Charons Klaue
Ideenreichtum der Drow sowie der Einsatz von etwas Magie hatten dieses Problem jedoch gelöst.
Endlich erreichte Ravel die Höhle, die tatsächlich gigantisch war und kreuz und quer von steinernen Brücken durchzogen war, so weit das Auge reichte. Die Decke war so hoch, dass sie selbst bei der gegenwärtigen Beleuchtung nicht mehr zu sehen war.
Gefolgt von Tiago Baenre und Jearth lief Ravel aus dem Tor und auf die Drow zu, die hinter der Armee aus Goblins und Orks warteten. Nicht weit hinter ihm folgten seine Schwestern und viele andere. Ravel hatte den Eindruck, dass fast alle Teilnehmer seiner Expedition sich an diesem Ort versammelt hatten. Nur Gol’fanin und ein paar andere Handwerker waren unten in der Schmiede geblieben. Dieser Gedanke beunruhigte ihn mehr, als er zugeben wollte.
Als Ravel die Gruppe erreichte, bemerkte er die Wendeltreppe, die hier nach oben führte. Dahinter zogen Orks und Grottenschrate sowie Yerrininaes Drider-Soldaten an Tauen, die über Seilzüge weiter oben befestigt waren, und hievten damit einen langen Treppenabschnitt hoch in die Luft.
»Wir konnten von der Originaltreppe mehr retten, als wir dachten«, erklärte Brack’thal, und Ravel wollte seinem älteren Bruder gerade zunicken, bis er begriff, dass der Zauberer sich an Berellip wandte, die hinter ihm stand, nicht an ihn.
»Endlich«, warf Ravel ein, dessen Tonfall sowohl Abscheu als auch Erleichterung verriet. Er wusste, dass diese Leistung den Ruf seines Bruders genauso gefährlich erhöhte wie seine Kämpfe mit den Elementaren in der Schmiede, darum wollte er sofort auf seine Position als Anführer der Expedition hinweisen, den Brack’thal und Berellip nicht umgehen sollten.
Brack’thal starrte ihn ungläubig an und wollte etwas erwidern – zweifellos eine dreiste Beleidigung –, als ein gleißender Blitz auf der Seite alle ablenkte und ein Donnern das Gestein erschütterte. Es folgte ein wildes Gekreische aus der Luft, als ob Krähen ihr Nest verteidigten.
»Die Zauberspinner kümmern sich um die Düstercorbies«, sagte Ravel. Er war froh, dass seine Untergebenen sich als nützlich erwiesen, da man die Reparatur der Treppe tatsächlich weitgehend Brack’thal und dessen Magie zugutehalten musste.
»Jetzt!«, rief Brack’thal und zog damit wieder die Aufmerksamkeit auf sich, während gegenüber die Grottenschrate mit schweren Äxten die Taue kappten. Hoch oben tauchten magische Lichter auf, welche die Decke der großen Höhle und den bisher noch abgestützten Treppenabschnitt beleuchteten, der sich nun von seinem Gerüst löste. Überall kletterten Goblin-Arbeiter herum, als das neue Teil sich auf den zuletzt fertig gestellten Abschnitt und die Verbindungsbolzen tief und fest hineinschob.
Mit lautem Ächzen neigte sich die Treppe leicht nach vorn, wodurch die Haken am oberen Ende mit einem hallenden Rums oben auf den Sims aufsetzten und dort sicheren Halt fanden. Überall rieselten Staub und Steine herab, und die ganze Versammlung hielt den Atem an. Würde jetzt der breite Sims dort oben nachgeben? Aber der Fels hielt und damit auch die Treppe.
In den Jubel der Drow stimmten sogar die Goblins und Grottenschrate mit ein.
Die Goblins oben auf der Treppe suchten verzweifelt Halt, und einige rutschten seitlich ab, hielten sich mit letzter Kraft fest oder stürzten in den sicheren Tod.
Auch ihr Aufprall am Boden wurde bejubelt, denn immerhin trugen sie zur allgemeinen Spannung bei.
»Und jetzt können unsere Truppen in die Höhe vorstoßen«, verkündete Brack’thal siegesgewiss.
»Und von oben können Feinde herunterkommen«, bemerkte Ravel.
»Eher nicht«, sagte Brack’thal. »Die Treppe hat ein Gelenk. Wir können sie im Notfall zur Hälfte einziehen und später wieder ausfahren.«
Ein weiteres Aufblitzen auf der Seite zeigte, dass die Schlacht mit den Düstercorbies noch nicht vorüber war.
»Wie viele?«, fragte Ravel mit einem Blick in diese Richtung. Er wollte unbedingt das Thema wechseln, bevor sein schlauer Bruder noch weiter prahlen konnte.
»In den Tunneln wimmelt es nur so«, antwortete einer der umstehenden Drow.
Ravel dachte nach, und hinter ihm warnte Berellip: »Wenn wir zu schnell zu weit vorrücken, ist das für sie und andere Bewohner dieser Gegend eine Einladung, sich hinter unsere Linien zu schleichen und unsere Truppen zu trennen.«
Der Zauberspinner warf ihr einen wenig erbauten Blick zu. Ihre Warnung spornte ihn nur an, kühner vorzustoßen, aus Trotz und gegen jedwede taktische
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