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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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gibt nur noch ein dünnes Band, das mich mit der Kette verbindet, und ohne Diamanté bin ich aufgeschmissen. Wenn ich sie vor den Kopf stoße, verliere ich die Kette für immer.
    »Perfekt!« Ich zwinge mich zu einem Lächeln und klatsche Diamanté ab. Ich nehme das Handy und diktiere Flora meine Adresse, wobei ich jedes Wort zweimal buchstabiere.
    Jetzt kann ich nur noch beide Daumen drücken. Und alle Zehen. Und abwarten.

18
    Wir kriegen die Kette wieder. Ich muss daran glauben. Ich glaube daran.
    Trotzdem sind Sadie und ich seit gestern Abend schrecklich nervös. Sadie hat mich angefaucht, als ich ihr heute Morgen auf den Zeh getreten bin (durch den Zeh hindurch, um genau zu sein), und ich habe sie angefahren, weil sie an meinem Makeup herumgemäkelt hat. In Wahrheit fühle ich mich, als hätte ich sie im Stich gelassen. Ich hatte die Kette in Reichweite, zweimal. Und beide Mal habe ich sie entwischen lassen. Es nagt an mir, macht mich störrisch und verkniffen.
    Als ich heute Morgen aufwachte, habe ich überlegt, ob ich mich am besten in den Zug nach Paris setze. Aber wie sollte ich Flora suchen? Wo sollte ich anfangen? Ich fühle mich total machtlos.
    Wir reden beide heute früh nicht viel. Fast scheint es, als wollte Sadie mir aus dem Weg gehen. Als ich im Büro meine E-Mails fertig getippt habe, sehe ich sie dort sitzen, wie sie aus dem Fenster blickt, ganz starr und steif. Sie hat es nie ausgesprochen, aber es muss einsam für sie sein, so in der Welt herumzuschweben. Ich bin die Einzige, mit der sie sprechen kann.
    Seufzend fahre ich meinen Computer herunter und überlege, wo die Kette in diesem Moment wohl sein mag. Irgendwo in Paris. Vielleicht am Hals dieser Flora. Oder in einer offenen Tasche, achtlos liegen gelassen in einem Cabrio...
    Mein Magen drückt, und mir ist schlecht. Ich muss damit aufhören, sonst werde ich noch wie Mum. Ich darf mir nicht ständig vorstellen, was vielleicht schiefgehen könnte. Die Kette taucht bestimmt wieder auf. Ich muss daran glauben. Bis dahin muss ich mein Leben leben. Schließlich habe ich einen Freund, mit dem ich mich zum Mittagessen treffe.
    Ich schiebe meinen Stuhl zurück, ziehe meine Jacke über und nehme meine Tasche.
    »Bis später«, sage ich zu Kate und Sadie und gehe hinaus, bevor eine von beiden etwas antworten kann. Ich will keine Gesellschaft. Wenn ich ehrlich sein soll, bin ich etwas nervös, weil ich Josh gleich wiedersehen werde. Ich meine, es ist nicht so, als hätte ich Zweifel oder irgendwas. Überhaupt nicht. Wahrscheinlich habe ich nur etwas... Schiss.
    Jedenfalls bin ich überhaupt nicht in der Stimmung, als Sadie kurz vor dem U-Bahnhof plötzlich neben mir auftaucht. »Wo gehst du hin?«, fragt sie.
    »Nirgends.« Ich hetze weiter, versuche, sie zu ignorieren. »Lass mich in Ruhe.«
    »Du triffst dich mit Josh, oder?«
    »Wenn du es weißt, wieso fragst du mich dann?«, sage ich kindischerweise. »Entschuldige...« Ich biege um eine Ecke, um sie abzuschütteln. Aber sie lässt sich nicht abschütteln.
    »Als dein Schutzengel bestehe ich darauf, dass du Vernunft annimmst«, sagt sie forsch. »Josh liebt dich nicht, und wenn du auch nur einen Augenblick glaubst, dass er es tut, dann lügst du dir noch tiefer in die eigene Tasche, als ich dachte.«
    »Du hast gesagt, du bist nicht mein Schutzengel«, sage ich über die Schulter hinweg. »Also, halt dich da raus!«
    »Sprich nicht in dem Ton mit mir!«, sagt sie empört. »Ich werde es auf keinen Fall zulassen, dass du dich an irgend so eine hasenherzige, rückgratlose Marionette verschwendest.«
    »Er ist keine Marionette«, fahre ich sie an, dann wetze ich die Treppe zur U-Bahn hinunter. Ich höre einen Zug kommen, also ziehe ich meine Karte durch den Automaten, hetze auf den Bahnsteig und schaffe es gerade noch rechtzeitig.
    »Du liebst ihn nicht mal.« Sadies Stimme folgt mir. »Nicht wirklich.«
    Das ist ja wohl das Letzte! Ich fühle mich so provoziert, dass ich herumfahre und mein Handy zücke. »Das tue ich wohl! Was glaubst du denn, wieso es mir so mies ging? Warum sollte ich ihn wiederhaben wollen, wenn ich ihn nicht liebe?«
    »Um allen anderen zu beweisen, dass du recht hast.« Sie verschränkt die Arme.
    Das wirft mich kurz aus der Bahn. Tatsächlich brauche ich einen Moment, um meine Gedanken zu ordnen.
    »Das ist doch... Quatsch! Das zeigt nur, wie wenig du davon verstehst! Damit hat es nichts zu tun! Ich liebe Josh, und er liebt mich, und...« Mein Satz versiegt, als ich spüre,

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