Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Titel: Charlotte Und Die Geister Von Darkling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boccacino
Vom Netzwerk:
am Arm fest, zog mich an seine Brust und drückte seine Lippen auf meinen Mund. Die Klänge, die mich bei seiner Berührung erfüllten, entluden sich in einem Schauer von Gefühlen, und die Dunkelheit um uns flammte in einem unsichtbaren Licht. Er gab meine Lippen frei, und ich lege meinen Kopf an seine Schulter, um zu Atem zu kommen.
    »Henry.« Er erstarrte beim Klang seines eigenen Namens. Er ließ mich los und begann zu stammeln.
    »Es tut mir so leid   … ich weiß nicht, was über mich gekommen ist   … Wenn ich Sie beleidigt habe   …«
    »Nein, das haben Sie nicht.« Ich griff nach seiner Hand. Aber er entzog sie mir.
    »Ich habe die Situation ausgenutzt. Sie sind meine Angestellte. Die Kinder   …« Er wich kopfschüttelnd zurück. »Verzeihen Sie mir, ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht.« Mr. Darrow drehte sich um und rannte fast auf dem Weg zur Tür und ließ mich allein zurück mit den Scherben der Tasse in der Spüle, die nicht annähernd so scharf oder schmerzlich waren wie jene, die ich innerlich fühlte.

DREIZEHNTES KAPITEL
    Die Puppenkinder
    Nach einer unruhigen Nacht angespannten Lauschens auf das Klirren von Ketten oder das Scharren von schmutzigen Fingernägeln über die Wand stand ich auf und ging frühstücken. Mr. Darrow ließ sich nicht blicken, auch nicht zum Mittagessen, und ich war erleichtert darüber. Meine Angst vor unserer nächsten Begegnung war so groß, dass ich, als die Buben nach ihrem Nachmittagsspaziergang fragten, bereits draußen auf sie wartete, noch bevor sie ihre Mäntel angezogen hatten. Wir marschierten unter dem Vorwand los, den Friedhof zu besuchen, und erreichten die Nebelwolke hinter dem Käfig aus Wurzeln im Wald.
    Ich wusste nicht, was ich zu Lily sagen würde. Wie konnte ich ihr ins Gesicht sehen?
    Warum sollten Sie sich dafür schämen, sich zu nehmen, was Ihnen gehört?
    Ich versuchte vergeblich, die Stimme in mir, die seit der Unterhaltung mit Mr. Whatley immer lauter geworden war, zum Schweigen zu bringen. Es klang egoistisch und herzlos, aber auch machtvoll und selbstsicher, und drohte, die guten Manieren umzustoßen, auf die ich immer (vielleicht törichterweise) stolz gewesen war. Und ich war unentschlossen, ob ich dem nun widerstehen sollte oder nicht.
    Duncan erwartete uns im Obstgarten. Er war wieder gewachsen und meinem Alter nähergerückt. Seine Haut hatte jede Verfärbung verloren. Er war nun fast menschlich, bis auf das steteschelmische Lächeln, das seinem Gesicht etwas Maskenhaftes verlieh.
    Zwei frische Anzüge warteten auf die Buben in ihrem Zimmer.
    »Es scheint, man erwartet, dass wir uns zum Abendessen umziehen.« Ich versuchte James dabei zu helfen, aber er wurde neidisch auf die silbernen Manschetten seines älteren Bruders, und Paul nahm es nicht hin, dass ihn sein kleiner Bruder von hinten zu strangulieren versuchte. Ich zog sie auseinander, so gut ich es vermochte, wobei beide während dieses Vorganges an Haut und Haaren verlustig gingen. Ich drohte ihnen mit einer indischen Folter, die so schrecklich war, dass ich sie ihnen nicht beschreiben konnte, weil ich fürchtete, dass ihre jungen zarten Seelen Schaden nehmen könnten.
    Dann ließ ich sie allein und begab mich in meine eigene Unterkunft. Ein dunkelgrünes Kleid hing auf der Ankleidepuppe neben dem Kleiderschrank für mich bereit. Ich zog es von der Schneiderpuppe und hielt es an meinen Körper. Es war ein exquisiter, glatt fließender Stoff und extravaganter gearbeitet, als alles, was ich mir je hätte leisten oder gar in Mrs. Willoughbys Kleidergeschäft kaufen können.
    Ich dachte an Susannah und das Versprechen, das ich ihrem Mann gegeben hatte. Überlassen Sie es mir. Aber wie weit war ich damit gekommen? Ich verstand immer noch zu wenig von dem, womit ich es hier wirklich zu tun hatte, und ich war all der Dinge auch längst nicht gewachsen. Ich weigerte mich, mir vorzustellen, was mit meiner Freundin geschehen würde, wenn ich versagte.
    Ich begann mich auszuziehen, und als ich in meiner Unterwäsche dastand, betrat Mrs. Darrow das Zimmer und schloss die Tür. Ich war erschrocken und versuchte meine Nacktheit zu verbergen, indem ich das Kleid an mich drückte. Heftiger als gewollt schnappte ich:
    »Mrs. Darrow!«
    Weder wandte sie den Blick ab, noch entschuldigte sie sich. Wortlos kam sie auf mich zu und nahm mir das Kleid aus den Händen. Ebenso wortlos half sie mir hinein, strich es glatt und schloss es schließlich. Als sie fertig war, drehten wir uns

Weitere Kostenlose Bücher