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Charons Klaue

Charons Klaue

Titel: Charons Klaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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vorüber. Die Tayer waren in Auflösung begriffen, vielleicht sogar abgezogen. Und Alegni und die Nesserer waren aus der Stadt verjagt worden. Man hatte dem Ungeheuer den Kopf abgeschlagen.
    Hatte das neu erbaute Niewinter nach der Katastrophe je bessere Aussichten gehabt?
    Vielleicht schrieben sie zu viel von ihrem Sieg Drizzt und seinen Begleitern zu, dachte der Drow, denn in Wahrheit waren es viele Einzelne von ihnen gewesen, die heute gesiegt hatten. Drizzt und seine Freunde hatten Alegni besiegt und seinen verkrüppelten Hexer in Schach gehalten, aber die eigentliche Schlacht hatten die Menschen ausgefochten und gewonnen, die ihnen jetzt zujubelten. Angesichts seines eigenen Beitrags, der in erster Linie darin bestanden hatte, den Kampf gegen den besessenen Artemis Entreri zu überleben, kam es ihm absurd vor, dass man ihn auf ein solches Podest hob.
    Andererseits schadete es auch nichts, wie der Drow aus jahrzehntelanger Erfahrung wusste. Solche Feiern hatte er bereits in Zehn-Städte erlebt, in Mithril-Halle und im ganzen Land. Es war ein Ausdruck der allgemeinen Erleichterung, ein Siegestaumel, und die Symbolfiguren – in diesem Fall Drizzt und seine Begleiter – waren für den erforderlichen Ausbruch letztlich völlig unwichtig. Er sah Genevieve ins Gesicht, nickte ihr zu, und bei ihrem strahlenden Lächeln wurde ihm warm ums Herz.
    »Sei gegrüßt, Drizzt Do’Urden«, sagte Jelvus Grinch, der jetzt aus der Menge trat und den dreien entgegenkam. »Ich hoffe, auch dein Freund, der Zwerg, ist wohlauf.«
    Bei diesem Hinweis auf Bruenor, den Jelvus Grinch unter falschem Namen kurz kennen gelernt hatte, zeigte Drizzt keine Regung. Zuerst überraschte ihn diese Reaktion, aber als er sie registriert hatte, freute er sich. Natürlich vermisste er Bruenor sehr, aber damit hatte er seinen Frieden gemacht.
    Deshalb nickte er Jelvus Grinch nur zu, ohne sich über etwas auszulassen, was dem Mann ohnehin nicht so wichtig war.
    »Ich hatte dich schon einmal gebeten, bei uns zu bleiben«, fuhr Jelvus Grinch fort. »Vielleicht verstehst du jetzt, wie wichtig es für Niewinter wäre …«
    »Wir gehen«, unterbrach Artemis Entreri ihn mit kalter Stimme.
    Jelvus Grinch wich zurück und sah ihn fragend an.
    »Jetzt«, fügte Entreri hinzu.
    »Aber wir wissen nicht, wie weit die Shadovar sich zurückgezogen haben«, flehte Jelvus Grinch. »Viele sind durch die Tore verschwunden, die ihre Zauberer geöffnet hatten – und vielleicht kommen sie durch diese Tore wieder zurück!«
    »Dann solltet ihr wachsam bleiben«, antwortete Entreri. »Oder gehen.«
    »Du kennst sie besser als wir«, entgegnete Jelvus Grinch leicht verärgert.
    »Ich kenne weder sie noch den finsteren Ort, von dem sie stammen«, fuhr Entreri ihn an, bevor Jelvus Grinch weiterreden konnte. »Sie sind weg, Alegni ist tot. Mehr brauche ich nicht zu wissen.«
    »Und ihr habt sein Schwert«, sagte Jelvus Grinch mit einem Blick auf die Waffe, die Drizzt quer über seinen schmalen Rücken gehängt hatte.
    Artemis Entreri lachte. Sein spöttisch herablassender Ton teilte dem Mann aus Niewinter deutlich mit, dass dieser die Bedeutung seiner letzten Worte nicht annähernd durchschaute.
    »Wir müssen gehen«, warf Drizzt mit ruhiger Stimme ein. »Wir haben etwas zu erledigen, das keinen Aufschub duldet. Bleibt auf der Hut, auch wenn ich nicht glaube, dass die Nesserer so bald zurückkehren. Nach allem, was ich gesehen habe, folgen sie starken Anführern, und nach Alegnis Tod würde wohl kein anderer Nesser-Fürst an einem derart gefährlichen und feindseligen Ort wie Niewinter an seine Stelle treten wollen.«
    »Das ist nicht sicher«, sagte Jelvus Grinch.
    Drizzt legte dem Mann eine Hand auf die Schulter. »Vertraue auf deine eigenen Leute«, riet er ihm. »Diese Gegend ist nun einmal gefährlich. Das habt ihr von Anfang an gewusst.«
    »Und du bleibst?«, fragte der Mann hoffnungsvoll.
    »Ich glaube nicht, dass ich allzu weit weggehe«, versicherte Drizzt.
    »Dann komm bitte bald wieder nach Niewinter. Ihr alle seid hier immer willkommen.«
    Lauter Jubel hinter ihm bekräftigte diese Aussage.
    Die Menge folgte den Freunden durch die ganze Stadt und über die Geflügelte-Lindwurm-Brücke.
    »Wir werden sie wieder in den ›Weg des Barrabas‹ umtaufen«, verkündete Jelvus Grinch. Erneut erhob sich Jubel.
    »Barrabas ist tot«, entgegnete Artemis Entreri so scharf, dass Grinch das Lachen verging. »Ich habe ihn umgebracht. Erinnert mich nicht mit euren blöden Namen

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