Charmant und unwiderstehlich
ausnahmsweise müde gewesen und hatte sich freiwillig zu einem Mittagsschlaf zurückgezogen. Nervös ging Brad auf der Veranda auf und ab und dachte darüber nach, wie er mit der Renovierung des Hauses weitermachen sollte, aber immer wieder schoss ihm der Gedanke an Melissa durch den Kopf, die nackt und verführerisch in der Badewanne mit den altmodischen Klauenfüßen lag. In seinen Träumen erhob sie sich aus der Wanne wie Aphrodite aus dem schäumenden Meer, und die Wassertropfen perlten über ihre weiche, glänzende Haut. Plötzlich kam ihm eine Idee.
Ihr wundervoller Körper sollte nicht länger in einem hässlichen Bad mit grauem Linoleumfußboden und gelben Kunststofffliesen an den Wänden baden müssen.
Brad musste einen Weg finden, die Neueinrichtung der Badezimmer mit der denkmalgerechten Renovierung des restlichen Hauses in Einklang zu bringen. Die zwei Bäder sollten wenigstens etwas freundlicher wirken. Und er war sicher, dass ihr jetziger Zustand Melissa ebenso wenig zusagte wie ihm.
Er setzte sich auf ihren Schreibtischstuhl. Sein Blick fiel auf die Mappe, in der sie all ihre Träume und Wünsche für das alte Farmhaus notiert hatte. Sie lag immer noch unter mehreren Musterbüchern und Ordnern vergraben. Brad fühlte sich nicht ganz wohl in der Haut, als er sie vorsichtig unter dem Stapel hervorzog.
Eilig blätterte er die Seiten durch, bis er die Skizzen für das Bad gefunden hatte.
Ihre Ideen waren perfekt. Jetzt musste er die Skizzen nur noch kopieren. Und weil die Küche auch dringend renoviert werden musste, wie Melissa selbst zugegeben hatte, suchte er die Seiten heraus und kopierte sie gleich mit.
Plötzlich klopfte es an der Tür. Brad rannte zum Eingang, bevor Melissa aufwachen konnte. Auf der Veranda stand dieser unglaubliche Sheriff – Hunter Long. Er schien gar nicht erfreut, dass Brad und nicht Melissa geöffnet hatte.
„Wo ist Melissa Abell?“ herrschte er Brad an.
„Sie schläft“, gab er verärgert zurück. „Kann ich Ihnen vielleicht weiterhelfen, Sheriff?“
„Was zum Teufel machen Sie hier? Wer sind Sie überhaupt?“
„Ich gehöre zur Familie. Und Sie? Wer sind Sie? Melissas Wachhund?“
„Melissa hat keine Familie mehr“, konterte Sheriff Long.
„Doch. Sie trägt das Kind meines Bruders unter dem Herzen. Das reicht mir. Und ihr auch.“
Long trat einen Schritt zurück, als wollte er ihn genauer betrachten. „Sie sind also der Anwalt.“
Brad machte der Situation ein Ende. Er trat auf die Veranda und streckte dem Sheriff die Hand zur Begrüßung entgegen. „Brad Costain. Ich glaube, uns verbindet mehr als nur unsere Arbeit mit dem Gesetz. Uns verbindet die Sorge um Melissas Wohlergehen, habe ich Recht?“
Long zögerte einen Moment, bevor er Brads Hand ergriff und sich sichtlich entspannte. „Ich tue, was in meiner Macht steht. Und was sie zulässt. Sie ist ein bisschen stur, was das betrifft. Nach dem Tod ihrer Schwester und ihres Schwagers habe ich ihr sogar einen Heiratsantrag gemacht, aber sie hat abgelehnt. Wie haben Sie es denn geschafft, dass sie Ihre Hilfe akzeptiert?“
„Bis zum Unfall von Gary und Leigh habe ich Melissa selten gesehen. Aber jetzt geht es um das Baby. Also habe ich kurz entschlossen die alte Jacobs-Farm gekauft. Ich dachte, dass ich ihr dann wenigstens ein bisschen unter die Arme greifen kann, bis meine Nichte geboren ist und sie und Melissa sich eingerichtet haben.“
„Gut. Sie braucht jemanden, der ihr hilft.“ Long musterte ihn aufmerksam und nickte ihm dann zu. „Wehten Sie ihr aus, dass ich vorbeigeschaut habe. Und wenn sie etwas braucht, soll sie nur anrufen.“ Der Sheriff machte sich wieder auf den Weg.
„Ja, ich richte es aus.“ Brad winkte dem Sheriff zu und murmelte leise vor sich hin: „Den Teufel werde ich tun.“
Nachdem der Sheriff verschwunden war, ließ er sich verwirrt in den Schaukelstuhl auf der Veranda fallen. Sein Herz raste, und ein flaues Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus.
Long hatte Melissa gefragt, ob sie ihn heiraten wolle! Aber warum überraschte ihn das? Bildete er sich etwa ein, dass die männliche Bevölkerung im südlichen Maryland blind und dumm war? Oder dass sie die letzten fünf Jahre im Elfenbeinturm verbracht hatte und jetzt nur darauf wartete, dass Brad Costain vorbeikam und ihr eine zweite Chance gab?
Zum ersten Mal seit seiner Ankunft in Maryland wurde ihm bewusst, dass sie nicht die geheimnisvolle schwangere Jungfrau war, die bis ans Ende ihres Lebens keusch
Weitere Kostenlose Bücher