann im ersten Moment, als ich ihn traf, und damit auch die verabscheuenswerte Vorstellung, für eine Art Verführerin gehalten zu werden, eine geldgierige Hyäne, die ihre Position als Erzieherin der Kinder benutzte, um sich bei ihrem Arbeitgeber einzuschmeicheln. Diese Frau war ich nicht. Ich weigerte mich und ich verweigerte mir jedes Glück, nur um sicher zu sein, dass mein Handeln lauter und unzweifelhaft blieb, solange ich meiner eigenen Absichten nicht sicher sein konnte.
    Ich überflog die anderen Titel in Mrs. Darrows Sammlung: Ode an Balthasar, Ewiger Tod, Menschenmoden und Geheimnisse der Endwelt. Das letzte nahm ich zusammen mit dem, das ich gerade gelesen hatte, mit nach oben zur Erweiterung meiner wachsenden Sammlung. Als ich am Zimmer der Buben vorbeikam, stand die Tür offen. Ich sah, wie sich die Kinder für eine neue Gutenachtgeschichte an ihre Mutter kuschelten. Ich wollte in mein Zimmer gehen, doch Mrs. Darrow entdeckte mich aufdem Gang und winkte mir auffordernd zu, mich zu ihnen zu setzten. Dann begann Lily zu lesen:
D IE GESTOHLENE S ONNE
    Es war einmal, da begab es sich, dass eine Gruppe fahrendes Volk übers Land zog. Das jüngste Mitglied der Sippe war ein wunderschönes Mädchen mit dem Namen Spada. Sie war so wissbegierig, wie sie schön war, und jedes Mal, wenn die Wagen anhielten und ein Lager aufgeschlagen wurde, machte sie sich auf den Weg in die umliegenden Wälder, um interessante Dinge zu entdecken. Dies zwang ihre Eltern, ihr nachzugehen, denn die Wälder waren nicht ungefährlich. Doch sie fanden sie immer, bevor sie sich verirrte und zurückgelassen werden musste, denn der Winter stand bevor, und die Wagen mussten es vor dem ersten Frost über die Berge schaffen.
    Eines Tages schlug Spadas Sippe ihr Lager nach einer besonders langen Fahrt auf. Spada ging in den Wald, um etwas zu essen zu suchen. Ihre Eltern waren damit beschäftigt, sich um die Pferde zu kümmern, die Dornengestrüpp zwischen den Hufen hatten. Als die Sonne unterzugehen begann, hatte das Mädchen sich im Wald völlig verirrt. Es war kühl geworden, und Spada, die sich gewöhnlich vor nichts fürchtete, machte sich Sorgen, dass sie keinen schützenden Unterschlupf für die Nacht finden würde. Als sie die Suche fast aufgegeben hatte, fand sie ein großartiges Haus auf einer Waldlichtung.
    Es war uralt, bestand aus groben großen Steinen und Holz, aber es drang Licht aus den Fenstern, und der Rauch aus dem Schornstein trug den süßen Duft von Backwerk mit sich. Sie ging sofort auf das Haus zu und zog am Glockenseil neben dem Eingang. Ein kleiner untersetzter Mann mit buschigem Schnurrbart öffnete die Tür und war überglücklich, dass er das verirrte Mädchen aufnehmen konnte.
    »Du darfst über Nacht bleiben«, sagte er, »aber du musst die ganze Nacht bleiben, denn der Wald ist gefährlich. Ich bin sicher, deinen Eltern wäre es lieber, sie hätten dich verloren, als dass du tot bist.«
    Spada erkannte den Sinn in seinen Worten und stimmte zu, die ganze Nacht im Haus des seltsamen kleinen Mannes zu verbringen. Er führte sie durch das Anwesen in ein großes Esszimmer, wo sie gemeinsam viele wohlschmeckende Gerichte aßen, und dann in ein Zimmer mit hoher Decke, wo ein bequemes Bett auf sie wartete, unter dessen warmen, weichen Decken sie rasch einschlief.
    Das Mädchen schlief eine lange Zeit. So lange schlief Spada, dass sie überrascht war, als bei ihrem Erwachen noch keine Sonne am Himmel stand. Sie fand das sehr seltsam und verließ das Zimmer, um herauszufinden, wie viel Zeit vergangen war. Sie fand den kleinen Mann in einem Salon mit einem großen schwarzen Kamin und erzählte ihm den Grund ihrer Verwunderung.
    »Aber, meine Liebe«, erwiderte er, »du bist erst eine Stunde hier. Ich nehme an, es muss dir so gut gefallen haben, dass es dir viel länger vorgekommen ist.«
    Spada erkannte den Sinn in seinen Worten und wollte gerade zurück in ihr Zimmer gehen, als sie der kleine Mann stattdessen zu einem Kartenspiel einlud. Da das Mädchen nicht mehr müde war, spielte es viele Spiele mit ihm, bis sie beide wieder hungrig wurden. Da rief der kleine Mann seine Diener und hieß sie, wieder im Esszimmer aufzutragen. Spada und ihr neuer Freund aßen viele wohlschmeckende Gerichte, und als sie den Wunsch äußerte, sich für den Rest der Nacht zurückzuziehen, führte

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