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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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nichts weiter zu tun. Ich war mitten in meiner Buchhalterprüfung. Kaum vorstellbar, dass Bill damals ein richtiger Tunichtgut war.« Dad lacht, und ich höre, dass er einen Schluck Kaffee nimmt. »Das war das Jahr, in dem deine Mutter und ich geheiratet haben. Dieser Sekretär war unser erstes Möbelstück. Ein wundervolles Original. Echter Jugendstil.«
    »Wow.«
    Diese Geschichte fesselt mich. Zehntausend Mal bin ich schon an diesem Sekretär vorbeigegangen, aber kein einziges Mal ist mir in den Sinn gekommen, mich zu fragen, woher er stammt. Vielleicht war es Sadies Sekretär! Vielleicht sind alle ihre Geheimunterlagen darin! Als ich auflege, ist Kate fleißig am Arbeiten. Ich kann sie nicht schon wieder losschicken, mir einen Kaffee zu holen. Und ich kann es kaum erwarten, Sadie zu erzählen, was ich eben gehört habe.
    Hey, Sadie!, tippe ich in ein neues Dokument. Nicht alles ging im Feuer verloren! Ein paar Sachen wurden eingelagert! Und weißt du was? Wir haben einen Sekretär aus deinem alten Haus!
    Vielleicht hat er eine Geheimschublade mit ihren Schätzen, denke ich aufgeregt. Und nur Sadie weiß, wie man sie öffnet. Sie wird mir den Geheimcode verraten, ich werde die Schublade vorsichtig aufziehen und den Staub wegpusten, und darin liegt... irgendwas echt Cooles! Ich winke ihr und deute auf den Bildschirm.
    »Ich weiß, dass der Sekretär gerettet wurde«, sagt Sadie, nachdem sie meine Nachricht gelesen hat. Sie klingt zutiefst unbeeindruckt. »Man hat mir damals eine Liste von den Sachen geschickt, für den Fall, dass ich was davon behalten wollte. Grässliches Geschirr. Angelaufene Zinnbecher. Hässliche Möbel. Nichts davon hat mich interessiert.«
    Das ist kein hässliches Möbel , tippe ich etwas gekränkt. Es ist ein wundervolles Original. Echter Jugendstil.
    Ich blicke zu Sadie auf, und sie steckt sich einen Finger in den Hals. »Ist doch ätzend«, sagt sie und bringt mich zum Lachen.
    Woher kennst du das Wort?, tippe ich.
    »Hab ich aufgeschnappt.« Unbekümmert zuckt Sadie mit den Schultern.
    Eben hab ich Dad von Josh erzählt , tippe ich und will sehen, wie sie reagiert. Sie rollt nur mit den Augen und verschwindet.
    Schön. Wenn du meinst. Mir doch egal, was du denkst. Ich lehne mich zurück, zücke mein Handy und sehe mir eine von Joshs Nachrichten an. Mir wird ganz warm und wohlig, als hätte ich eben einen Becher heiße Schokolade getrunken. Ich bin wieder mit Josh zusammen, und die Welt ist in Ordnung.
    Vielleicht schicke ich Josh eine Nachricht, wie sehr sich alle für uns freuen.
    Nein. Ich will ihn nicht bedrängen. Ich warte noch eine halbe Stunde oder so.
    Am anderen Ende des Büros klingelt das Telefon, und ich frage mich, ob er es wohl ist. Einen Moment später jedoch sagt Kate: »Einen kleinen Augenblick, bitte.« Unsicher blickt sie auf. »Lara, es ist Janet von Leonidas Sports. Soll ich sie durchstellen?«
    Die heiße Schokolade in meinem Bauch kühlt ab.
    »Ja, okay. Sofort. Gib mir nur eine halbe Minute.« Ich mache mich bereit, dann nehme ich den Hörer mit der lockerleichten Art einer Top-Personalvermittlerin. »Hi, Janet! Wie geht es Ihnen? Ist die Shortlist gut bei Ihnen angekommen?«
    Kate hat Janet die Shortlist gestern Abend geschickt. Ich hätte wissen müssen, dass sie anruft. Ich hätte tagsüber unterwegs sein oder so tun sollen, als wäre ich heute nicht bei Stimme.
    »Ich hoffe, Sie sind genauso begeistert wie ich!«, füge ich heiter hinzu.
    »Nein, bin ich nicht«, sagt Janet mit ihrer heiseren, herrischen Stimme. »Lara, ich verstehe nicht. Wieso finde ich Clive Hoxton auf der Liste?«
    »Ach, Clive«, sage ich und gebe mir Mühe, zuversichtlich zu klingen. »Was für ein Mann. Was für ein Talent.«
    Okay, folgendermaßen: Ich weiß, mein Lunch mit Clive lief nicht so toll. Aber der Punkt ist, dass er für den Job genau der Richtige wäre. Und vielleicht kann ich ihn vor dem Vorstellungsgespräch noch überreden. Also habe ich ihn trotzdem auf die Liste gesetzt, mit einem »provisorisch« in kleinen Buchstaben hinter seinem Namen.
    »Clive ist ein wirklich heller Kopf, Janet.« Ich lasse meinen Sermon vom Stapel. »Er hat Erfahrung im Marketing, ist sehr dynamisch und reif für einen Wechsel...«
    »Das weiß ich alles.« Janet schneidet mir das Wort ab. »Aber ich habe ihn gestern zufällig bei einem Empfang getroffen. Er meinte, er hätte klar und deutlich gesagt, dass er kein Interesse hat. Er war richtig empört, als er hörte, dass er auf der Shortlist

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