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Charons Klaue

Charons Klaue

Titel: Charons Klaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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an ihn.«
    Die Drohung in seinen Worten war unüberhörbar, und Entreri bekräftigte sie mit einem bösen Blick auf Jelvus Grinch. Wenn er die Brücke tatsächlich derart umtaufte, würde Entreri zurückkommen und ihn töten.
    Drizzt zuckte innerlich zusammen. Diesen Blick – eiskalt, gleichgültig und bar jeden Mitleids – kannte er seit hundert Jahren, und die unmissverständliche Erinnerung daran, wer Artemis Entreri wirklich war, riss den Drow abrupt aus seinen nostalgischen Träumen.
    Drizzt beobachtete Jelvus Grinchs Reaktion. Aus dem Gesicht des starken Mannes war alle Farbe gewichen. Es zeigte, dass Artemis Entreri nichts von seinem Charme verloren hatte.
    Der Erste Bürger von Niewinter räusperte sich mehrfach, ehe er wieder zum Sprechen ansetzte. Dieses Mal wandte er sich an Drizzt. »Bist du mit deinem Panther weitergekommen?«
    Drizzt schüttelte den Kopf.
    »Ich schlage vor, du sprichst mit Arunika«, sagte Jelvus Grinch. »Ich habe sie gebeten, Nachforschungen anzustellen. Diese Frau ist in der Magie recht gut bewandert und kennt sich mit dem Zusammenwirken der verschiedenen Ebenen aus.«
    Drizzt sah seine Begleiter an, die sich nicht dazu äußerten.
    »Wo finde ich sie?«, fragte er.
    »Wir wollen los«, erinnerte ihn Artemis Entreri.
    »Wir können warten«, sagte Dahlia.
    »Nein, das können wir nicht«, erwiderte Entreri. »Wenn du den Rotschopf aufsuchen willst, bitte sehr, aber wir nehmen die Nordstraße. Wenn du dich beeilst, dürftest du uns bald einholen.«
    Drizzt wandte sich Jelvus Grinch zu, der auf das Wirtshaus deutete. »Arunika hat dort ein Zimmer bezogen, damit sie sich besser um deinen Begleiter kümmern konnte.«
    Der Drow drehte sich noch einmal nach Entreri und Dahlia um. Entreri schien der Gedanke an weitere Verzögerungen sichtlich zu ärgern, während Dahlias hektischer Blick verriet, dass sie diese Expedition nur zu gern verschoben hätte. Eine derartige Reaktion hätte Drizzt nie von ihr erwartet, ob von der Kriegerin mit Tätowierung und Zopf oder von der sanfteren Frau, deren Äußeres sie jetzt zur Schau trug.
    Aber Guenhwyvars Schicksal war wichtiger. Deshalb eilte er ins Gasthaus zurück. Kaum hatte er »Arunika« gesagt, als der Wirt ihn auch schon zu einem Zimmer im Erdgeschoss schickte.
    Arunika öffnete, noch ehe er angeklopft hatte, und als er eintrat, sah er den Grund für diesen Empfang. Ihr Zimmer ging zur Straße hin, und das Fenster stand offen. Noch während er dies wahrnahm, ging Arunika hinüber und klappte es zu.
    »Du glaubst, ihr könnt die Waffe zerstören, indem ihr sie dem Urelementar in den Rachen werft«, sagte sie.
    »Ich bin wegen Guenhwyvar hier.«
    »Das auch«, pflichtete die Frau ihm bei.
    Drizzt entspannte sich, als er ihr entwaffnendes Lächeln betrachtete … wirklich bezaubernd mit den Sommersprossen, den Grübchen und einer unvergleichlichen Lieblichkeit.
    Diesen seltsamen und seltsam abwegigen Gedanken schüttelte er entschlossen von sich ab.
    »Ich teile deine Einschätzung des Schwerts«, sagte Arunika, die sich auf ein weiches Sofa gesetzt hatte und wie beiläufig die langen weichen Locken nach hinten warf.
    »Und unser Vorhaben?«
    »Artemis Entreri glaubt, die Zerstörung der Waffe würde auch ihn umbringen.«
    »Er hat keine Angst …«, begann Drizzt. Dann aber starrte er Arunika forschend an. Woher kannte sie Entreris wahren Namen? Für jeden anderen in der Stadt außer ihm und Dahlia war dieser Mann nach wie vor Barrabas der Graue, und soweit er wusste, hatte keiner von ihnen je etwas über Entreris wahre Identität verlauten lassen.
    »Aber natürlich hat er Angst davor«, erwiderte Arunika, der seine Reaktion offenbar entgangen war – oder sie ignorierte sie. »Es steckt nur zu viel Hass in ihm, als dass er es zugeben würde. Jeder fürchtet den Tod, Waldläufer. Jeder.«
    »Dann fürchten manche das Leben offenbar noch mehr.«
    Arunika zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Wenn ihr Charons Klaue zerstören wollt, ist der Urelementar sicher eine gute Wahl, denke ich«, fuhr sie fort. »Natürlich gibt es bessere Methoden, die sicherer wären … ich denke da an den Odem eines alten weißen Drachen. Aber so viel Zeit dürfte euch nicht bleiben. Charons Klaue ist ein Nesser-Schwert, und um solche Kostbarkeiten zu schützen und zurückzugewinnen würden diese unerträglichen Despoten Dinge auf sich nehmen, vor denen jeder Githyanki erblassen würde.«
    Drizzt wusste nicht recht, was er von diesem Vergleich zu halten hatte.

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