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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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Unterbewusstsein kann nicht wissen, wie man Austern isst. Oder?
    »Was ist los?« Sie schiebt ihr Kinn vor. »Was guckst du mich so an?«
    Ganz langsam robbt sich mein Hirn an eine Schlussfolgerung heran. Die einzig mögliche Schlussfolgerung.
    »Du bist ein Geist, oder?«, sage ich schließlich. »Du bist keine Halluzination. Du bist ein richtiger, lebendiger Geist.«
    Sadie zuckt leicht mit den Schultern, als hätte sie kein rechtes Interesse an diesem Gespräch.
    »Oder nicht?«
    Wieder antwortet Sadie nicht. Sie hält ihren Kopf leicht geneigt und betrachtet ihre Fingernägel. Vielleicht möchte sie kein Geist sein.Tja, Pech. Ist sie aber.
    »Du bist ein Geist. Ich weiß es. Und ich? Bin ich jetzt geisteskrank?«
    Meine Kopfhaut kribbelt, als mir die Erkenntnis kommt. Mich fröstelt kurz. Ich kann mit den Toten sprechen. Ich, Lara Lington. Ich wusste schon immer, dass ich irgendwie anders bin.
    Man stelle sich vor, was das bedeutet! Vielleicht spreche ich bald auch mit anderen Geistern. Mit vielen Geistern! Oh mein Gott, vielleicht kriege ich meine eigene Fernsehshow. Ich käme auf der ganzen Welt herum. Ich könnte berühmt werden! Plötzlich sehe ich mich auf einer Bühne stehen und mit Geistern sprechen, während das Publikum an meinen Lippen hängt. Fasziniert beuge ich mich über den Tisch.
    »Kennst du ein paar andere Tote, die du mir vorstellen könntest?«
    »Nein!« Mürrisch verschränkt Sadie die Arme. »Kenn ich nicht.«
    »Bist du Marilyn Monroe begegnet? Oder Elvis? Oder... oder Prinzessin Diana! Wie ist sie so? Oder Mozart?« Je mehr Möglichkeiten sich vor meinem inneren Auge auftürmen, desto schwindliger wird mir. »Das ist der helle Wahnsinn. Du musst es mir beschreiben! Du musst mir erzählen, wie es da... da drüben ist.«
    »Wo?« Sadie schieb ihr Kinn vor.
    »Na, drüben. Du weißt schon...«
    »Ich war nirgendwo.« Sie funkelt mich an. »Ich bin niemandem begegnet. Ich wache auf und fühle mich wie in einem Traum. Einem schlimmen Traum. Denn ich will nur meine Kette wiederhaben, und der einzige Mensch, der mich versteht will mir nicht helfen.« Sie sieht mich so vorwurfsvoll an, dass mich die Entrüstung packt.
    »Na, wenn du nicht hier aufgetaucht wärst und nicht alles ruiniert hättest, wäre dieser Mensch vielleicht auch bereit, dir zu helfen. Hast du dir das schon mal überlegt?«
    »Ich habe nicht alles ruiniert!«
    »Hast du wohl!«
    »Ich habe dir beigebracht, wie man eine Auster isst, oder?«
    »Ich wollte gar nicht wissen, wie man eine gottverdammte Auster isst! Ich wollte, dass mein Klient hier sitzen bleibt!«
    Einen Moment macht Sadie einen leicht besorgten Eindruck, dann schiebt sie ihr Kinn wieder vor. »Ich wusste ja nicht, dass er ein Klient von dir ist. Ich dachte, er wäre dein Lover.«
    »Tja, jetzt ist meine Firma wohl am Ende. Und dieses verdammte Essen kann ich mir überhaupt nicht leisten. Das Ganze ist eine Katastrophe, und es ist alles deine Schuld!«
    Missmutig nehme ich noch eine Auster und stochere mit meiner Gabel darin herum. Dann sehe ich Sadie an. Es scheint, als hätte sie ihren Schwung verloren. Sie umarmt ihre Knie und lässt den Kopf hängen wie eine welke Blume. Sie sieht mich kurz an, dann lässt sie den Kopf wieder hängen.
    »Tut mir leid.« Ihre Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern.
    »Ich entschuldige mich dafür, dass ich dir solchen Arger mache. Wenn ich mit jemand anderem kommunizieren könnte, würde ich es tun.«
    Da kriege ich natürlich ein schlechtes Gewissen. »Hör zu«, sage ich. »Es ist ja nicht so, als wollte ich dir nicht helfen...«
    »Es ist mein letzter Wunsch.« Als Sadie aufblickt, sind ihre Augen schwarz und samtig, und ihr Mund ist ein trauriges, kleines »o«. »Es ist mein einziger Wunsch. Sonst will ich nichts. Ich werde dich um nichts anderes bitten. Nur um meine Kette. Ohne sie finde ich keine Ruhe. Ich kann nicht...« Ihre Stimme erstirbt, und sie wendet sich ab, als könnte sie den Satz nicht beenden. Oder vielleicht wollte sie ihn auch nicht beenden.
    Ich merke, dass es ein etwas sensibles Thema ist. Allerdings habe ich nicht die Absicht, so einfach darüber hinwegzugehen.
    »Wenn du sagst, du findest ›keine Ruhe‹ ohne deine Kette«, sinniere ich vor mich hin. »Meinst du mit ›Ruhe‹ hinsetzen und entspannen ? Oder meinst du mit ›Ruhe‹ ... dich nach da drüben schleichen ?« Ich sehe ihren steinernen Blick und füge eilig hinzu: »Ich meine, in die andere... ich meine, in die bessere... ich meine, in die

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