Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
musst meine Kette suchen! Es ist wichtig! Es ist sehr, sehr...«
    »Darüber hinaus bin ich mir sicher, dass die großzügigen Sozialleistungen...«
    »Hör auf, mich zu ignorieren!« Sadies Gesicht berührt mich fast. »Hör auf zu reden! Hör auf...!«
    »Halt endlich die Klappe und lass mich in Ruhe!«
    Mist.
    Kam das eben aus meinem Mund?
    Der Art und Weise, wie Clive seine Froschaugen aufgerissen hat, entnehme ich, dass die Antwort ja ist. An zwei Nachbartischen sind die Gespräche versiegt, und ich sehe, dass unser hochnäsiger Kellner stehen geblieben ist, um uns zu beobachten. Das allgemeine Geklapper und Geplapper um uns herum ist verstummt. Selbst die Hummer scheinen uns vom Beckenrand aus zu betrachten.
    »Clive!« Ich stoße ein ersticktes Lachen hervor. »Ich wollte nicht... selbstverständlich habe ich nicht mit Ihnen gesprochen...«
    »Lara.« Clive fixiert mich feindselig. »Tun Sie mir einen Gefallen, und sagen Sie mir die Wahrheit!«
    Ich fühle, wie meine Wangen puterrot anlaufen. »Ich habe nur...« Ich räuspere mich verzweifelt. Was soll ich sagen?
    Ich habe mit mir selbst gesprochen. Nein.
    Ich habe mit einer Halluzination gesprochen. Nein.
    »Ich bin doch kein Idiot.« Verächtlich fährt er mich an. »Das passiert mir nicht zum ersten Mal.«
    »Nicht?« Sprachlos starre ich ihn an.
    »Ich hatte schon in Vorstandssitzungen damit zu tun, bei Geschäftsessen ... überall dasselbe. BlackBerrys sind schlimm genug, aber diese Headsets sind die reine Pest. Wissen Sie eigentlich, wie viele Verkehrsunfälle Leute wie Sie verursachen?«
    Head-... Meint er etwa...
    Er glaubt, ich war am Telefon!
    »Ich war nicht...«, setze ich automatisch an, dann halte ich mich zurück. Ein Telefonat ist die beste Erklärung, die mir zur Verfügung steht. Ich sollte mitspielen.
    »Aber das hier ist wirklich das Allerletzte.« Schwer atmend sieht er mich an. »Bei einem Lunch zu zweit ein Gespräch anzunehmen. In der Hoffnung, ich würde es nicht merken. Das ist respektlos.«
    »Tut mir leid«, sage ich geknickt. »Ich... ich stelle es sofort ab.« Mit zitternder Hand greife ich nach meinem Ohr und tue so, als würde ich etwas abschalten.
    »Wo ist es eigentlich?« Fragend sieht er mich an. »Ich kann es nicht sehen.«
    »Es ist winzig klein«, sage ich hastig. »Sehr diskret.«
    »Das neue Nokia?« Er sieht sich mein Ohr genauer an. Scheiße.
    »Tatsächlich ist es... mh... in meinen Ohrring eingearbeitet.« Ich hoffe, ich klinge überzeugend. »Allerneueste Technik. Clive, es tut mir ehrlich leid, dass ich abgelenkt war. Ich... ich habe die Situation falsch eingeschätzt. Aber es ist mir sehr ernst damit, dass ich Sie bei Leonidas Sports unterbringen möchte. Wenn ich also kurz rekapitulieren dürfte, was ich sagen wollte...«
    »Das soll ja wohl ein Witz sein.«
    »Aber...«
    »Sie glauben, ich mache mit Ihnen jetzt noch Geschäfte?« Er schnaubt ein freudloses Lachen hervor. »Sie sind genauso unprofessionell wie Ihre Partnerin, und das will was heißen.« Zu meinem Entsetzen schiebt er seinen Stuhl zurück und steht auf. »Ich wollte Ihnen eine Chance geben. Das können Sie jetzt vergessen!«
    »Nein, warten Sie! Bitte!«, rufe ich in Panik, aber er ist schon unterwegs, stolziert zwischen den gaffenden Gästen hinaus.
    Mir wird ganz heiß und kalt, als ich seinen leeren Stuhl vor mir sehe. Mit zitternder Hand greife ich nach meinem Champagner und nehme drei große Schlucke. So viel dazu. Ich hab‘s versiebt. Meine größte Hoffnung ist dahin.
    Aber was wollte er eigentlich damit sagen, dass ich »genauso unprofessionell wie meine Partnerin« bin? Weiß er, dass Natalie in Goa untergetaucht ist? Wissen denn alle Bescheid?
    »Kommt der Herr wieder?« Der Kellner bricht in meine Trance ein, als er an den Tisch tritt. Er hält ein Holztablett in Händen, mit einem Teller, auf dem eine silberne Kuppel thront.
    »Ich glaube nicht.« Ich starre den Tisch an, und mein Gesicht brennt vor Scham.
    »Soll ich sein Essen wieder in die Küche bringen?«
    »Muss ich es trotzdem bezahlen?«
    »Leider ja, Madame.« Er lächelt herablassend. »Da es bestellt wurde und alles frisch zubereitet ist...«
    »Dann nehme ich es.«
    »Alles ?« Er scheint sich zu wundern.
    »Ja.« Trotzig hebe ich mein Kinn. »Warum nicht? Ich bezahle es, da kann ich es ebenso gut auch essen.«
    »Schön.« Der Kellner neigt seinen Kopf, stellt das Tablett vor mir ab und hebt die Silberkuppel an. »Ein halbes Dutzend frische Austern auf gestoßenem

Weitere Kostenlose Bücher