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Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Titel: Charlotte Und Die Geister Von Darkling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boccacino
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warum sie begonnen haben, sich für das Leben der Menschen zu interessieren. Für sie sind wir eine amüsante Zerstreuung, so wie Tiere in einem Käfig. Eine angenehme Ablenkung von ihrer eigenen komplizierten Gesellschaft.«
    »Was werden Sie tun, wenn Ihre Gäste dieser ›angenehmen Ablenkung‹ müde werden?«
    »Ich schätze, eher würde die Menschheit vollständig aussterben, bevor das geschehen könnte.«
    »Und was wird sein, wenn die Jungs erwachsen werden und nicht mehr hierher kommen?« Wir gingen zur Tür.
    »Soweit ich weiß, einigten wir uns auf zwei weitere Besuche nach diesem, nicht wahr?« Sie öffnete die Tür und hielt sie für mich auf. »Was werden Sie tun, wenn die beiden keine Gouvernante mehr brauchen?«
    »Nach vorne schauen.«
    Mit diesen Worten trat ich auf den Gang. Die Buben hatten sich inzwischen weitgehend angezogen, auch wenn James’ Kopf im Ärmel seiner Jacke feststeckte und Paul ein beträchtliches Büschel Haare verloren hatte. Zusammen und wortlos brachten Lily und ich die zerknitterte Kleidung der Buben wieder in Ordnung, kämmten Pauls Haar über die kahle Stelle am Kopf und taten unser Bestes, sie in einen präsentablen Zustand zu versetzen. Als wir fertig waren, machten wir uns auf den Weg zum Salon. James tänzelte uns voraus und Paul schlürfte missmutig hinter ihm her, und die beiden wichtigsten Frauen in ihrem Leben schritten stumm nebeneinander.
    Die anderen Dinnergäste trafen bereits nach und nach ein. Sie standen mit Getränken in den Händen im Salon, plauderten oder erzählten Klatsch, wann immer sie sich außer Hörweite wähnten.
    Sie waren eine recht gemischte Gruppe, gelinde gesagt. Da war ein freundliches älteres Pärchen, das sich sehr bemühte, wie Menschen auszusehen, aber ihre Haut wölbte sich unbequem an den falschen Stellen, als wäre sie sehr hastig angelegt worden oder ohne das rechte Verständnis dafür, wie sie am besten getragen werden sollte. Das Paar begrüßte Mrs. Darrow aufgeregt, die sie den Kindern und mir als Mr. und Mrs. Arthur Puddle vorstellte.
    »ES FREUT MICH SO, IHRE BEKANNTSCHAFT ZU MACHEN!«, sagte Mrs. Puddle, als ob sie zu einem begriffsstutzigen Kind reden würde. Bevor ich antworten konnte, sagte Lily rasch: »Es ist nicht notwendig zu schreien, Mrs. Puddle. Die meisten Menschen haben Ohren.«
    »So nennen Sie das? Wie sonderbar.« Sie tastete an den Seiten ihres Kopfes und fand ihre eigenen Ohren. Sie verrutschten ein wenig, als wären sie nur an ihrem Kopf festgesteckt. James unterdrückte ein Kichern, während Mr. Whatley mit einem jüngeren Paar zu uns stieß, das ein wenig mehr seiner Vorstellung von Individualität entsprach.
    Die Frau, wenn man sie eine Frau nennen konnte, trug eine Netzhülle statt einer Haut um ihren ganzen Körper. Ihr Inneres drückte rot und glänzend und wenig bequem durch Lücken in dem Gewebe. Trotzdem hatte sie erkennbar die Form einer Person. Auch besaß sie etwas, das nach Augen aussah, und Lippen, die in einem immerwährenden Ausdruck arroganter Geringschätzung fixiert waren. Mr. Whatley stellte sie als Miss Yarborough vor, und sie nickte, ohne mich eines Wortes zu würdigen. Die Kinder starrten sie ohne Abscheu mit wachsender Faszination an, denn sie lebte und atmete und unterschied sich deutlich von den anatomischen Darstellungen, mit denen wir uns im Unterricht beschäftigt hatten. Ich musste James einen Klaps auf die Hand geben, bevor er einen Finger in das nasse Fleisch unter ihrer Netzumhüllung stecken konnte.
    Der Mann hingegen war sehr gesprächig. Er besaß gar keinen Körper. Er bestand aus einer dichten, gasförmigen Substanz, die eine menschenähnliche Gestalt formte, dennoch war er die lebendigste Person im Zimmer. Er hatte keine Gesichtszüge, doch als ihn Mr. Whatley vorstellte, wechselte seine Farbe von Silber zu einem tiefen Blau.
    »Mrs. Markham, das ist Mr. Snit«, sagte Mr. Whatley. Der Herr verbeugte sich tief, so tief in der Tat, dass man meinen konnte, er wollte sich über den Brauch des Verbeugens lustigmachen. Er nahm meine Hand in seine kühlen, nebeligen Extremitäten und küsste sie höflich.
    »Das Vergnügen ist tausendfach auf meiner Seite, meine verehrte Dame.«
    Ich errötete höflich, und Miss Yarborough verdrehte die Augen.
    »Werden Sie nüchtern, Snitty, oder Sie überstehen das Abendessen nicht.«
    Mr. Snit nahm einen entrüsteten rötlichen Ton an.
    »Es bedarf schon eines gewissen Rauschzustandes, meine liebe Miss Yarborough, um es einen ganzen Abend

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