Charons Klaue
mangelnde Licht. Er hatte den nächsten Abschnitt für frei gehalten und das entsprechende Zeichen gegeben, doch jetzt standen ihm die Haare zu Berge.
Er konzentrierte all seine Sinne. War da ein Geräusch? Hatte er eine winzige Bewegung wahrgenommen? Seine erhobene Hand wurde zur Faust, das Signal zum Anhalten, aber es war zu spät, denn die Letzte aus seiner Schar, die zweite Tiefling-Frau, war bereits zu nahe und konnte nur hinter dem Geröllhaufen Schutz suchen, an dem er sich gerade befand.
Sie kroch hinter ihn und folgte seinem Blick zu der Stelle, wo der Gang leicht nach links abbog.
Ihr Herz klopfte.
Die Frau zeigte zur Biegung auf der linken Seite, wo ein leichter Überhang ihr etwas Schutz bieten würde. Mit geübter Leichtigkeit und absolut geräuschlos rückte die Kriegerin dorthin vor, und der Zauberer schob sich hinter ihr an der rechten Wand entlang, von wo aus er sich mehr Einblick erhoffte.
Alles erschien ruhig und frei. Er schickte sie weiter.
Sie schlich unter dem Überhang hindurch und bog um die Ecke.
Eine Bewegung zur Linken ließ sie augenblicklich erstarren und Verteidigungshaltung annehmen, doch es war zu spät. Die wirbelnde Waffe traf sie seitlich am Kopf und warf sie taumelnd in die Mitte des Gangs.
Alfwin warnte die nachfolgenden Gefährten und trat mit ausgestrecktem Zauberstab nach vorn. Er versuchte, die blitzschnellen Bewegungen vor ihm zu begreifen, zwei etwa gleich große Schatten, die miteinander verbunden von links nach rechts wirbelten.
Als er gerade in diesen Wirrwarr schießen wollte, um dabei hoffentlich das richtige Ziel zu treffen, bot sich ihm etwas weiter hinten ein drittes Ziel.
Doch als er zauberte, beantwortete sein Gegner den schwarzen Bolzen mit einem Blitz.
Nein, kein Blitzschlag, sondern ein Geschoss, in dem Blitzenergie knisterte, wie der Hexer begriff, als der leuchtende Pfeil seine Schulter durchstieß und hinter ihm an der Wand explodierte.
Vor Schreck und Schmerz schrie er auf und hob wieder den Stab.
Dann war er blind.
Der feurige Bolzen des Zauberers hatte ihn getroffen, und die Haut an seinem Unterarm schlug Blasen, doch Drizzt hielt die Stellung, ohne mit der Wimper zu zucken. Er nutzte seine angeborenen Drow-Kräfte, einen letzten Rest Magie, der sich in den Tiefen des Unterreichs gehalten hatte, um den Gang rund um den Zauberer in eine Kugel absoluter Finsternis zu hüllen. Dabei hielt er Taulmaril gerade und schickte methodisch einen zweiten Pfeil hinterher, dessen Leuchten augenblicklich erlosch, als er in der Dunkelheit verschwand.
Er musste siegen, und zwar schnell, das wusste er, denn in dieser beengten Umgebung war ein Zauberer auf jeden Fall im Vorteil. Dessen Energie könnte leicht den ganzen Gang mit einer Flammenwand erfüllen oder einen Insektenschwarm herbeizaubern.
Drizzt würde ihm keine Chance lassen.
Er legte an und feuerte noch einmal.
Als vorne der Kampf ausbrach, gaben Zingrawf und der Halbling den anderen Zeichen und riefen nach der Tiefling-Jägerin. Dann drehten sie sich um und rückten vor, denn sie hatten gesehen, dass die Gestalt sich rasch näherte.
Allerdings wussten sie nicht, dass dies nicht ihre Begleiterin war, die tot in einer Nische lag.
Entreri bewegte sich schnell. Und im Gegensatz zu dem stämmigen Tiefling vor ihm zögerte er nicht, als der Gang plötzlich von einem Blitz erhellt wurde.
In diesem Augenblick löste sich der Halbling von seinem Kumpan und rannte zu dem Zauberer, den er fast erreicht hatte, als die beiden plötzlich in absoluter Finsternis verschwanden.
Wieder machte der imposante Tiefling Halt, Entreri jedoch nicht. Er kannte die Tricks von Drizzt Do’Urden und hatte solche Kugeln der Finsternis in seinen Kämpfen mit dem Drow schon viele Male gesehen.
Er hätte den Krieger einfach mit seinem Schwert durchbohren können, aber wo blieb da das Vergnügen?
»Sei gegrüßt«, sagte er stattdessen.
Zingrawf erstarrte zum dritten Mal, doch jetzt schien er endlich zu begreifen, fuhr herum und fegte mit seiner Streitaxt einmal quer durch den Gang.
Entreri war viel zu schlau, um sich von einem derart ungeschickten und absehbaren Angriff erwischen zu lassen. Er ließ die Waffe an sich vorbeiziehen, ehe er vorlief und dem Tiefling sein Schwert in die Schulter stieß. Mit einem spöttischen Lachen sprang der Meuchelmörder zurück, um dem Rückhandschlag zu entgehen.
Entreri wäre gleich noch einmal ein Treffer gelungen, denn die krumme Haltung des Tieflings bot wirklich viele
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