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Charons Klaue

Charons Klaue

Titel: Charons Klaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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Berellip vorbei.
    »Gnade.« Berellip verzog angewidert das Gesicht. »Er hat Brack’thal begnadigt, und das unverdient.«
    »Haltet ihn nicht für schwach«, war alles, was Tiago dazu zu sagen hatte. Als er hinausging, sah er sich zu ihr um. »All diese Ränkespiele haben mich erregt«, teilte er ihr mit. »Ich komme bald zu Euch zurück.«
    »Und wenn ich ablehne?«
    »Ihr seid Priesterin von Lolth.« Tiago verbeugte sich. »Wenn Ihr ablehnt, gehe ich wieder.«
    »Und wenn ich nicht ablehne, steht Ihr in meiner Schuld«, sagte Berellip, und Tiago sah schon die Fallen hinter ihren leuchtenden roten Augen aufflackern. Er dachte jedoch nur kurz darüber nach, ehe er nickte, sich mit einem wissenden Lächeln noch einmal verneigte und davonging.
    Denn Tiago verstand tatsächlich, was Berellip im Sinn hatte. Ravel hatte ungewöhnliche Milde an den Tag gelegt. Jetzt, da sie von dem Verrat ihrer jüngeren Schwester erfahren hatte, würde Berellip nichts dergleichen tun.
    Der junge Baenre fand Ravel in der Schmiede, wo der Zauberspinner an einem kleinem Tisch saß und ein Glas Später Speier anhob, ein Duergar-Gebräu, das danach benannt war, dass es nach dem Trinken noch eine Weile im Bauch herumwirbelte, bis derjenige, der es zu sich genommen hatte, unweigerlich in die Knie ging und es ausspie. Die Goblins und Kobolde von Menzoberranzan hielten mehr davon als die Drow, denen der Sinn eher nach feineren Getränken wie Feenlikör oder Brandy stand.
    Später Speier war für die beabsichtigte Aufgabe zweifellos geeignet, auch wenn er in erster Linie die Sinne benebeln sollte.
    »Ein ungewöhnlicher Siegestrunk«, sagte Tiago, der die Hand hob, um Ravels Angebot abzulehnen. Um nicht unhöflich zu erscheinen, zog der junge Baenre eine kleine Flasche unter dem Mantel hervor, entkorkte sie und nahm einen kleinen Schluck.
    »Warum habe ich ihn am Leben gelassen?« Ravel kam Tiagos Frage zuvor.
    »Das fragen derzeit wohl alle Drow-Finger, ja«, bestätigte Tiago.
    Ravel blickte zur Seite, und sein Gesicht war trotz des berauschenden Getränks stocknüchtern.
    Tiago bemerkte, wie ernst er dreinschaute, und unterdrückte das glühende Verlangen, den Zauberspinner zu bedrängen, obwohl er vor Neugier am Platzen war.
    »Brack’thals Worte«, sagte Ravel kopfschüttelnd.
    »Was ist damit?«
    Ravel sah seinem Freund direkt in die Augen. »Er hatte nicht unrecht.«
    Tiago wollte sich seinen Schrecken nicht anmerken lassen, trat aber doch einen Schritt zurück.
    »Ich spüre es«, erklärte Ravel.
    Tiago schüttelte übertrieben nachdrücklich den Kopf. »Das ist doch nur ein Trick von Brack’thal, irgendein geheimer Gegenstand oder ein alter Zauber, der wieder wirkt. Seine Arbeit mit den Elementaren …«
    »Beeindruckende Arbeit«, sagte Ravel.
    »Und Ihr lasst Euch davon zum Narren halten.«
    Ravel nahm noch einen Schluck Später Speier. »Hoffen wir’s«, sagte der Zauberspinner, doch er klang wenig überzeugt.

18
    Siegessicher
    Erzgo Alegni trat durch das Schattentor in die kleine Höhle in einem Stalaktiten, der über einem gewaltigen unterirdischen Gewölbe hing. Seit dem katastrophalen Kampf im Wald waren erst zwei Tage vergangen, aber inzwischen ging es dem Tiefling-Fürsten erheblich besser. Dank Draygo Quicks Fehlschlag hatte er den alten Hexer zwingen können, seine Bemühungen um Alegnis Heilung zu verdoppeln, und ihm auch mehr Männer abgerungen.
    Erzgo Alegni wusste, dass sie nicht noch einmal versagen durften. Nicht jetzt. Nicht hier. Zu viel stand auf dem Spiel, und dieses Mal würde ein Scheitern nicht nur das Ende seines kostbaren Schwerts bedeuten, sondern auch seinen Ruf zerstören.
    Effron wartete bereits vor dem Portal. Er starrte durch ein kleines Fenster neben dem einzigen Ausgang der Höhle, einem offenen Durchgang, der zu einem Absatz und dann zu einer Wendeltreppe führte, die sich um den Stalaktiten schlang.
    Alegni trat zu dem Hexer und stieß ihn weg. Effron steckte den Kopf in die Fensteröffnung und versuchte, seine Überraschung zu verbergen.
    Auf der anderen Seite, jenseits eines tiefen dunklen Höhlensees, erhob sich die Mauer der alten Zwergenfestung Gauntlgrym wie die Fassade einer Burg, doch diese Mauer riegelte den hinteren Teil der Höhle ab und erstreckte sich bis zur Decke. Dort oben konnte Alegni Wehrgänge erkennen. Die Mauer, die ganze Höhle und selbst der Stalaktit, in dem er stand, dienten der Verteidigung der Anlage.
    »Direkt unter uns«, sagte Effron. Alegni beugte sich vor und

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