Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Titel: Charlotte Und Die Geister Von Darkling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boccacino
Vom Netzwerk:
stand mit einer rauchenden Pistole in der Hand neben ihr. Er half mir aufzustehen.
    »Geht es Ihnen gut?«
    »Ja   … ja, es geht mir gut.« Das war nicht der Mann in Schwarz, wollte ich sagen, das war etwas völlig anderes . Es gab Aspekte in Whatleys Spiel, die ich immer noch nicht verstand, und das machte mir Sorgen. Warum Susannah?
    Ich ließ Mr. Darrows Hand nicht los, als ich wieder stand. Ich ging hinüber zu meiner Freundin. Ihr Blick ging ins Leere. Sie murmelte zu sich selbst.
    »Sie müssen geschlossen bleiben. Niemals offen. Wenn sie offen sind, kommt alles heraus, aus der Dunkelheit   …«
    Ich kniete mich neben sie und küsste sie auf die Stirn.
    »Wer war es, Susannah? Wer hat dich angegriffen?«
    »Wolf im Schafspelz. Monster unter dem Bett.«
    Henry schüttelte den Kopf und legte die Hand auf meine Schulter.
    »Wir holen Dr. Barbury.«
    »Jemand sollte erst Lionel herholen.«
    »Natürlich.« Die Stimmen vom Haus her wurden deutlicher. Ich deutete auf die Pistole, die Henry noch immer umklammerte.
    »Sie hatten eine Waffe.«
    »Ich habe sie noch.«
    »Warum?«
    »Weil hier ein Wahnsinniger herumläuft.«
    »Glauben Sie wirklich, dass das ein Mann war?«
    Er sah mich seltsam an, hatte aber keine Gelegenheit mehr, etwas zu sagen, denn die anderen Festgäste kamen heran, zogen Kleider und Jacketts enger um den Hals und hielten den Atem an bei der makaberen Szene, die sich ihnen bot: die gefrorene schwarze Blutlache, vor der wir drei standen.
    Lionel wurde gerufen und wollte seine Frau nach Hause bringen. Der Doktor, der sie mit missmutiger Miene untersuchte, meinte, dass es Orte für Menschen gäbe, die extremem Schock ausgesetzt waren, Orte, an denen sie wieder genesen könnten. Davon wollte Lionel nichts wissen.
    Henry und ich holten die Kinder und fuhren stumm und nachdenklich nach Hause. In Everton angekommen, brachte ich die Buben in ihre Zimmer. Ich spürte Mr. Darrows Blick ine meinem Rücken, als wir die Treppe hinaufstiegen, und konnte mich nicht zurückhalten, mich umzusehen und seinem Blick zu begegnen.
    Auf meinem Bett lag ein Pergamentumschlag mit einem blauen Wachssiegel. Ich öffnete ihn mit einem Brieföffner und las:
    Sie sind herzlich eingeladen
    zum Debütantinnenball von
    Miss Olivia Whatley
    Morgen Abend
    Nach Einbruch der Dämmerung
    Ich las die Einladung ein Dutzend Mal und legte sie auf meinen Nachttisch, während ich mein Nachtgewand anzog. Jemand hatte den Brief in mein Zimmer gelegt, jemand aus dem Darkling-Haus. Das war kein kleiner Hausfriedensbruch, das war eine offene Kriegserklärung. Ich grübelte die halbe Nacht über die Konsequenzen nach, und als ich schließlich einschlief, träumte ich, dass ich mit Mr. Whatley am Rande eines Abgrundes tanzte, und wir drehten und drehten uns, bis keiner mehr sicher sein konnte, wer den Halt verlieren und in die Tiefe stürzen würde.

SECHZEHNTES KAPITEL
    Mrs. Whatley
    Ich sah keine Möglichkeit, ohne die Kinder nach Darkling zu gehen. Wenn ich allein kam, würde Mr. Whatley merken, dass etwas nicht stimmte. Und was, wenn die Kinder herkamen, um nach mir zu suchen? Allein in der Endwelt wären sie hilflos den Machenschaften Mr. Whatleys ausgeliefert, denn ich war überzeugt, dass er hinter allem steckte, das in Blackfield geschehen war, und dass er auch die Verantwortung für das traurige Geschick Lily Darrows trug. Es war die einzige Erklärung, denn das Ding, das ich letzte Nacht gesehen hatte, war nicht natürlich gewesen, wäre aber in der Endwelt wohl nicht fehl am Platz.
    Als wir aus dem Wald in das Haus von Darkling traten, fiel uns sofort auf, dass etwas anders war, denn die Fruchtkinder in den Bäumen waren aus ihrer ledrigen Haut geschält worden und hielten winzige Kerzen in ihren kleinen Händen, was den Obstgarten in ein Meer von flackernden Sternen verwandelte. Selbst Duncan war verändert. In schwarzem Frack verbeugte er sich tief, bevor er uns zum Haus führte, das in einem übernatürlichen Licht von innen heraus leuchtete. Es war fast einladend.
    Wir konnten die fernen Geräusche des Festes hören – Lachen, Rufen, das Klingen von Gläsern, ein Echo der Musik. Auf die Einladung hin hatte ich die Kinder dem Anlass entsprechend gekleidet, obgleich beide nicht sehr glücklich darüber gewesen waren, so kurz nach dem Weihnachtsball schon wieder festliche Kleidung tragen zu müssen. Für mich hatte ich ein hochgeschlossenes Kleid mit einer Opalbrosche am Hals gewählt.
    Als wir eintrafen, schien sich der Ballsaal

Weitere Kostenlose Bücher