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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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meine Eltern werden ausflippen, ich habe mein ganzes Erspartes für alte Kleider ausgegeben...
    »Also... falls sie mal nicht mehr will...« Katies Miene hellt sich auf. »Oder wenn sie eine Assistentin braucht...«
    »Ich weiß noch nicht, wie es weitergeht. Ich bin nur... es war alles etwas...« Ich spüre, wie meine Augen brennen. Kate sieht mich so mitfühlend und offenherzig an, und ich stehe so unter Strom, dass mir rausrutscht: »Die Sache ist... wir hatten Streit. Und sie ist verschwunden. Ich habe sie seitdem nicht mehr gesehen und auch nichts von ihr gehört.«
    »Ach, du Schreck!«, sagt Kate bestürzt. »Worum ging es bei dem Streit?«
    »So manches«, sage ich traurig. »Am meisten wohl um... einen Mann.«
    »Und weißt du, ob sie...« Kate zögert. »Ich meine... ist sie okay?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was mit ihr passiert ist. Sie könnte sonst wo sein. Ich meine, normalerweise reden wir den ganzen Tag lang miteinander. Aber jetzt... totale Funkstille.« Ohne Vorwarnung rollt eine Träne über meine Wange.
    »Ach, Lara!«, sagt Kate und sieht fast so bedrückt aus, wie ich mich fühle. »Und dann noch die Sache mit Natalie. Kann Josh dir helfen?« Plötzlich strahlt sie mich an. »Kennt er sie? Er unterstützt dich doch immer...«
    »Ich bin nicht mehr mit Josh zusammen!« Plötzlich entfährt mir ein Schluchzen. »Wir haben uns getrennt!«
    »Ihr habt euch getrennt ?«, stöhnt Kate. »Oh Gott, ich hatte ja keine Ahnung! Du musst ja völlig durch den Wind sein!«
    »Ehrlich gesagt, hatte ich nicht gerade die allerbeste Woche.« Ich wische mir die Augen. »Oder den allerbesten Tag. Und auch nicht die beste Stunde.«
    »Aber es war richtig, sich von Natalie zu trennen.« Kate spricht leise und mit Inbrunst. »Und weißt du was? Alle werden mit dir Geschäfte machen wollen. Sie mögen dich. Und sie hassen Natalie.«
    »Danke.« Ich versuche zu lächeln. Der Fahrstuhl kommt, und Kate hält mir die Tür auf, während ich meinen Karton hineinhieve und ihn auf dem Geländer balanciere.
    »Kannst du denn irgendwo nach deiner Verwandten suchen?« Kate mustert mich voll Sorge. »Kannst du sie vielleicht irgendwo auftreiben?«
    »Weiß nicht.« Mutlos zucke ich mit den Schultern. »Ich meine, sie weiß, wo ich bin. Sie weiß, wo sie mich findet...«
    »Aber vielleicht möchte sie, dass du den ersten Schritt machst«, sagt Kate vorsichtig. »Weißt du, wenn sie verletzt ist, wartet sie vielleicht darauf, dass du sie findest. Ist nur so eine Idee...«, ruft sie, als sich die Türen langsam schließen. »Ich will mich nicht einmischen...«
    Schwerfällig quietscht der Fahrstuhl abwärts, und ich starre die versiffte Wand an, stehe da wie angewurzelt. Kate ist ein Genie! Sie hat es begriffen. Sadie ist so stolz, dass sie nie den ersten Schritt tun würde. Sie wird irgendwo warten. Sie wartet, dass ich zu ihr komme und mich entschuldige und alles wiedergutmache. Aber wo?
    Es kommt mir vor, als wären Stunden vergangen, als der Fahrstuhl endlich unten ankommt, aber ich rühre mich nicht von der Stelle, selbst wenn der Karton langsam meine Arme in die Länge zieht. Ich habe meinen Job hingeschmissen. Ich habe keine Ahnung, wie meine Zukunft aussieht. Mein Leben fühlt sich an, als steckte es in einem Aktenschredder - auf der Stufe »Extrafein, komplett vernichten«.
    Aber ich will nicht jammern. Oder heulen. Oder alle damit belatschern. Fast höre ich Sadies Stimme in meinem Ohr. Darling, wenn was schiefgeht: Kopf hoch, setz ein strahlendes Lächeln auf, mix dir einen kleinen Cocktail...
    »Halali!«, sage ich zu meinem Spiegelbild im schmierigen Glas, als Sanjeev, der im Erdgeschoss arbeitet, den Fahrstuhl betritt.
    »Bitte?«, sagt er.
    Ich setze mein hinreißendstes Lächeln auf. (Zumindest hoffe ich, dass es hinreißend und nicht geisteskrank aussieht). »Ich gehe. Wiedersehen, Sanjeev. War nett, dich kennenzulernen.«
    »Oh«, sagt er überrascht. »Na, viel Glück. Was machst du jetzt?«
    Da muss ich gar nicht überlegen.
    »Ich werde mich als Geisterjägerin betätigen«, sage ich.
    »Geisterjägerin?« Er sieht etwas ratlos aus. »Ist das so was wie... Headhunting?«
    »So ungefähr.« Lächelnd entsteige ich dem Fahrstuhl.

21
    Wo ist sie? Wo zum Teufel steckt sie?
    Langsam ist es nicht mehr lustig. Seit drei Tagen suche ich nun schon. Ich war in jedem Vintage-Shop, der mir einfällt, und habe zwischen den Kleiderständern »Sadie?« geflüstert. Ich habe an die Türen sämtlicher Wohnungen in

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