Charons Klaue
blickte hinab. Unter ihnen befand sich ein weiterer Absatz mit einer alten Kriegsmaschine.
»Geschosse?«, fragte er, weil er sich nicht sicher war, was das darstellte. Es sah aus wie eine gewaltige Armbrust auf einem Holzbock, doch obendrauf saß eine große, fächerförmige Kiste. Zwei Shadovar machten sich an dem Gerät zu schaffen.
»Ein ungewöhnlicher Apparat«, erklärte Effron. »Es stehen überall welche herum. Balogoth der Historiker nennt sie Salvengeschütze.«
Alegni blickte von Effron zu der Maschine und hob die Hand, als der Hexer erklären wollte, was darunter zu verstehen war. Das war überflüssig. Der Name beschrieb den Zweck dieser Kiste völlig ausreichend.
»Funktioniert es?«, rief er den Shadovar unten zu.
Die beiden sahen nach oben und registrierten erschrocken, dass ihr Anführer unerwartet aufgetaucht war.
»Das wissen wir nicht, Herr«, erwiderte der eine. »Wir haben die Sehne ausgetauscht, aber die Federn sind so alt, dass wahrscheinlich kaum noch Spannung darin ist.«
»Probiert es.«
Sie sahen einander an, dann zogen sie aus einer Kiste, die sie aus dem Schattenreich mitgebracht hatten, lange Pfeile, mit denen sie den fächerförmigen Kasten von hinten beluden. Anschließend griff einer von ihnen nach dem großen Haken und spannte langsam die Sehne.
Die Holzarme knarrten bedenklich.
»Das wird nicht funktionieren«, sagte Effron, doch Alegni würdigte ihn keines Blickes.
Als der Apparat gespannt war, nahm der zweite Schatten einen Hebel zur Hand, der sich jedoch kaum rührte. Er probierte lange daran herum, ehe er seinen Begleiter in hilfloser Panik anschaute.
Sie wollten ihren Anführer nicht enttäuschen, so viel verstand Erzgo Alegni, und ihre Angst tat ihm gut.
Nach mühevoller Arbeit, bei der ein Schatten sogar unter den Kasten gekrochen war, um mit einem kleinen Messer die Holzrasten nachzuschleifen, schafften sie es schließlich, die Ladung richtig zu positionieren.
Erzgo Alegni unterdrückte ein spöttisches Lachen, als sie das Geschütz abfeuerten und dabei nur eine Seite ausgelöst wurde. Die Pfeile, die nach vorn fliegen sollten, fielen senkrecht nach unten, anstatt nach vorne zu schnellen. Und diejenigen, die doch flogen, gelangten kaum über den Stalaktiten hinaus – die Schatten hätten sie selbst mit der Hand weiter werfen können.
Unten in der Höhle erhoben sich Flüche und Protestgeschrei.
»Das Holz ist zu alt«, sagte Effron.
»Das weiß ich«, erwiderte Alegni. »Aber die Bauart ist interessant.«
»Früher hätten die vielen Geschütze in diesen Türmen den ganzen Luftraum mit Pfeilen eindecken können«, erklärte Effron. »Diese Idee könnte man gut kopieren, und Balogoth erstellt bereits Zeichnungen von den Armbrüsten.«
Erzgo Alegni begutachtete die Höhle. »Wir haben nicht genug Soldaten«, stellte er fest. »Die Höhle ist zu groß und bietet zu viel Deckung. Sie könnten sich durch die Reihen schleichen.«
»Soweit wir wissen, gibt es nur eine Tür«, erwiderte Effron.
Alegni blickte zu der Riesenmauer mit dem Tor darin. Es führten Schienen heraus, und vor dem See lagen ein paar alte Karren im Sand, die wohl dem Erztransport gedient hatten.
»Soweit wir wissen«, wiederholte er. »Dahlia und der Drow waren schon einmal hier und auch im Zwergenreich. Wenn es weitere Zugänge gibt, kennen sie diese.«
»Deshalb habe ich nur eine Patrouille hineingeschickt«, erwiderte Effron. »Wenn unsere Feinde die Tür erreichen, halten unsere Krieger sie auf, und wir können sie von hinten packen. Der Rest der Soldaten ist im ganzen Bereich verteilt, um alle Richtungen im Blick zu behalten.«
Effron brach ab, als Alegni aus dem Fenster blickte, schien aber noch etwas sagen zu wollen. Deshalb drehte der Heerführer sich nach dem Krüppel um.
»Wenn sie überhaupt hierherkommen«, gab Effron zu bedenken.
»Das werden sie«, sagte Alegni prompt. Er wusste, dass es so war, und fürchtete sich davor, denn er wusste auch, was für ein Ungeheuer in dem alten Gelände hinter dem schwarzen See lauerte. »Zweifelst du an deinen eigenen Informanten?«
Dazu konnte Effron nur die Achseln zucken, denn es war in der Tat Glorfathel gewesen, der die Informationen von Ambergris an Erzgo Alegni weitergegeben hatte. Die Wandlerin hatte Effron bestätigt, dass die drei sich noch vor kurzem im Außenbereich der Tunnel aufgehalten hatten. Das war gleich nach ihrem gescheiterten Versuch gewesen, den Panther gegen das Schwert einzutauschen, wobei Effron diesen Teil
Weitere Kostenlose Bücher