Charlotte Und Die Geister Von Darkling
gekommen sind, da meine Tochter Olivia erwachsen geworden ist und ihren eigenen Weg gehen wird. Es ist oft schwerfür Eltern, ihre Kinder loszulassen. Aber ich freue mich, Ihnen sagen zu können, dass ich ein wenig Trost gefunden habe, denn ich werde wieder heiraten. Darf ich Ihnen allen die zukünftige Mrs. Whatley vorstellen.« Er nahm Lily an der Hand, während die Menge vereinzelt applaudierte, begleitet von missfälligem Gemurmel, worein sich ein zorniger Aufschrei von James mischte, der zwischen seinem Bruder und mir stand und vollkommen verwirrt war. »Aber was ist mit Vater?«, stammelte er.
Mr. Whatley gab sich alle Mühe, Mitgefühl zu zeigen, wirkte jedoch nur herablassend.
»Mein lieber Junge, er lebt und deine Mutter ist tot. Solch eine Verbindung wäre nicht möglich.«
Aber James wollte davon nichts hören. Er rannte weinend aus dem Ballsaal.
»James!« Mrs. Darrow lief ihm nach, und plötzlich hörte ich das vertraute Klicken von Mr. Cornelius’ Zangen nah an meinem Ohr.
»Nehmen Sie sie mit und kommen Sie nicht zurück. Jetzt sofort. Laufen Sie.« Ein Stuhl krachte gegen die Wand. Ein Glas zersplitterte am Marmorboden. Stille herrschte im Saal, als sich die Festgäste verwirrt umsahen.
Und dann schrie jemand.
Eine Frau deutete auf den am Boden liegenden Körper Mr. Samsons. Eine klaffende Wunde war an seiner Kehle zu sehen, während er die blutlosen Hautfalten zusammenhielt. Die schleimigen Glieder seines Körpers im Inneren der menschlichen Haut, in die er sich hüllte, begannen, über seine Brust herauszuquellen. Eine der amphibiengesichtigen Kreaturen stand über ihn gebeugt, spuckte ein Stück von Mr. Samsons Fleisch aus und brüllte.
Im Ballsaal brach Panik aus. Ich ergriff Pauls Hand und rannte. Wir taumelten vor Whatleys Gästen zurück, die begannen, sichgegenseitig zu zerreißen. Körper stürzten zu Boden, die weder tot waren noch dabei waren zu starben und einfach zerfetzt und zerstückelt dalagen. Dann drängte sich die Menge zur Tür und blockierte sie, bis Mr. Cornelius sie zur Seite riss, um für uns Platz zu machen.
»Vergesst nicht, was ich gesagt habe.« Er nickte mir zu und warf sich dann in das Handgemenge, wobei sich sein Bart öffnete und eine Reihe scharfer und gefährlich aussehender Körperteile enthüllte, die er in den Hals eines arglosen Gastes stieß. Paul und ich rasten durch das Haus, von einem Zimmer zum nächsten, durch Korridor um Korridor, bis wir durch die Tür nach draußen und die Stufen hinab zum Obstgarten stolperten, wo wir Lily und James fanden. Der Junge wollte nichts mit ihr zu tun haben, aber wir hatten keine Zeit für aufgestaute Emotionen.
»Ich möchte nach Hause«, sagte er. Ich packte seine Hand, als ich loslief. Paul hielt mich atemlos zurück.
»Was ist mit Mutter?«
»Lily, Sie kommen mit uns«, sagte ich, doch Mrs. Darrow schüttelte ernst den Kopf.
»Ich kann nicht. Sie wissen, dass ich das nicht kann.« Doch dann ergoss sich das Chaos aus dem Ballsaal in den Obstgarten. Ein Körper wurde aus einem Fenster des zweiten Stocks geworfen, und der Angreifer sprang hinter seinem Opfer her und hackte noch in der Luft mit Klauen nach ihm, bevor sie auf den Boden prallten.
»Aber ich wette, Sie können.« Alle vier rannten wir zwischen die Bäume. Lily war den Tränen nahe.
»Aber ich bin noch nicht so weit«, sagte sie verzweifelt. James vergaß seinen Zorn, als er seine Mutter in solch einem traurigen Zustand sah. Er fand keine Worte gegen ihr Elend. Wir erreichten den wirbelnden Nebel.
»Mr. Whatley ist verloren, Sie können nicht bleiben. Aber wir können es hinter uns lassen, hier und jetzt«, sagte ich.
»Ich habe solche Angst.«
»Wir werden immer bei dir sein. Ist es nicht das, was du immer wolltest?«
»Ich wollte mehr Zeit. Es gibt so viele Dinge, die ich euch lehren wollte«, sage sie und nahm die Hände ihrer Söhne in die ihren. »Heiratet aus Liebe. Seht euch die Welt an.« Wir erreichten den Nebelschleier, der die Lebenden von den Toten trennte. »Schätzt jeden Tag, der euch mit euren Kindern gegeben ist. Lasst euren Vater nicht einsam werden. Genießt jeden Augenblick.« Lily küsste die beiden, und alle drei weinten.
»Ich weiß nicht, was aus mir werden wird«, sagte sie und ihre Stimme brach, während die Worte über ihre Lippen kamen. Dennoch nickte sie mir zu, und zusammen überschritten wir die Schwelle zwischen Darkling und Everton.
Doch dieses Mal stand eine Gestalt im Nebel.
»Ich fürchte, ich kann keinen
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