Charons Klaue
zuckte mit den Schultern, leerte sein Glas und griff wieder nach der Flasche.
»Wir alle müssen irgendwann sterben«, stellte Drizzt fast schroff fest. »Manchmal später, als uns lieb ist.«
»Deine Sorge rührt mich«, bemerkte Entreri.
»Natürlich ist es deine Entscheidung«, räumte Drizzt ein. Er versuchte, die Kälte in seiner Stimme nicht durchschimmern zu lassen, aber es gelang ihm nicht. Insgeheim verfluchte er sich. Er war aufgewühlt und wütend, weil Guenhwyvar verschwunden war.
Außerdem gab es da noch etwas, wie Drizzt sich insgeheim eingestehen musste, wann immer er sah, wie Dahlia Entreri anstarrte.
Dann fühlte er sich überflüssig, als wäre das Band zwischen diesen beiden stärker als das zwischen ihm und Dahlia.
Und wen außer Dahlia hatte er schließlich noch – ohne Guenhwyvar? Drizzt holte tief Luft.
Plötzlich schmetterte Entreri sein Glas an die Wand. Der Meuchelmörder nahm die Flasche und setzte sie an den Mund.
Das war überraschend, aber Drizzt überraschte die anderen und sich selbst noch mehr, als er zurücktrat und Charons Klaue vom Rücken zog.
Das mächtige Schwert biss sofort zu, indem es seine Energie durch seine Hände schickte. Die ersten konzentrierten Attacken zielten auf sein Innerstes, auf Herz und Seele, die Charons Klaue einfach ausradieren wollte – was dem Schwert bei den meisten neuen Besitzern auch gelang, wie Drizzt ohne den geringsten Zweifel wusste.
Aber Drizzt Do’Urden ließ sich nicht so leicht beherrschen oder zerstören. Außerdem hatte auch er Erfahrung mit intelligenten Waffen. Einmal hatte das Schwert Khazid’hea, der berühmte Schnitter, ihn in ähnlicher Form angegriffen, wenn auch nicht annähernd so gewaltsam wie dieses Schwert hier. Und an der Drow-Schule für Krieger, Melee-Magthere, beschäftigten sich die Studenten viele Zehntage mit den Eigenschaften magischer Waffen und stählten ihre Willenskraft gegen Gegenstände, die sie überwältigen wollten.
Deshalb verdoppelte der Drow jetzt seine Konzentration und wehrte sich dagegen. Er verlangte von dem Schwert Gehorsam.
Die Klinge schlug zurück.
Ganz langsam veränderte Drizzt seinen Gegenangriff, indem er dem Schwert eine grandiose Partnerschaft versprach. Er würde es zu gebrauchen wissen.
Charons Klaue lockte mit seiner Macht. Es richtete Drizzts Aufmerksamkeit auf Artemis Entreri, der jetzt sein Diener war, wie das Schwert ihm einflüsterte.
Und als Entreri gegen die Klinge protestierte und einen Schritt auf Drizzt zukam, warf Charons Klaue ihn tatsächlich nieder.
Dahlia schrie auf, zerlegte Kozahs Nadel in Flegel und brachte sie augenblicklich zum Schwirren.
Drizzt aber bat sie mit der erhobenen linken Hand um mehr Geduld. Dem Schwert befahl er, Entreri freizulassen, und als es nicht gehorchte, verlangte er ein Ende der schmerzhaften Vibrationen.
»Jetzt!«, befahl er laut.
Artemis Entreri taumelte zur Seite und richtete sich langsam wieder auf. Er entfernte sich rückwärts von dem Drow, ohne diesen aus den Augen zu lassen, obwohl der Schmerz offensichtlich nachgelassen hatte.
Er fürchtete Verrat, das konnte Drizzt an seinen Augen ablesen.
»Lass ihn frei«, befahl Drizzt dem Schwert.
Wieder griff Charons Klaue seine Seele an, diesmal noch wilder, und Drizzt stöhnte und geriet erneut ins Schwanken. Durch seinen Kopf zogen Bilder von Niederlagen, vom Nichts, denn Charons Klaue versuchte, ihm Angst zu machen, um seine Entschlossenheit zu schwächen.
Drizzt hatte schon zu lange gelebt und zu viel durchgemacht, um sich derartigen Gedanken zu ergeben.
Er gewann das Ringen, aber nur um den Preis eines Waffenstillstands. Charons Klaue würde Artemis Entreri nicht loslassen, und diese Wand der Wut konnte Drizzt keinesfalls durchdringen. Vielleicht konnte er das Schwert davon abhalten, dem Mann zuzusetzen, aber weiter kam er nicht.
Dann griff er zu der gleichen Taktik wie das Schwert.
Seine Gedanken wanderten nach Gauntlgrym, an die Grube des Urelementars. Entreri hatte gesagt, dass das Schwert diese Aussicht fürchtete.
Das sah und fühlte nun auch Drizzt.
Er verdoppelte seine Konzentration, um sich auszumalen, wie das Schwert in das wartende, feurige Maul des gottgleichen Ungetüms fiel.
Das war keine Täuschung, und trotz seiner großen Mühe trat ein breites Lächeln auf sein Gesicht. Charons Klaue litt Todesängste.
Das Schwert erkannte seinen Untergang.
Es ging mit aller Macht auf ihn los.
Drizzt veränderte das Bild in seinem Kopf und zeigte ihm Entreri mit
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