Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
entgegennehmen. Und schon gar nicht über einen neuen Job reden oder sich auf eine Shortlist setzen lassen. Mir bleiben noch achtundvierzig Stunden. Ich werde einen Top-Marketing-Experten erfinden müssen. Oder mich selbst als solchen ausgeben.
    Das einzig Gute ist, dass sie bei Oddbins den Pinot Grigio zum halben Preis anbieten.
    Sobald ich nach Hause komme, stelle ich den Fernseher an und schütte den Wein in mich hinein. Als EastEnders anfängt, habe ich schon eine halbe Flasche intus, das Zimmer schwankt hin und her, und meine Probleme bei der Arbeit verblassen.
    Schließlich und endlich... ich meine: Was eigentlich zählt, ist doch die Liebe, oder?
    Man muss seine Perspektive zurechtrücken. Alles in die richtige Relation setzen. Die Liebe ist entscheidend. Nicht die Arbeit. Nicht Marketingdirektoren. Nicht beklemmende Gespräche mit Janet Grady. Ich muss mich nur daran halten, dann wird alles gut.
    Ich habe mein Handy auf dem Schoß, und immer wieder lese ich meine Nachrichten durch. Den ganzen Tag über habe ich Josh geschrieben, um bei Laune zu bleiben. Und er hat zweimal geantwortet! Ziemlich kurz, aber immerhin. Er ist auf einer langweiligen Konferenz in Milton Keynes und sagt, er kann es kaum erwarten, wieder nach Hause zu kommen.
    Womit er natürlich meint, dass er es kaum erwarten kann, mich wiederzusehen!
    Ich überlege gerade, ob ich ihm noch schnell eine kleine Nachricht schicken und ihn fragen soll, was er gerade macht, als ich aufblicke und merke, dass Sadie in einem hellgrauen Chiffon-Kleid auf dem Kamin sitzt.
    »Oh, hi«, sage ich. »Wo warst du denn?«
    »Im Kino. Hab zwei Filme gesehen.« Sie wirft mir einen vorwurfsvollen Blick zu. »Tagsüber wird es etwas einsam, wenn du immer so mit deiner Arbeit beschäftigt bist.«
    Sie wäre auch beschäftigt, wenn sie Janet Grady am Hals hätte.
    »Tja, tut mir sehr leid, dass ich meinen Lebensunterhalt verdienen muss«, antworte ich etwas sarkastisch. »Entschuldige bitte, dass ich keine Muße habe, mir den lieben, langen Tag Filme anzusehen...«
    »Hast du die Kette?«, fährt sie mir einfach über den Mund. »Hast du deswegen noch irgendwas unternommen?«
    »Nein, Sadie«, sage ich gereizt. »Habe ich nicht. Ich hatte heute zufällig ein paar andere Probleme.« Ich warte darauf, dass sie mich fragt, was für Probleme das waren, aber sie zuckt nur mit den Achseln. Will sie mich denn gar nicht fragen, was passiert ist? Will sie denn gar kein Mitgefühl zeigen? Schöner Schutzengel.
    »Josh hat mir gesimst. Ist das nicht toll?«, füge ich hinzu, um sie zu ärgern. Sie hört auf zu summen und sieht mich an.
    »Das ist überhaupt nicht toll. Das ist doch alles gar nicht echt.«
    Sie funkelt mich an, und ich funkle zurück. Offenbar haben wir heute beide keine so gute Laune.
    »Das stimmt nicht. Es ist echt. Du hast gesehen, wie er mich geküsst hat. Du hast gehört, was er gesagt hat.«
    »Er ist eine Marionette«, sagt Sadie abschätzig. »Er hat nachgeplappert, was ich ihm vorgeplappert habe. Ich hätte ihm auch sagen können, dass er sich mit einem Baum paaren soll, und er hätte es getan. Noch nie im Leben bin ich jemandem begegnet, der einen dermaßen schwachen Willen hat! Ich musste kaum flüstern, da ist er schon gesprungen.«
    Sie ist so arrogant. Für wen hält sie sich eigentlich? Gott?
    »Das ist Quatsch«, sage ich kalt. »Okay, ich weiß, du hast ihm einen kleinen Schubs gegeben. Aber er würde niemals sagen, dass er mich liebt, wenn es nicht irgendwie auch wahr wäre. Offensichtlich hat er nur ausgesprochen, was er tief in seinem Inneren empfindet.«
    Sadie lacht böse. »Was er tief in seinem Inneren empfindet? Darling, du bist wirklich amüsant. Er empfindet nichts mehr für dich.«
    »Tut er wohl!«, spucke ich aus. »Natürlich tut er das! Er hatte mein Bild auf seinem Handy, oder? Er trägt es die ganze Zeit mit sich herum! Das ist Liebe.«
    »Das ist nicht Liebe. Sei nicht albern.« Sadie scheint sich ihrer Sache so sicher zu sein, dass in mir die blanke Wut hochkocht.
    »Du warst doch nie verliebt! Was verstehst du schon davon? Josh ist ein echter Mann, mit echten Gefühlen und echter Liebe, wovon du keine Ahnung hast. Denk, was du willst, aber ich glaube fest daran, dass es funktionieren kann und dass Josh wirklich viel für mich empfindet...«
    »Es reicht nicht, daran zu glauben!« Plötzlich wird Sadies Stimme leidenschaftlich. »Begreifst du das nicht, du dumme Gans? Man kann sein ganzes Leben mit Glauben und Hoffen verbringen!

Weitere Kostenlose Bücher