Charlston Girl
herüberbringt und sich neben mich setzt, wirkt er wie angenagelt. Ich lächle Sadie dankbar an, nehme einen Schluck von meinem Wein und warte darauf, dass Josh sich mir erklärt. Doch er sitzt nur da und starrt ins Leere.
»Beschäftigt dich etwas, Josh?«, frage ich ihn schließlich mit samtweicher Stimme. »Mir kannst du es erzählen. Wir sind doch alte Freunde. Du kannst mir vertrauen.«
»Lara...« Er stutzt.
Verzweifelt sehe ich zu Sadie hinüber und flehe sie um Hilfe an. Er ist fast schon so nah dran ...
»Du liebst Lara! Wehr dich nicht, Josh! Du liebst sie!«
Joshs Stirn glättet sich. Er holt Luft. Ich glaube, er wird...
»Lara.«
»Ja, Josh?« Ich bringe die Worte kaum heraus. Rede weiter, rede weiter, rede weiter...
»Ich glaube, ich habe möglicherweise einen Fehler gemacht.« Josh schluckt trocken. »Ich glaube, ich liebe dich noch immer.«
Obwohl ich wusste, dass er es sagen würde, rollt eine gewaltige Liebeswoge durch mein Herz, und mir kommen die Tränen.
»Und... ich liebe dich auch«, sage ich mit bebender Stimme. »Hab ich schon immer.«
Ich weiß nicht genau, ob er mich küsst oder ich ihn, aber plötzlich liegen wir uns in den Armen und fallen übereinander her. (Okay, ich glaube, ich habe ihn zuerst geküsst.) Als wir uns schließlich voneinander lösen, sieht Josh noch umnebelter aus als vorher.
»Tja«, sagt er nach einer Weile.
»Tja.« Liebevoll flechte ich meine Finger in seine. »Das ist ja‘n Ding.«
»Lara, ich hab da diese Squash-Stunde...« Er blickt auf seine Uhr, es scheint ihm peinlich zu sein. »Ich muss...«
»Keine Sorge«, sage ich großzügig. »Geh nur. Wir reden später.«
»Okay.« Er nickt. »Ich schick dir meine neue Nummer.«
»Schön.« Ich lächle.
Mit keinem Wort werde ich erwähnen, dass ich es für eine völlige Überreaktion halte, sich eine neue Handynummer zu besorgen, nur weil man ein paar Mal angesimst wird. Darüber können wir ein andermal sprechen. Hat keine Eile.
Als er sein Handy aufklappt, werfe ich einen Blick über seine Schulter, und ich staune nicht schlecht. Er hat noch immer ein Foto von uns auf seinem Display! Von ihm und mir. Auf einem Berg, bei Sonnenuntergang, in Skianzügen. Wir sind nur eine Silhouette, aber ich erinnere mich genau an diesen Augenblick. Wir waren den ganzen Tag unterwegs gewesen, und der Sonnenuntergang war atemberaubend. Wir baten diesen Deutschen, uns zu fotografieren, und er hat Josh stundenlang einen Vortrag über seine Handyeinstellungen gehalten. Und Josh hat das Foto behalten! Die ganze Zeit!
»Hübsches Bild«, sage ich wie nebenbei und deute darauf.
»Ja.« Joshs Miene entspannt sich, als er es betrachtet. »Gibt mir immer ein gutes Gefühl, wenn ich es ansehe.«
»Mir auch«, sage ich atemlos.
Ich wusste es. Ich wusste es. Er liebt mich wirklich. Er brauchte nur einen kleinen Schubs, etwas Selbstbewusstsein, diese innere Stimme, die ihm sagt, dass es okay ist...
Mein Handy gurgelt eine SMS hervor, und Joshs Nummer erscheint auf dem Display. Unwillkürlich entfährt mir ein kleiner, zufriedener Seufzer. Ich habe ihn wieder. Er gehört mir!
Wir verlassen den Pub, gehen Hand in Hand und bleiben an der Ecke stehen.
»Ich nehme ein Taxi«, sagt Josh. »Möchtest du...«
Schon will ich sagen: »Super! Ich komm mit!« Doch dann bremst mich die neue Lara. Sei nicht zu eifrig. Lass ihm seinen Freiraum.
Ich schüttle den Kopf. »Nein, danke. Ich muss in die andere Richtung. Hab dich lieb.« Ich küsse seine Finger, einen nach dem anderen.
»Ich dich auch.« Er nickt. Ein Taxi hält, und Josh beugt sich herab, um mir noch einen Kuss zu geben, bevor er einsteigt.
»Bye!« Ich winke, als er losfährt, dann wende ich mich ab, schlinge meine Arme um mich. Mein ganzer Körper kribbelt vor Glückseligkeit. Wir sind wieder zusammen! Ich bin wieder mit Josh zusammen!
14
Gute Nachrichten konnte ich noch nie für mich behalten. Ich meine, wieso sollte man anderen nicht auch das Leben bunter machen? Am nächsten Morgen habe ich allen meinen Freunden gesimst, dass Josh und ich wieder ein Paar sind. Und auch ein paar von seinen Freunden, weil ich rein zufällig deren Nummern in meinem Handy hatte. Und dem Typen vom Pizzaservice. (Das war ein Versehen. Aber er hat sich auch für mich gefreut.)
»Oh mein Gott, Lara!« Kates Stimme platzt gleichzeitig mit ihr zur Bürotür herein. »Du bist wieder mit Josh zusammen?«
»Oh, du hast meine SMS bekommen«, sage ich nonchalant. »Ja, cool, oder?«
»Das ist ja
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