Charmant und unwiderstehlich
Ärztin zu fahren. Aber Brad schien genauso überrascht.
„Vielleicht sollte ich lieber draußen warten, Doktor“, wandte er ein. „Eigentlich wollte ich Sie nur kennen lernen und…“
„Mr. Costain, wenn es Sie schon überfordert, die Herztöne des Babys zu hören, dann möchte ich Sie bei der Geburt nicht dabeihaben“, unterbrach Dr. Kantarian.
„Streichen Sie Ihren Namen besser gleich von der Liste.“
„Nein. Ich will dabei sein, aber mir scheint, dass es Melissa nicht recht ist, wenn sie sich in meiner Gegenwart teilweise ausziehen soll.“ Er richtete den Blick auf sie. „Ich möchte bleiben, wenn du einverstanden bist.“
„Sagen Sie Ja“, riet Dr. Kantarian. „Er würde mehr von Ihrem Körper sehen, wenn Sie nur mit einem Bikini bekleidet wären.“
Melissa zögerte. „Ja“, sagte sie schließlich, obwohl man ihr anhörte, dass es ihr immer noch ein wenig peinlich war.
„Okay.“ Dr. Kantarian stand auf und deutete in Richtung der Untersuchungsliege.
„Legen Sie sich bequem hin, Melissa. Wir werden darauf achten, Sie nicht in Verlegenheit zu bringen.“
Melissa fühlte sich schon längst nicht mehr so verunsichert, als die Ärztin ihr half, die Bluse und die Hose für die Untersuchung zur Seite zu schieben. Brad hatte sich in die Ecke des Raumes zurückgezogen.
„Melissa hat die Herztöne des Babys schon gehört“, erklärte die Ärztin, während sie Kontaktgel auf Melissas Bauch gab, „aber ich glaube, es ist immer noch ein aufregender Moment. Und jetzt wollen wir mal sehen, ob wir die Kleine finden können. Bisher war sie immer recht kooperativ.“
Er hatte die Hände tief in die Taschen vergraben, stand mit eingezogenen Schultern da und schien sehr nachdenklich. Das Baby bewegte sich unruhig, und Melissa fragte sich, ob es Dr. Kantarian wohl gelingen würde, den Herzton einzufangen. Plötzlich ging ein lautes, pochendes Geräusch durch den Raum.
Brad straffte sich und kam näher.
„Wow“, staunte er und atmete tief durch.
„Oh! Sie will uns begrüßen“, meinte Dr. Kantarian, griff nach Brads Hand und legte sie auf Melissas Bauch.
Melissas Herzschlag war laut und deutlich zu hören, während der des Babys verschwommen, aber konstant blieb. Brads graue Augen leuchteten vor Freude auf, als das Baby genau an die Stelle trat, wo die Ärztin seine Hand hindrückte.
„Sie ist gesund und kräftig“, sagte Dr. Kantarian. „So soll es sein, Mom und Dad.“ Erschrocken riss sie ihre braunen Augen auf. „Oh! Entschuldigung. Mom und Onkel. Bitte entschuldigen Sie, ich hatte einen harten Tag.“
„Die Situation ist für uns alle ungewohnt“, meinte Melissa. Sie schaute flüchtig zu Brad, um zu prüfen, wie er auf den Versprecher der Ärztin reagiert hatte. Aber so leicht kam sie nicht davon. Für einen endlosen Moment hielt er ihren Blick fest.
Sie weigerte sich standhaft, der Sehnsucht in seinem Blick irgendeine tiefere Bedeutung beizumessen, und redete sich ein, dass es ein rein körperliches Verlangen war. Oder dass er sich danach sehnte, dass Gary die Rolle des Vaters wieder übernehmen würde.
Eine halbe Stunde später stand Brad im Flur der Farm und wartete auf den Wutausbruch. Er wusste, dass er kommen musste. Er war überfällig.
Als sie das Haus am Morgen verlassen hatte, war ihre alte, hässliche Küche noch funktionsfähig gewesen. Sie hatte keine Ahnung von seinem Plan gehabt.
Am Morgen war sie zu Brad hinübergelaufen, um gemeinsam mit ihm zu Dr.
Kantarian zu fahren. Jerry hatte seine ganze Mannschaft von Brads Baustelle abgezogen und sie zu Melissa geschickt. Die Männer hatten ein kleines Wunder vollbracht. Sie hatten alle Küchenschränke herausgerissen und die Wand zum alten Bad eingerissen. Dann hatten sie eine neue Wand eingezogen, die die Küche zwar um einen halben Meter kleiner machte, aber Jerry genügend Platz verschaffte, eine neue Badewanne einzubauen. Sogar die metallenen Müllschlucker aus den fünfziger Jahren waren abgebaut worden. Jerry und Brad hatten einfach Fakten geschaffen. Es war zwecklos, jetzt noch zu protestieren.
Brad wartete immer noch auf ihren Wutausbruch, aber Melissa blieb ruhig. Sie war in die Küche gegangen, um sich ein Glas Wasser zu holen.
„Hattest du nicht versprochen, dass nach der Renovierung der Bäder Schluss sein würde mit deinen netten Projekten?“ fragte sie mit kalter Stimme.
Ihre Ruhe machte Brad mehr Probleme als ein Wutausbruch. Er rechnete fest damit, dass sie in Kürze in helle Aufregung geraten
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