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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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ja, ich musste die Scherben einsammeln, aber sie ist gelehrig. Schreiben Sie sie nicht ab.« Wieder zwinkert sie mir zu. »Okay, danke, Janet. Wir gehen mal zusammen essen. Bis dann.« Ungläubig starre ich Natalie an, die den Hörer auflegt, sich mit dem Stuhl umdreht und mich träge anlächelt. »Und? Was macht die Kunst?«

19
    Es ist Sonntagmorgen, und ich koche immer noch vor Wut.
    Über mich selbst. Wie konnte ich so blöd sein?
    Den ganzen Freitag über war ich dermaßen schockiert gewesen, dass ich keinen Ton herausgebracht habe. Ich habe Natalie nicht zur Rede gestellt. Ich habe keinen von den Punkten angebracht, die ich loswerden wollte. Sie summten nur in meinem Kopf herum wie eingesperrte Fliegen.
    Jetzt weiß ich, was ich zu ihr hätte sagen sollen. Ich hätte sagen sollen: »Du kannst nicht einfach wiederkommen und so tun, als sei nichts gewesen.« Und: »Wie wäre es mit einer Entschuldigung dafür, dass du uns im Stich gelassen hast?« Und: »Wag es ja nicht, Clare Fortescue auf deinem Konto zu verbuchen! Das war ich ganz allein!«
    Und vielleicht sogar: »Du bist also gefeuert worden? Wann wolltest du mir das denn erzählen?«
    Aber nichts dergleichen habe ich gesagt. Ich habe nur geglotzt und wenig überzeugend gestottert: »Natalie! Wow! Wie kommt es, dass du... was... ?«
    Und sie legte mit einer langen Geschichte los, dass sich der Typ auf Goa als verlogenes Arschloch entpuppt habe, und man ja nicht ewig eine Auszeit nehmen könne, ohne verrückt zu werden, und dass sie beschlossen habe, mich zu überraschen und ob ich nicht erleichtert sei?
    »Natalie«, setzte ich an. »Es war echt stressig ohne dich...«
    »Willkommen im Big Business.« Sie zwinkerte mir zu. »Stress gehört zum Erfolg.«
    »Aber du bist einfach abgehauen! Wir wussten von nichts! Wir mussten sehen, wie wir zurande kamen...«
    »Lara.« Sie streckte ihre Hand aus, als wollte sie mich beruhigen. »Ich weiß. Es war hart. Aber es ist okay. Was auch schiefgegangen sein mag, während ich weg war... ich bin ja jetzt wieder da, um alles zu klären. Hallo, Graham?« Sie wandte sich dem Telefon zu. »Natalie Masser hier.«
    Und so ging es den ganzen Nachmittag, nahtlos von einem Anruf zum nächsten, so dass ich gar nicht dazwischenkam. Als sie abends ging, quasselte sie in ihr Handy und winkte Kate und mir nur im Vorübergehen.
    So viel dazu. Sie ist wieder da. Sie benimmt sich, als sei sie die Chefin und hätte nichts falsch gemacht, und wir sollten uns freuen, dass sie zurückgekommen ist.
    Wenn sie mir noch einmal zuzwinkert, springe ich ihr an die Gurgel.
    Trübsinnig binde ich mir einen Pferdeschwanz. Heute gebe ich mir keine Mühe. Zum Sightseeing braucht man kein Flapper-Kleid. Und Sadie glaubt immer noch, ich gehe mit Josh aus, so dass sie mich dieses Mal nicht herumkommandieren wird.
    Ich mustere Sadie heimlich, während ich mein Rouge auftrage. Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich sie belüge. Aber andererseits hätte sie ja nicht so unausstehlich sein müssen.
    »Ich möchte nicht, dass du mitkommst«, warne ich sie zum tausendsten Mal. »Schlag es dir aus dem Kopf.«
    »Nicht mal im Traum würde ich mitkommen!«, antwortet sie gekränkt. »Meinst du, ich will hinter dir und dieser Kasperlepuppe hertapern? Ich guck Fernsehen. Da kommt heute Fred Astaire. Edna und ich machen uns einen ruhigen Tag.«
    »Gut. Na, grüß sie schön von mir«, sage ich sarkastisch.
    Sadie hat eine alte Frau namens Edna gefunden, die ein paar Straßen weiter wohnt und den ganzen Tag nichts anderes macht, als sich alte Schwarzweißfilme anzusehen. Deshalb geht sie fast täglich dorthin, sitzt neben Edna auf dem Sofa und sieht sich Filme an. Sie sagt, problematisch wird es nur, wenn Edna einen Anruf bekommt und den ganzen Film über quasselt, sodass sie inzwischen dazu übergegangen ist, ihr ins Ohr zu schreien: »Halt die Klappe! Hör auf zu telefonieren! « Woraufhin Edna ganz durcheinanderkommt und manchmal sogar den Hörer mitten im Satz auflegt.
    Arme Edna.
    Ich bin fertig mit dem Rouge und betrachte mich im Spiegel. Schwarze, enge Jeans, silberne Ballerinas, T-Shirt und Lederjacke. Normales, 2009er Make-up. Ed wird mich vermutlich nicht erkennen. Ich sollte mir eine Feder ins Haar stecken, damit er weiß, dass ich es bin.
    Der Gedanke lässt mich vor Lachen schnauben, und Sadie sieht mich misstrauisch an.
    »Was lachst du so?« Sie mustert mich von oben bis unten. »Willst du so weggehen? So einen langweiligen Aufzug habe ich ja noch nie

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