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Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Titel: Charlotte Und Die Geister Von Darkling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boccacino
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abgeschaut hatte, und die Wand hinter dem Relief glitt auf.
    Der Raum war leer bis auf den beängstigenden Metallstuhl mit den Haltegurten und dem fahrbaren Tischchen, das auf seinen Rädern davorstand. Ich schritt durch die mit hauchdünnen Schleiern abgetrennten Abteile zum Zentrum des Raumes, während die Kerzenmänner draußen warteten, weil sie sich weigerten einzutreten.
    Ich ließ mich auf die Knie nieder und öffnete ein Schränkchenunter dem Tisch, worin sich ein Dutzend Reihen von Fläschchen befand. Jedes war in einer eleganten Handschrift beschriftet. Auf den Fläschchen stand »erwürgt«, »dahingesiecht«, »gepfählt«, »ertrunken«, »›verbrannt«, »erschossen«, »gefressen«, »erfroren«, »gestürzt« und so weiter, jedes mit einem anderen Missgeschick gekennzeichnet. Ich steckte eines mit der Aufschrift »zerstückelt« in meine Tasche und hielt bei »verbrannt« inne. Ich zog den Stöpsel heraus und roch am Inhalt. Es roch nach Holzkohle. Nicht gerade anregend, aber um Cornelius etwas Nützliches zu liefern, musste ich wissen, was es war. Ich tauchte einen Finger in die schwarze Flüssigkeit, so dass eine dünne Spur auf meiner Haut verblieb, und kostete vorsichtig.
    Plötzlich war ich nicht mehr ich selbst. Die Luft loderte um mich herum in Feuer und Rauch. Ich hatte etwas Schweres in Stoff eingewickelt bei mir und lief von Zimmer zu Zimmer, während meine Haut aufplatzte und mein Haar am Schädel verkohlte. Als ich durch die Tür in die kühle Nachtluft hinausstürmte, strich sie über mein glühendes Fleisch und brachte keine Linderung, nur eine neue Woge von Schmerz, bis ich zu Boden stürzte.
    Das schwere Bündel, das ich getragen hatte, öffnete sich und enthüllte das versengte Gesicht einer Frau mit blondem Haar und einer kurzen, spitzen Nase; ein Gesicht, das ich im Spiegel sah, immer wenn ich versuchte, das Bild meiner verstorbenen Mutter zu beschwören, weil es mir Kraft verlieh. Doch in diesem Moment raubte mir der Anblick jeden letzten Hauch von Energie und Fassung, den ich noch hatte. Ich schrie, und während ich schrie, versank die Welt um mich in die Dunkelheit des Vergessens, wo ich, wie mir schien, eine Ewigkeit blieb, erstarrt vor Grauen beim Anblick meines eigenen, am Boden liegenden Körpers und der Erkenntnis, dass die durch das brennende Haus laufende Person Jonathan war. Für einen Augenblick hatte ich gespürt, was er fühlte, als er starb.
    Etwas packte meine Schulter. Ich fuhr herum und ließ beinah das Fläschchen fallen. Duncan stand hinter mir, einen Finger an seine ironisch lächelnden Lippen gedrückt.
    »Jetzt wissen Sie es.« Einen Moment glaubte ich, der Stumme hätte gesprochen, doch dann tauchte Mr. Samson hinter ihm auf, die Augen blutunterlaufen und das Gesicht tiefer gefurcht, als dies beim Abendessen zu sehen gewesen war.
    »Tod. In jedem.« Ich deutete erschöpft auf die rauchfarbenen Fläschchen.
    »Viele verschiedene Arten von Tod.« Mr. Samson ließ seinen schweren Körper auf den metallenen Stuhl sinken und ließ sich von Duncan festschnallen. »Wir schlüpfen aus den verschiedensten Gründen in die menschliche Haut, aber für die meisten von uns   … ist es der Wunsch nach Frieden. Nach endlosem Frieden. Näher als auf diese Weise werden wir diesem Wunsch niemals kommen.«
    »Cornelius und die anderen   …«
    »Sie fürchten uns. Dem Tod war der Zutritt zur Endwelt nie gestattet. Wenn sich das ändern würde   … der Tod für manche würde den Tod für alle bedeuten.« Er deutete auf eines der Fläschchen, und Duncan traf seine Vorbereitungen.
    »Der Tod, den ich sah   … den ich fühlte, es war der meines Mannes.« Ich brachte die Worte kaum heraus.
    »Tatsächlich? Welch seltsamer Zufall. Aber andererseits gibt es wenig, das Mr. Whatley dem Zufall überlässt. Er treibt gern seine Spielchen. Aber trotz allem, was Sie auch immer denken, oder vielleicht denken möchten, ist er ein großer Mann. Er schenkt uns Frieden, wenn auch nur für ein paar Augenblicke.«
    Ich deutete auf die Fläschchen. »Woher hat er sie?«
    »Er sammelt sie. Beobachtet sie, wenn sie passieren, glaube ich. Ich würde es ihm allerdings zutrauen, dass er hin und wieder auch ein bisschen nachhilft, um seine Sammlung zu erweitern.«
    Der Mann in Schwarz.
    Whatley.
    »Dann muss man ihn aufhalten.«
    »Ganz im Gegenteil, Mrs. Markham. Ihr habt euren eigenen Tod. Lasst uns den unseren.«
    Duncan hielt Mr. Samson einen durchnässten Zuckerwürfel an die Lippen, und der

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