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Charons Klaue

Charons Klaue

Titel: Charons Klaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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Tod«, unterbrach ihn Dahlia.
    »Besser als das, was davor war.«
    Sie sah auf, und ihre Blicke begegneten sich. Aber gleich darauf widmete sie sich wieder dem ablenkenden Feuerschein.
    »Das war der einfachste Weg, der sicherste«, sagte Entreri. »Ein Gefangener will ausbrechen, oder er akzeptiert seine Gefangenschaft. Für dich galt das aber nicht. Erzgo Alegni hatte keine Macht über Dahlia, aber dennoch hast du uns dorthin geschleppt, auf die Brücke und in den Kampf.«
    »Ich habe eine Schuld beglichen.«
    »Tatsächlich? Und was für eine Schuld, bitte schön?«
    Sie sah ihn erneut an. Dieses Mal jedoch lag keine gemeinsame Erfahrung in ihrem Blick, sondern eine deutliche Warnung. Danach blickte sie wieder ins Feuer.
    »Und als alles verloren schien und Alegnis Armee anrückte, als ich Drizzt besiegt hatte und Alegnis Schwert hilflos ausgeliefert war, war Dahlia frei.«
    Diesmal starrte sie ihn kalt an.
    »Du hättest wegfliegen können.«
    »Welcher Freund würde …?«, setzte sie an, aber Entreri lachte sie leise aus.
    »Ich kenne dich besser«, erklärte er.
    »Du hast keine Ahnung«, wehrte sie wenig überzeugend ab, denn während dieses Blickwechsels war die Verbindung zwischen Entreri und ihr unübersehbar.
    »Du bist nicht aus Loyalität zurückgekommen, sondern weil tief in dir etwas derart Dunkles brodelt, dass du nicht verschwinden konntest. Ich habe gesagt, ich wäre lieber gestorben, als mich erneut der Sklaverei zu unterwerfen, aber Dahlia war nicht weniger gefangen als ich. Ich durch das Schwert und du durch …«
    Da wandte sie abrupt den Blick ab und trat ins Feuer, dass die Funken stoben. Offenbar wollte sie unbedingt an etwas anderes denken.
    »Eine Erinnerung«, endete Artemis Entreri. Da sackten Dahlias Schultern so tief herunter, dass sie ins Feuer zu stürzen drohte.
    Und trotz allem, woran er fast hundertfünfzig Jahre gearbeitet hatte, sprang Artemis Entreri ihr unwillkürlich stützend zur Seite und legte einen Arm um sie. Tränen strömten über ihr Gesicht und fielen auf den Boden, aber er wischte sie nicht ab.
    Sie spannte sich und atmete tief durch. Als sie sich wieder gefasst hatte, rückte Entreri einen Schritt zur Seite. Er starrte ins Feuer, um ihr diesen Augenblick für sich selbst zu lassen, während sie die Finsternis durchmaß.
    »Du hast ihn mehr gehasst, als ich es jemals vermocht hätte«, gab Entreri zu.
    »Er ist tot«, stellte Dahlia tonlos fest.
    »Zu schade, dass er seinen letzten Atemzug zwischen den Dimensionen aushauchen musste«, sagte Entreri. »Ich hätte seinen Körper an meinen Nachtmahr gebunden und ihn durch die Straßen von Niewinter geschleift, bis ihm die Haut in Fetzen von den Knochen gefallen wäre.«
    Er spürte, wie Dahlia ihn ansah, auch ohne dass er ihren Blick erwiderte.
    »Für mich?«, fragte sie.
    »Für uns beide«, antwortete er. Angesichts dessen, was er inzwischen über Dahlia wusste, hätte eine solche Tat noch eine ganz andere Narbe in seiner Seele heilen können – denn Erzgo Alegni wäre an die Stelle eines anderen getreten, der ihn vor so vielen Jahren verraten hatte.
    Da lachte Dahlia leise auf. »Das hätte mir gefallen.«
    Etwas abseits hockte Drizzt Do’Urden im Gebüsch, konnte aber nur wenige Worte aufschnappen. Der Drow hatte Andahar ein ganzes Stück entfernt angehalten und entlassen, gleich nachdem er das Feuer bemerkt hatte. Irgendwie war ihm klar gewesen, dass dies das Lager von Dahlia und Entreri sein musste.
    Dennoch hatte Drizzt sich nicht offen genähert. Er versuchte sich einzureden, dass er sie nicht belauschte.
    Er hatte ihre Diskussion schon eine ganze Weile beobachtet und hätte leicht näher heranschleichen können, ohne dass sie ihn bemerkten. Vielleicht sogar nahe genug, um alles zu hören.
    Aber es ging gar nicht um das, was sie sagten. Wichtiger für Drizzt waren ihre Bewegungen, die Art, wie sie sich ansahen, und besonders die Art, wie ihre Blicke sich mieden.
    Da war nichts Sexuelles. Entreri hatte ihm keineswegs Hörner aufgesetzt oder Ähnliches.
    Merkwürdigerweise hatte Drizzt das Gefühl, dass eine so schlichte Erkenntnis ihn weniger tief getroffen hätte.
    Denn jetzt war klar, was er schon lange vermutete: Artemis Entreri wusste etwas über Dahlia. Er verstand etwas, was Drizzt unbegreiflich war. Zwischen ihnen gab es eine Verbindung. Mit ihren Tränen und ihrem leisen Lachen hatte Dahlia sich Artemis Entreri weiter geöffnet als in all ihren Liebesnächten mit Drizzt.
    Wie konnte es sein, dass

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