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Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Titel: Charlotte Und Die Geister Von Darkling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boccacino
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und ich zuckten beide zusammen, aber sie nickte zustimmend.
    »Lassen Sie mich oben meine Utensilien zusammensuchen, dann komme ich in Ihr Arbeitszimmer, Mr. Darrow.« Sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Die Dienstboten sind unberechenbar, wenn es um das Übernatürliche geht.« Sie begab sich in die Dienstbotenzimmer. Henry ging in sein Arbeitszimmer und ich in mein Zimmer, wo ich rasch das Darkling-Kleid auszog. Ich war nahe dran, die schwarze, strenge Gouvernantenuniform anzuziehen, in der ich mich älter fühlte und auch älter aussah, als ich war; das Bild einer verbitterten alten Jungfer, die in ihrem unerfüllten Leben anderer Leute Kinder aufzog statt ihre eigenen. Doch dann erschien mir diese Kleidung zu sehr die Anmutung eines Leichentuchs zu verbreiten. Ich wagte es nicht, mir vorzustellen, was mit den Kindern gerade geschah. Ich fand ein einfaches blaues Baumwollkleid mit weißen Nadelstreifen und machte mich auf den Weg zu Mr. Darrows Arbeitszimmer. Mrs. Norman war noch nicht da. Henry stand vor dem Porträt seiner Frau und betrachtete es mit mehr als nur einer Spur Niedergeschlagenheit. Er wandte sich davon ab, als er bemerkte, dass ich in der Tür stand.
    »Wir werden sie finden, Henry«, sagte ich mit mehr Zuversicht, als ich spürte. Er lächelte schwach und wollte antworten, als Mrs. Norman mit einer schweren Reisetasche in den Armen hereinstürmte. Sie stellte sie mit einiger Erleichterung auf Mr. Darrows Schreibtisch und begann, eine Reihe okkulter Requisiten herauszuholen.
    »Mrs. Markham, stellen Sie die Kerzen in einem Kreis um den Schreibtisch auf. Mr. Darrow, schieben Sie die Stühle hierher.« Sie deutete an die Seiten des Tisches. Dann zog sie ein altes, gewichtiges, in Leder gebundenes Buch von ganz unten aus derTasche, wobei Tarotkarten und Phiolen und Fläschchen mit pulverigem und flüssigem Inhalt auf den Boden fielen, was sie gar nicht zu bemerken schien. Sie schlug das Buch auf.
    »Wir setzen uns jetzt und halten uns an den Händen.« Wir formten einen unbequemen Kreis in der Mitte von Mr. Darrows Arbeitszimmer. »Jetzt entspannen   … Einatmen und ausatmen.« Wir taten das eine Weile, bis es totenstill im Raum war und die Luft schwer nach verbranntem Räucherwerk roch.
    Sie fuhr fort: »Unsere geliebte Lily Darrow, wir bitten Sie, mit uns Verbindung aufzunehmen und zu uns zu kommen   …«
    Wir saßen schweigend, warteten darauf, dass etwas geschehen würde.
    »Unsere geliebte Lily Darrow, wir bitten Sie, mit uns Verbindung aufzunehmen und zu uns zu kommen   …« Mrs. Norman wiederholte den Satz ein Dutzend Mal. Nichts geschah. Die Luft wurde stickig, und meine Finger fühlten sich klamm in den Händen der anderen an. Ich begann Mr. Darrows Berührung intensiver wahrzunehmen. Ohne zu denken, drückte ich seine Hand fester und war überrascht, als er den Druck erwiderte. Dann wurde die Luft im Raum plötzlich kälter.
    »Wenn Sie bei uns sind, klopfen Sie bitte einmal«, sage Mrs. Norman auf eine schläfrige Art, wie man sie von einem Medium erwarten würde. Es wirkte, als hätte sie es eine Weile eingeübt. Ein Klopfen ertönte irgendwo und nirgendwo, hallend und fern, vielleicht auf einer Tischplatte in einer anderen Daseinsebene.
    »Wenn wir Verbindung mit Lily Darrow haben, klopfen Sie bitte noch einmal.« Das ätherische Klopfen erklang erneut. »Ich möchte den Geist von Lily Darrow bitten, meinen Körper zu benutzen, um direkt mit uns zu sprechen.« Die Temperatur sank tiefer. Die Kerzen gingen aus, und Mrs. Norman lehnte sich auf ihrem Stuhl vor, bis sich ihr Kopf über dem Tisch befand. Sie fuhr wieder hoch, als sich die Kerzen selbst wieder entzündeten,aber ihre Augen blieben fest geschlossen. Henry und ich sahen uns an.
    »Lily?«
    Mrs. Norman sprach mit ihrer eigenen Stimme, aber sie war höher und melodischer, ohne die an ihr so vertraute kalte Autorität.
    »Henry?«
    »Ja, Liebste! Ich bin hier mit Charlotte.«
    »Oh, Charlotte!« Mrs. Norman entkam ein leises Schluchzen. »Es tut mir so leid. Ich wollte das alles nicht, das müssen Sie mir glauben!«
    Ich gab ihr keine direkte Antwort. »Geht es den Kindern gut?«
    »Ja, aber Mr. Samson weigert sich, uns gehen zu lassen, und er hat Mr. Whatley gezwungen, die Pforte zu schließen. Der Krieg hat begonnen.«
    »Aber warum sind die Kinder so wichtig?«
    »Er will sie benutzen, um die Endwelt zu zerstören   …«
    Mr. Darrow blickte mich verwirrt an, aber ich unterbrach Lily: »Es muss doch irgendeine

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