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Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Titel: Charlotte Und Die Geister Von Darkling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boccacino
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heller, als es möglich war, und Spada entdeckte, dass er die Sonne nicht im Haus, sondern in seinem Herzen versteckt hatte. Und seine Zuneigung zu dem Mädchen war so groß, dass er die Sonne nicht länger für sich behalten konnte. Die Gefühle ließen seine Brust aufwallen, und dabei füllte sich der Ballsaal mit Sonnenlicht, das aus den Fenstern des Hauses hinausströmte in den Himmel über dem Wald und dem fahrenden Volk ein Zeichen gab, das noch immer nach der verschollenen Spada suchte.
    Als die Familie des Mädchens zu dem großen Haus gelangte, wurde sie in den Ballsaal eingeladen, wo sie alle musizierten und tanzten und sangen. Spada aber wich nicht von der Seite des kleinen Mannes, auch nicht, als die Sonne untergegangen war und der erste Frost des Winters die Erde mit Reif bedeckte. Die Berge würden bis zum Frühling warten müssen, denn eine wirkliche Freundschaft war so kostbar wie die Sonne am Himmel.
    »War das eine wahre Geschichte?« James gähnte und hob den Kopf von der Schulter seiner Mutter. Lily schloss das Buch und legte es auf den Nachttisch. Paul, der hellwach war, blieb mit dem Kopf in ihrem Schoß liegen und starrte stumm in den Raum.
    »Jede Geschichte beginnt mit einem Stückchen Wahrheit, ganz gleich, wie klein es sein mag«, sagte sie.
    »Dann hat man vermutlich das Ende geändert, damit sie gut ausgeht«, sagte der Junge und streckte seine Arme über den Kopf. »Ihre Familie wäre nämlich gar nicht froh gewesen. Der kleine Mann wollte sie ihnen wegnehmen.«
    Ihre Mutter fühlte sich sichtlich unbehaglich. Kinder sollten üblicherweise bei einer Gutenachtgeschichte einschlafen.
    »Ich denke, er muss sehr einsam gewesen sein.«
    »Viele Menschen sind einsam«, sagte Paul, ohne sich zu rühren. Er schloss die Augen und seufzte. »Das berechtigt sie nicht, etwas Schlimmes zu tun.«
    James setzte sich auf und griff über seine Mutter hinweg nach dem Buch. »Denkst du, dass sie alle tot waren? Hat der kleine Mann alle umgebracht?«
    »Warum sagst du so etwas?«, fragte Lily überrascht, fast entsetzt. »Der Wintereinbruch stand bevor. Sie hätten alle in den Bergen sterben können. Er hat sie vielleicht gerettet.« Lily küsste ihn auf die Stirn und begann, sich von ihren Söhnen zu befreien. »Obgleich es natürlich eine sehr interessante Interpretation ist.« Sie strich Paul über die Wange, hielt jedoch inne, als er sagte:
    »Vielleicht hat er fahrendes Volk gesammelt.« Ihre Augen leuchteten auf und enthüllten etwas Geheimes, aber es geschah so schnell und war schwer zu deuten. Sie küsste ihn auf die Wange, dann schlossen wir die Tür zum Schlafzimmer. Wir musterten einander auf dem Korridor. In der Stille sah Mrs. Darrow die Bücher unter meinem Arm.
    »Sie sind wieder in der Bibliothek gewesen.«
    »Ja, die Bücher sind faszinierend. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen.«
    »Im Gegenteil. Ich bin froh über Ihre Neugier. Je mehr Sie über dieses Haus wissen, desto leichter fällt es Ihnen, die Kinder herzubringen.« Mondlicht fiel durch das Fenster am Ende des Ganges, nur durchbrochen von den Schatten der Tentakel, die sich draußen träge aus dem Wasser des Teiches erhoben.
    »Mr. Whatley bat mich heute um ein Gespräch.«
    »Ja?« Lilys Stimme verriet nichts. »Was wollte er?«
    »Er wollte wissen, ob ich die Kinder auch weiterhin bringen würde.« Mrs. Darrow wartete, dass ich fortfuhr, während ich um die richtigen Worte rang. »Ich sagte ihm, dass ich es so lange tun würde, wie Sie den Wunsch dazu hätten.«
    »Wunderbar!«
    »Ich bin nicht sicher, ob es das wirklich ist.« Ich drückte die Bücher fester an mich. »Was wissen Sie alles über Mr. Whatley?«
    »Soweit ich weiß, ist er in der Politik.«
    »Aber was für ein Mensch ist er?«
    »Sicher haben Sie inzwischen herausgefunden, dass er überhaupt kein Mensch ist.«
    »Ja, auch das, aber hat er Ihnen je Anlass gegeben, ihn zu fürchten?«
    »Wir trafen ein Abkommen, und was immer man von ihm denken mag, er hält, was er verspricht.«
    Das beantwortet natürlich nicht meine Frage. Ich versuchte eine andere Taktik.
    »Ich mache mir Sorgen, dass Darkling den Kindern schaden könnte.«
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
    »Trauer ist an sich keine leichte Sache, aber wenn sie auf unbestimmte Zeit verlängert wird   … es könnte sein, dass sie sich davon nie mehr erholen.«
    »Ich verstehe.« Ihre Stimme war ein eisiges Flüstern. »Warum bringen Sie sie dann überhaupt her?«
    »Weil ich weiß, was es heißt,

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