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Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Titel: Charlotte Und Die Geister Von Darkling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boccacino
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Mann zerbiss ihn mit einem befriedigten Knirschen. Sein Körper begann zu zucken, und ich verließ den Raum und kehrte in das wenig Trost versprechende fremde Bett in dem fremden Haus des Wesens zurück, das meinen Mann ermordet hatte.

VIERZEHNTES KAPITEL
    Schlüssel und Schloss
    Die Kinder und ich frühstückten allein. Als wir fertig waren, führte uns Duncan durch den Obstgarten zurück. Als wir Everton erreichten, brachte ich die Kinder in das Klassenzimmer hinauf, um mit ihrem Unterricht fortzufahren. Es wäre schwer zu sagen gewesen, wer von uns gedrückterer Stimmung war. Die Jungs beantworteten die Fragen ohne Widerspruch und blickten kaum auf, als Ellen hereinkam und mir mitteilte, dass mich Mr. Darrow in seinem Arbeitszimmer zu sprechen wünschte.
    Er stand an seinem Schreibtisch, als ich eintrat.
    »Mrs. Markham.«
    »Mr. Darrow. Ich sah Sie heute nicht beim Frühstück.« Ich setzte mich ihm gegenüber. Er blieb, wo er war, und stützte sich auf seine Handflächen, als er sich vorlehnte. Er wirkte angespannt und unsicher.
    »Ich musste über vieles nachdenken.«
    »Das gilt auch für mich.«
    Er öffnete seinen Mund, aber er blieb stumm. Er sah mir kurz in die Augen und suchte nach Worten.
    »Was letzte Nacht passiert ist   … ich fürchte, ich habe Sie in eine sehr unangenehme Lage gebracht.«
    »Das dürfen Sie nicht denken.« Ich legte zögernd meine Hand auf seine, doch er zog sie fort.
    »Aber das tue ich, und ich sehe nur eine Lösung.« Er ließ sich auf den Stuhl sinken und vermied es, mich anzusehen. »Ich muss Sie fortschicken.«
    »Das meinen Sie nicht wirklich.«
    »Ich habe Ihre Freundlichkeit und Ihre Freundschaft ausgenutzt, das ist mir jetzt bewusst geworden. Es ist zu Ihrem eigenen Besten.«
    »Ich möchte nicht gehen. Bedeutet das gar nichts?« Alles drohte mir aus den Händen zu gleiten, das Märchenbuchende, meine Zukunft mit den Kindern, Henrys Glück, Lilys Erlösung, meine Rache an Whatley – nichts von alledem würde mir gelingen.
    »Das darf es nicht. Wir müssen an die Kinder denken. Ihre Reputation.«
    »Meine Reputation ist vollkommen intakt.«
    »Und ich möchte, dass es auch so bleibt. Die Diener werden zu tuscheln beginnen.« Da fing ich an zu verstehen. Mein Zorn gewann die Oberhand, und die Maske der Regeln und der Zurückhaltung, die mir zu entgleiten gedroht hatte, tat es endlich.
    »Ich verstehe. Natürlich, wie dumm von mir, es ist nicht meine Reputation, die Ihnen am Herzen liegt.«
    »Das habe ich nicht damit gemeint.«
    »Ist es ihnen jemals in den Sinn gekommen, Henry, dass ich es sein könnte, die Sie benutzt?«
    »Nein, niemals!«
    »Vielleicht hätten Sie daran denken sollen. Vielleicht sind Sie einfach stärker als ich, denn ich werde nie die Kraft haben, meine Gefühle für Sie zu verleugnen.« Er starrte mich mit offenem Mund an.
    »Wollen Sie es den Kindern sagen, oder soll ich es tun?«, fuhr ich fort. »Ich habe keine Ahnung, wie sie es verkraften, schon wieder eine Frau in ihrem Leben zu verlieren.«
    »Ich sollte derjenige sein, der es ihnen sagt.«
    »Dann gehe ich packen.«
    »Bitte, seien Sie nicht böse.«
    »Lieber Gott, ich bin nicht böse! Ich bin nur todunglücklich.«
    Sein Mund bewegte sich irgendwie mechanisch, aber kein Ton kam heraus. Ich drehte mich um und stürmte aus dem Arbeitszimmer. Ich schlug die Tür mit einem befriedigenden Knall hinter mir zu, dessen Echos mich bis hinauf ins Klassenzimmer begleiteten. Die Buben saßen auf ihren Bänken und lasen in ihren Büchern.
    »Der Unterricht ist für heute zu Ende.«
    »Was, jetzt schon?«, fragte Paul ungläubig.
    Ich konnte ihm nicht antworten, denn ich fürchtete, meine Fassung zu verlieren. Ich hatte nicht die Wahrheit gesagt, denn ich war böse. Nicht nur auf ihn, sondern auf mich selbst, dass ich mich einer Illusion hingegeben und sie auch noch in Worte gefasst hatte. Ich war blind gegenüber der Realität gewesen. Ich hatte auf ein Märchen gehofft, das nicht wirklich war und kaum je wahr wurde. Männer wie Henry Darrow verliebten sich nicht in ihre Diener. Sie vergewaltigten sie und schickten sie fort, um ihre unehelichen Kinder irgendwo in Armut aufzuziehen. Ich begann, pathetisch zu werden, und riss mich zusammen. Henry hatte sich außer dem Kuss in der Küche nichts bei mir herausgenommen. Wieder spürte ich den Verlust. Männer wie Henry Darrow bescherte einem das Schicksal nicht sehr oft, und das machte alles nur schlimmer.
    Ich überlegte, welche Möglichkeiten sich mir

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