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Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Titel: Charlotte Und Die Geister Von Darkling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boccacino
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lang mit Ihnen auszuhalten.«
    Lily zog mich auf die andere Seite des Salons und stellte mir weitere Gäste vor. Ich traf einen blonden Burschen, der ein paar Jahre jünger als Olivia war, aber sie an Schönheit bei Weitem übertraf, und seine Mutter, eine respekteinflößende, aber sympathisch wirkende Frau. Neben ihr standen zwei große, hoch aufgeschossene Wesen, die wie Tausendfüßer aussahen. Beide hatten zwölf verschieden geartete Gliedmaßen entlang der gefleckten Unterseite, die ihre Körper auf Augenhöhe aufrichteten, und verfügten über Knollenaugen an der Seite des erhobenen Endes.
    »Mrs. Markham, ich möchte Sie mit Mrs. Aldritch und ihrem Sohn Dabney bekannt machen«, sagte Lily. Mrs. Aldritch nickte.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Mrs. Markham.«
    »Guten Abend«, sagte der Sohn. Wenn er sprach, schienen sich aller Augen im Raum auf ihn zu richten, während seine perfekten Lippen die Worte formten. Falls ihm diese Aufmerksamkeit auffiel, ließ er es sich nicht anmerken.
    »Und das sind der Professor und Mrs. Baxter.«
    »Sehr erfreut.« Ich begrüßte die beiden, aber als ich blinzelte, fiel mir etwas Merkwürdiges an ihnen auf. In dem Augenblick,bevor sich meine Augen schlossen, und wiederum in dem Moment, als sie sich öffneten, schienen die Baxters zu verschwinden. Es war ein seltsames Gefühl, weshalb ich das Blinzeln unterdrückte, wenn ich sie ansah.
    »Hallo«, sagten die Baxters gleichzeitig und lächelten lippensynchron. Dankbarerweise befreite mich Mr. Samson, der plötzlich neben mir auftauchte. Er nahm mich am Arm und führte mich auf die andere Seite des Salons.
    »Mrs. Markham! Ich freue mich, Sie wiederzusehen, meine Liebe.« Ich konnte den Whisky in seinem Atem riechen.
    »Ganz meinerseits, Mr. Samson«, erwiderte ich förmlich und befreite mich aus seinem Griff.
    »Was halten Sie von der Party?«
    »Eine interessante Sammlung von Gästen, gelinde ausgedrückt.«
    »Nach meinem Geschmack sind sie auch nicht. Gegenwärtige Gesprächspartner natürlich ausgenommen.« Er starrte auf den einzigen Gast, den ich noch nicht kennengelernt hatte, einen Mann mit einem flachgedrückten Gesicht und geringeltem grauen Haar, das den Teil verbarg, an dem üblicherweise Mund und Kinn sein sollten. Sein Körper war überzogen mit dünnen Platten verkalkter, durchscheinender Haut, und statt Armen oder Beinen besaß er kräftige, rüsselförmige Glieder, die aus Spalten seiner ausgetrockneten Fleischhülle herauswuchsen.
    »Es ist unhöflich, jemanden anzustarren«, sagte Mr. Whatley, der von hinten zu uns trat. Mr. Samson wandte sich um und stieß seinem Gastgeber den Finger in die Brust.
    »Wollen Sie mich beleidigen, Sir? Damit, dass Sie diese   … Kreatur einladen?«
    »Mr. Cornelius ist ein geschätztes Mitglied der Gesellschaft, nicht anders als Sie. Wie ich Ihnen schon in der Vergangenheitklarmachte, habe ich keine Präferenzen. Wenn Ihnen etwas nicht passt, ist das ganz allein Ihre Sache.«
    »Sie spielen ein gefährliches Spiel, Whatley.«
    »Das sind die Einzigen, die es wert sind, gespielt zu werden. Würden Sie mir nicht zustimmen, Mrs. Markham?« Er bedachte mich mit einem wissenden Blick und seinem schiefen Grinsen. Mr. Samson entfernte sich schnaubend und ließ mich mit dem Herrn von Darkling allein.
    »Ein faires Spiel halte ich für interessanter als ein gefährliches«, erwiderte ich mit einer merklichen Schärfe im Ton. Zu meiner Überraschung nickte Mr. Whatley.
    »Eine Unterscheidung zwischen den beiden kann schwierig sein, vor allem, wenn ein Gegner die Vorteile nicht erkennt, die Ihnen zu Eigen sind.« Darauf wusste ich keine Antwort und blickte ihn mehr verwirrt als ablehnend an. Er nickte mir zu und verkündete den Gästen, dass aufgetragen sei. Wir schlenderten langsam in den Speisesaal.
    Der Raum war völlig verändert. Ich erkannte ihn kaum wieder. Der Saal war für den Anlass auf außerordentliche Weise dekoriert worden. Blitze waren eingefangen und auf schwarzen Metallpodesten zu beiden Seiten aufgestellt worden. Glasmalereien aus Mr. Whatleys Sammlung schmückten die Wände. Jede stellte eine andere Landschaft dar: ein trostloses, von Kratern übersätes Ödland in einer, eine felsige Küste mit einer bekannten roten Festung in der Ferne in einer anderen, eine gewaltige, verfallende Stadt in einem der größeren Bilder sowie sogar eine Darstellung der Wälder außerhalb Evertons. Bei genauerer Betrachtung stellte ich fest, dass es sich dabei nicht einfach nur um

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