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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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Begeisterung. »Wie eine Erkenntnis. Eine Erleuchtung. Wie als mir klar wurde, dass ich wieder mit dir zusammen sein möchte. Es war genau dasselbe.«
    Seine Worte sind wie Eiszapfen in meinem Herzen. Einen Augenblick kriege ich kein Wort heraus.
    »Es ist... genau dasselbe?«, sage ich schließlich.
    »Ja, natürlich.« Josh mustert mich verständnislos. »Lara, keine Sorge!« Er greift über den Tisch. »Komm mit mir nach Genf! Wir fangen ein neues Leben an. Und möchtest du die andere Idee wissen, die ich gerade hatte, aus heiterem Himmel?« Sein Gesicht leuchtet vor Seligkeit, als er tief Luft holt. »Ich möchte einen Zoo eröffnen. Was hältst du davon?«
    Mir ist zum Heulen. Ich könnte schreien.
    »Josh...«
    »Nein, hör mich an.« Er schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch. »Wir gründen einen Tierschutz verein. Gefährdete Arten. Wir arbeiten nur mit Experten zusammen, sammeln Spenden...«
    Während er spricht, kommen mir die Tränen. Okay , sage ich in Gedanken zu Sadie. Ich hab‘s begriffen. Ich habe es BEGRIFFEN.
    »Josh...« Ich fahre ihm einfach über den Mund. »Warum wolltest du wieder mit mir zusammen sein?«
    Schweigen. Noch immer hat Josh diesen benebelten Blick.
    »Ich kann mich nicht erinnern.« Seine Stirn runzelt sich. »Irgendwas hat mir gesagt, dass ich es tun soll. Diese Stimme in meinem Kopf. Die hat mir gesagt, dass ich dich noch immer liebe.«
    »Aber nachdem du die Stimme gehört hattest.« Ich gebe mir Mühe, nicht allzu verzweifelt zu klingen. »Hattest du das Gefühl, dass deine früheren Gefühle für mich wieder auflebten?
    Wie bei den alten Autos, wenn man sie ankurbelt und es spotzt und knallt und plötzlich springt der Motor an? Ist da irgendetwas wieder angesprungen?«
    Josh sieht aus, als hätte ich ihm eine Fangfrage gestellt. »Na ja, es war, als hätte ich diese Stimme in meinem Kopf gehört...«
    »Vergiss die Stimme!« Fast schreie ich schon. »War da noch irgendwas?«
    Josh sieht mich genervt an. »Was soll da noch gewesen sein?«
    »Das Foto von uns beiden!« Mir will nichts anderes einfallen.
    »Auf deinem Handy. Es hat doch bestimmt seinen Grund, dass du es behalten hast.«
    »Ach, das.« Joshs Miene entspannt sich. »Ich liebe dieses Bild ganz einfach.« Er holt sein Handy hervor und sieht sich das Foto an. »Mein allerliebstes Bergpanorama auf der ganzen Welt.«
    Sein allerliebstes Bergpanorama.
    »Verstehe«, sage ich schließlich. Mir tut der Hals weh, weil ich meine Tränen herunterschlucke. Ich glaube, endlich sehe ich es ein.
    Eine Weile kriege ich kein Wort heraus. Mit dem Finger umkreise ich den Rand meines Glases, unfähig aufzublicken. Ich war so überzeugt. Ich war so sicher, dass er es spüren würde, wenn wir erst wieder zusammen wären. Es würde klick machen. Es wäre perfekt, genau wie es gewesen war.
    Aber vielleicht habe ich die ganze Zeit an einen anderen Josh gedacht. Es gab einen echten Josh und einen Josh-in-meinem-Kopf. Und die beiden waren fast gleich, bis auf ein winziges Detail.
    Der eine liebte mich, der andere nicht.
    Ich hebe meinen Kopf und sehe ihn an, als sähe ich ihn zum ersten Mal. Sein hübsches Gesicht, sein T-Shirt mit irgendeinem obskuren Band-Logo, das Silberarmband, das er immer ums Handgelenk trägt. Er ist noch derselbe Mensch. Es ist nicht so, als stimmte irgendwas nicht mit ihm. Es ist nur... ich bin nicht die Geige für seinen Bogen.
    »Warst du schon mal in Genf?«, sagt Josh, und meine Gedanken werden wieder in die Gegenwart gerissen.
    Du meine Güte. Genf. Ein Zoo. Wie ist Sadie nur darauf gekommen? Sie hat ihm völlig den Kopf verdreht. Sie ist echt verantwortungslos.
    Gott sei Dank macht sie sich nur an meinem Liebesleben zu schaffen, denke ich grimmig. Gott sei Dank rennt sie nicht herum und versucht, Einfluss auf Staatsmänner oder Leute von ähnlichem Kaliber zu nehmen. Sie könnte den Weltuntergang auslösen.
    »Josh, hör mal«, sage ich schließlich. »Ich glaube nicht, dass du nach Genf ziehen solltest. Oder auf Astrophysik umschulen. Oder einen Zoo eröffnen...« Ich schlucke trocken, mache mich bereit, es auszusprechen. »Und du solltest besser... auch nicht wieder mit mir zusammen sein.«
    »Was?«
    »Ich glaube, das ist alles ein Riesenirrtum.« Ich deute auf den Tisch. »Und... es ist meine Schuld. Tut mir leid, dass ich dich so bedrängt habe, Josh. Ich hätte dich in Ruhe lassen sollen. Ich werde dich nicht mehr belästigen.«
    Josh sieht aus, als hätte er einen Knüppel an den Kopf bekommen.

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