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Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Titel: Charlotte Und Die Geister Von Darkling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boccacino
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von euch gehen lassen.« Mr. Samson war nicht mehr er selbst. Sein menschlicher Körper hatte sich vollkommen aufgelöst, mit Ausnahme seines menschlichen Gesichts. Er war eine fettleibige Masse Fleisch und vielgliedriger Auswüchse.
    »Wir gehen heim, Sir«, sagte ich zu ihm. »Wir sind fertig mit Ihrer Endwelt.«
    »Aber wir sind vielleicht nicht fertig mit Ihnen. Wir brauchen Menschen in der Endwelt. Es muss Vergeltung für das geben, was heute Abend geschehen ist.« Sein Körper erzitterte, und vier knochenlose Glieder krochen über den Boden auf uns zu, um uns zu packen. Ich stieß sie mit dem Fuß zur Seite, und Lily warf sich auf Mr. Samson, aber er schleuderte sie wie eine Stoffpuppe zu Boden. Ich sprang auf seinen Rücken und stieß meine Finger in das, was ich für die Augen hielt und bohrte darin herum, dochich vermochte nicht, mich festzuhalten. Er stieß mich zur Seite. Mein Kopf prallte gegen etwas Festes und Hartes. Sterne tanzten vor mir, als ich mit den Namen der Darrows auf den Lippen das Bewusstsein verlor.
    Der Nebel wirbelte über mir, als schließlich jemand meinen Namen rief, leise erst, dann immer lauter wie ein umgekehrtes Echo.
    »Charlotte?«
    Ich öffnete die Augen. Der Himmel leuchtete rosa und lila in der hereinbrechenden Dämmerung.
    »Charlotte? Du lieber Gott, was tragen Sie denn da?« Mir wurde klar, dass wir in Abendkleidung mitten an einem Winternachmittag ziemlich dumm aussehen mussten. Ich war froh, dass ich ein so hochgeschlossenes Kleid trug und die Opalbrosche es dicht um meinen Hals schloss. Aber dann erinnerte ich mich   …
    Ich fuhr herum. Paul und James waren nirgends zu sehen, und hinter dem Wurzelgeflecht führte ein Pfad in den Wald hinein. Der Nebel war verschwunden. Mir stockte der Herzschlag.
    »Wir haben nach euch gesucht. Ihr wart seit Stunden fort«, sagte Mr. Darrow mit zunehmender Besorgnis. »Wir begannen uns Sorgen zu machen   …« Er packte mich an den Armen. »Wo sind die Kinder?«
    »Sie waren gerade noch bei mir!«, erwiderte ich heiser vor Entsetzen. Ich klammerte mich an Mr. Darrow. Ich konnte mir nicht erklären, was geschehen war. Ich konnte es schon gar nicht in Worte fassen. Aber er stellte mir die Frage, die ich fürchtete.
    »Charlotte, wo sind meine Kinder? Was ist passiert?«
    Worte kamen aus meinem Mund, aber ich konnte sie nicht hören. Meine Stimme brach, und mit ihr brach die ganze Welt in Stücke.
    »Sie sind fort.«

DRITTER TEIL
    Die Endwelt

SIEBZEHNTES KAPITEL
    Eine unterbrochene Séance
    »Ich glaube Ihnen.«
    Ich hatte die letzte Stunde auf dem gefrorenen Boden sitzend zugebracht und Mr. Darrow alles zu erklären versucht, was in den letzten Wochen geschehen war. Nichts überraschte mich mehr, als diese drei einfachen Worte, die er sagte, als ich mit meiner Geschichte zum Ende kam.
    »Sie glauben mir? Ganz und gar? Ohne weitere Fragen?«
    »Nach dem, was Nanny Prum geschehen ist, und nachdem ich das Ding gesehen habe, das Susannah Larken angegriffen hat   … Ja, ich glaube Ihnen.«
    Ich legte meine Arme um seine Schultern und mein Kinn auf sein Schlüsselbein.
    »Wir werden sie wiederfinden, Charlotte. Wir holen sie zurück.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. In gewisser Weise war ich dankbar, dass das Versteckspiel ein Ende hatte und dass Mr. Darrow mir glaubte. Aber ich hasste mich auch selbst in diesem Moment. In meiner Eitelkeit und Arroganz hatte ich die Kinder als Figuren in einem Spiel zwischen Mr. Whatley und mir benutzt, und dass ich sie verloren hatte, war ganz allein meine Schuld. Es spielte keine Rolle, dass es in guter Absicht geschehen war. Ich hatte sie in Gefahr gebracht, und nun waren sie verschwunden und zu Geiseln im Bürgerkrieg der Endwelt geworden. Ebenso wahrscheinlich war, dass sie das Geschick ihrer Mutter in Mr. Whatleys geheimer Sammlung teilen würden.
    Wenn Whatley überlebte. Aber das war ein idiotischer Gedanke. Kreaturen wie Whatley überlebten immer. Es waren die Unschuldigen, die litten.
    Als ich erkannt hatte, dass wir alle in Gefahr waren, hätte ich die Verbindung zu Darkling abbrechen und die Konsequenzen akzeptieren müssen. Aber ich wusste, dass das nicht genug gewesen wäre. Konnten wir denn die Augen vor dem verschließen, was Susannah geschehen war oder Nanny Prum? »Wir sollten Sie schnellstens zurück ins Haus bringen.«
    Wir standen noch im Wald, als die anderen Männer des Suchtrupps zu uns stießen. Roland sah mich mitfühlend an, als ich in der winterlichen Kälte in meinem

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