Charons Klaue
mitgeteilt, dass ihre Schwester sich in dem anstehenden Duell mit Brack’thal nicht auf ihre Seite stellen würde, was zum zweiten Teil von Ravels schlauem Plan gehörte. Jearth spaltete die Schwestern, und Tiago überbrachte diese Nachricht prompt derjenigen, die jetzt alleine stand.
»Ihr glaubt, ich lasse zu, dass Ravel und seine Zauberspinner meinen Bruder töten?«, fragte sie. »Ihr glaubt, ich hätte in dieser Sache keine Wahl und nichts zu sagen?«
»Ich glaube, dass die Folgen verheerend wären. Ich halte Euch für sehr intelligent.«
Berellip rauschte an ihm vorbei zur Schmiede, die am Ende des Gangs leuchtete. Als sie die Höhle betraten, stellten sie fest, dass der Zweikampf schon früher drohte, als sie gedacht hatten, denn in der Mitte der Höhle stand Brack’thal mit einem riesigen Feuerelementar an seiner Seite und mehreren kleineren, die im Kreis um ihn herumtanzten.
Auf der anderen Seite lehnte Ravel an einer erkaltenden Esse. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und zeigte sich sichtlich belustigt.
»Fühlt Ihr das, Kleiner?«, rief Brack’thal begeistert. »Natürlich fühlt Ihr es, Ihr wollt es nur nicht zugeben. Ihr fühlt es, und Ihr fürchtet es!«
Alle Handwerker, ob Goblin, Grottenschrat oder Drow, hatten ihre Arbeit unterbrochen und beobachteten das lange erwartete Kräftemessen der wichtigsten Männer von Xorlarrin.
Berellip blickte sich um und stellte fest, dass etliche Schmiede keine gewöhnlichen Handwerker waren, sondern Ravels Zauberspinner, die strategisch verteilt standen. Ihr jüngerer Bruder hatte die Sache gut geplant. Er hatte sie kommen sehen, vielleicht sogar provoziert, und Ort und Zeit selbst gewählt.
Aber vielleicht hatte er dabei einen Fehler gemacht, überlegte sie, als ihr ein weiterer Elementar auffiel, der aus einer Schmiede drang und eine Feuerspur hinter sich herzog, als er zu Brack’thal eilte. Offenbar verfügte der ältere Sohn von Xorlarrin über eine sehr beeindruckende Macht. In diesem Augenblick drehte sich Brack’thal zu ihr und Tiago um.
»Er fühlt es!«, erklärte Brack’thal. »Und er weiß, was das ist. Nicht wahr, Zauberspinner?«, rief er Ravel mit scharfer Stimme zu.
»Ich habe das Gefühl, dass Euch Euer Urteilsvermögen verlassen hat«, antwortete Ravel gelassen.
»Meine Kräfte erreichen ein ganz neues Maß!«, sagte Brack’thal. »Und wo steht Ihr dann, Zauberspinner?« Er hob die Arme und sah sich nach allen Seiten um, wobei er besonders Ravels Gefolge anstarrte. »Was wird dann aus Euch allen?«
»Wir werden zumindest am Leben sein«, erwiderte Ravel. Das war eine offene Drohung.
Es war mehr, als Brack’thal zu erwarten hätte, wie Berellip wusste, denn trotz seiner Feuerdiener würden Ravel und die anderen vermutlich kurzen Prozess mit ihm machen. Sie fragte sich, was sie tun sollte, denn für Vernunft schien Brack’thal wenig zugänglich zu sein. Andererseits hasste sie die Vorstellung, ihn jetzt zu verlieren, nicht nur weil dies Ravel aufgewertet hätte, sondern weil Brack’thals Einfluss auf die Elementare, wie auch immer der Zauberer dazu kam, sich in der wertvollen Schmiede als sehr wichtig erwies.
Jetzt trat Tiago Baenre an ihr vorbei. »Wäre das nicht wünschenswert?«, fragte er laut und zog damit die Blicke auf sich.
»Oho, Ravels Wachhund tritt in Erscheinung«, rief Brack’thal.
Tiago lachte nur und widerstand dem Impuls, dem Zauberer sein Schwert durch die Stirn zu jagen, was kein schwieriger Wurf gewesen wäre. Er ging direkt auf Brack’thal zu. Als er so nahe war, dass nur noch Brack’thal ihn hören konnte, flüsterte er: »Ihr könnt nicht gewinnen.«
Brack’thal plusterte sich trotzig auf.
»Berellip setzt auf Ravel«, sagte Tiago, worauf der Magier sichtlich schrumpfte. Er blickte an Tiago vorbei zu Berellip, der klar war, was Tiago ihm gerade mitgeteilt hatte. Sie nickte feierlich.
Brack’thals Augen zuckten, und er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, als er den Blick von Berellip zu Tiago und dann zu Ravel wandern ließ, der sich jetzt langsam näherte. Ebenso langsam begann er zu lächeln und nickte nach links und rechts, wo die Zauberspinner mit ihren Stäben aus dem Schatten traten, die sie einsatzbereit hielten.
»Ihr steht allein«, sagte Tiago leise zu Brack’thal.
Der Zauberer fuhr herum. »Schwester!«, beschwor er Berellip.
»Schickt Eure Spielzeuge in die Öfen zurück«, befahl sie. »Wir haben viel zu tun.«
»Schwester!«
»Schluss damit!«, brüllte
Weitere Kostenlose Bücher