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Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Titel: Charlotte Und Die Geister Von Darkling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boccacino
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anderen zu beschäftigen, besonders, wenn getanzt werden kann. Gehen wir?«
    Ich nahm seine Hand, und wir mischten uns unter die anderen Dorfbewohner auf der Tanzfläche. Das Stück war sehr schnell, und wir verbrachten mehr Zeit damit, Partner zu wechseln, als miteinander zu tanzen. Wir waren erleichtert, als die Musik langsamer wurde, und jeder Tänzer zu seiner ursprünglichen Partnerin zurückkehren musste. Henry nahm meine Hände in seine und blickte mich an. Er sah mich vielleicht zum ersten Mal seit jenem Abend in der Küche wirklich an.
    Es war ein tiefer Blick, während wir uns zur Musik drehten, wobei der Saum meines Kleides in der Luft schwebte und überseine Beine streifte. Wir bewegten uns nicht allzu dicht miteinander, doch die Verbindung unserer Hände schuf eine Spannung in dem Abstand zwischen uns, die den übrigen Saal verdunkelte und der Musik ein romantisches Feuer verlieh, das nur für uns hörbar sein konnte. Ich wollte nicht, dass es je aufhörte, und eine lange Weile schien es auch, als würde die Musik nie enden. Wir tanzten und tanzten, bis ich meine Beine nicht mehr spüren konnte, nur noch seine Berührung und das tiefe Hämmern meines Herzens.
    Aber es fand ein Ende, und als es vorbei war, ließen unsere Hände einander nicht los. Wir schlängelten uns durch das Haus, vorbei an einer genüsslich empörten Cornelia Reese, die wenigstens einen Monat lang ein formidables Klatschthema mit ihren Freunden und Bekannten haben würde, und vorbei an Mrs. Norman in ihrem Pfauenhut, deren schmale, ernste Lippen ein schwaches beifälliges Lächeln verrieten. Dann waren wir draußen in den frostigen Gärten von Arkham Hall. Unter einem schwarzen und leeren Himmel, hinter einer mit Reif überzuckerten Hecke, zog mich Henry an seine Brust und küsste mich tief und leidenschaftlich, ohne Scheu oder Zurückhaltung. Unsere Lippen wurden eins, alle Ängste schwanden, lösten sich auf, als etwas Neues geflochten wurde, etwas Gutes und Reines und Starkes, voller Versprechen und Hoffnung. Ich versank ganz in diesem Augenblick, bis ein schriller, spitzer Schrei die kalte Luft durchschnitt.
    Es war der Schrei einer Frau, aber ich wusste bereits, wer es gewesen sein musste. Ich befreite mich aus Henrys Armen und rannte durch die Anlage den Echos nach, die von den Steinstatuen und leeren Vogelbrunnen widerhallten und wie gefrorene Schatten des Schreis in der Luft zu verharren schienen. Mit dem Saum des Kleides in Händen rannte ich, so schnell ich konnte, während die kalte Luft mir fast den Atem raubte. Als ich umein Lattengerüst mit verwelkten Ranken herumschoss, sah ich Susannah auf der kalten Erde liegen. Sie hatte die Hände vors Gesicht geschlagen, als sich etwas über ihr formte. Ein Schatten wand sich aus der Schwärze, glitt heraus, gewann feste Form, nass und glänzend. Seine Oberfläche gefror in der Kälte und knirschte, als sich ein rankenähnlicher Auswuchs um Susannahs Hals legte und sie in die Luft hob. Ihre Füße scharrten vergeblich Halt suchend über den Boden.
    In dem Augenblick, als das Wesen Susannah berührte, begann die kleine Bernsteinscheibe an ihrem Hals zu leuchten. Ein düsteres grünes Licht ging pulsierend von ihr aus. Es umhüllte Susannah und versengte das Fleisch der Kreatur, bis sie sie vor Schreck und Schmerz fallen ließ.
    In diesem Augenblick sah ich alle, die ich verloren hatte, vor mir, und der Schmerz gefror zu eisiger Wut, schmolz zu glühendem Hass, ließ mich auf die Kreatur losspringen. Ich trat und biss und kratzte mit den Nägeln, bis mir ein dunkler Auswuchs aus ihrem Körper ins Gesicht peitschte und ich zu Boden fiel. Das Ding schwebte über mir und verdeckte das wenige Licht von jenseits der schimmernden Wolken. Es stank penetrant nach Ammoniak und Schwefel. Ich fürchtete den Tod nicht, denn ich wusste, dass meine Lieben auf mich warteten, doch als die Kreatur auf mich herabstieß, knallte ein Schuss und etwas sprühte nass über mein Gesicht. Das Ding zuckte zusammen und zitterte. Es schien sich in sich selbst zu verkriechen. Türen gingen auf und Stimmen kamen vom Haus her, während das Wesen zu etwas Menschenähnlichem schrumpfte und in die Dunkelheit des winterlichen Grundstückes floh.
    Ich tastete nach meinem Gesicht. Ich war nicht sicher, ob die Nässe, die ich spürte, von meinem eigenen Blut herrührte oder von dem unmenschlichen Angreifer. Susannah setzte sich auf. Sie hielt ihre Knie in Fötushaltung umklammert und schaukeltevor und zurück. Henry

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