Charons Klaue
verkrüppelte junge Hexer«, sagte er.
»Was weißt du über ihn?«, fragte Drizzt.
»Ich weiß, dass er ein ernst zu nehmender Gegner ist. Er beherrscht jede Menge Tricks und Zauber, die gefährliche Wunden schlagen. Er gerät nicht in Panik, wenn die Schlacht losbricht, und wirkt deutlich reifer, als aufgrund seiner Jahre zu erwarten wäre. Er ist sehr gefährlich, auch aus der Entfernung. Aber wenn Effron uns beschattet, kommt er gewiss nicht allein.«
»Du scheinst eine Menge über ihn zu wissen«, stellte Dahlia fest.
»Ich habe mit ihm deine Freunde aus Tay gejagt«, sagte Entreri. »Ich habe deine Freunde aus Tay mit ihm getötet.«
Bei dieser Bemerkung kniff Dahlia den Mund zusammen, doch angesichts ihrer letzten Auseinandersetzung mit Sylora konnte sie sich über diese Enthüllung kaum aufregen. Immerhin hatte auch sie in letzter Zeit etliche Tayer getötet.
»Er stand Erzgo Alegni sehr nahe«, fuhr Entreri fort. »Manchmal sah es so aus, als ob er den Tiefling hasste, dann wieder schien es ein tiefes Band zwischen ihnen zu geben.«
»Ein Bruder?«, fragte Drizzt.
»Oder ein Onkel?« Entreri zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht, aber ich bin sicher, dass Effron das, was wir Alegni angetan haben, nicht gefallen hat. Und er ist ein Opportunist – ein ehrgeiziger.«
»Das Schwert zurückzuholen würde seinen Ruhm beträchtlich steigern«, überlegte Drizzt.
»Wir wissen nicht einmal, ob er es ist«, mahnte Dahlia. »Wir wissen noch nicht einmal, ob uns wirklich Shadovar auf den Fersen sind. Ja, wir wissen nicht mal, ob uns überhaupt jemand jagt.«
»Wenn du weiter so laut redest, werden wir das zumindest sehr bald herausfinden«, erwiderte Entreri.
»Wäre das nicht ganz praktisch?«
Dahlias Sturheit entlockte sowohl Drizzt als auch Entreri den nächsten Seufzer.
»Wir werden es herausfinden«, versicherte ihr Drizzt. »Aber nicht zu den Bedingungen unserer Verfolger. Sondern an einem Ort und zu einem Zeitpunkt unserer Wahl.«
Damit drehte er sich um und ging weiter, wobei er den Wald rechts und links und vor ihnen nach Feinden, einem Hinterhalt und einem Ort, wo sie den Spieß umdrehen konnten, absuchte.
»Müssen wir immer dieses Spielchen spielen?«, fragte Effron. Obwohl er sich dagegen wehren wollte, fuhr er herum und sah die letzte Inkarnation dieser seltsamen Illusionistin vor sich – oder diesmal vielleicht doch ihre wahre Gestalt, wie er zu hoffen wagte.
Aber die Stimme der Wandlerin erklang wieder hinter ihm.
»Das ist kein Spiel«, versicherte sie ihm. »Ich habe viele Feinde.«
»Und viele Verbündete.«
»Eher nicht.«
»Vielleicht hättest du mehr Verbündete, wenn du nicht so verflucht unangenehm wärst«, gab Effron zu bedenken.
»Verbündete wie dich, die meine Dienste wünschen?«
»Ist das so ein Problem?«
»Aber wären diese Verbündeten nicht auch bald meine Feinde, wenn ich von einem ihrer Gegner engagiert werden würde?«, fragte die Wandlerin, und diesmal drehte ihre Stimme sich mit Effron mit, so dass sie die ganze Zeit hinter dem beschämten Tiefling blieb.
Effron schlug die Augen nieder. »Dann vielleicht beides.«
»Lieber keins davon«, antwortete die Wandlerin. »Jetzt sag mir, warum du hier bist.«
»Kannst du es dir nicht denken?«
»Wenn du glaubst, ich würde nach Faerûn zurückkehren, um Erzgo Alegnis verlorenes Schwert zu retten, bist du ein Narr. Und das würde mich betrüben, denn ich hatte deine Torheit immer deiner Jugend zugeschrieben, nicht einem Mangel an Urteilskraft.«
»Du weißt von dem Schwert?«
»Jeder weiß von dem Schwert«, erwiderte die Wandlerin. Ihr beiläufiger Ton schien Effrons Ernst zu verspotten. »Jeder, der auf solche Dinge achtet, meine ich. Erzgo Alegni hat es an die verloren, die du mit Cavus Dun jagen wolltest. Dein Versagen hat zu seinem Versagen geführt, würde ich meinen.«
»Mein Versagen?«, fragte Effron ungläubig. »Habe ich nicht auch dich geschickt, zusammen mit Cavus Dun …?«
» Dein Versagen«, unterbrach ihn die Wandlerin. »Es war dein Auftrag, den du dir zurechtgelegt hattest, und du hast die Jäger persönlich ausgewählt. Dass du uns weder angemessen vorbereitet noch genug Männer geschickt hast, lastet schwer auf den gebrochenen Schultern von Effron.«
»Aber …«
»Es stünde dir gut an, deinen Fehler einzugestehen, kleiner Tiefling. Diese drei haben Cavus Dun wertvolle Mitglieder gekostet. Trotzdem hat Cavus Dun von dir weder Vergeltung noch Wiedergutmachung gefordert. Bis
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