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Charons Klaue

Charons Klaue

Titel: Charons Klaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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sie das auch getan, wie er an ihrem verkniffenen Gesicht ablesen konnte. Es wäre für Berellip ein Hochgenuss, ihn vor aller Augen zu züchtigen.
    Aber der Moment verstrich, und sie rührte sich nicht. Erst da wusste Ravel wirklich zu schätzen, wie wichtig Oberinmutter Zeerith diese Expedition war. Er hatte alle Grenzen des Protokolls überschritten und würde nicht bestraft werden, jedenfalls nicht jetzt.
    Achtet auf Eure Wortwahl, kleiner Zauberspinner, zeigte Berellip ihm so verstohlen an, dass außer Ravel kaum jemand die Drohung mitbekam. Die Priesterin machte kehrt und ging davon, dicht gefolgt von Saribel.
    Ravel konnte sein Glück kaum fassen und zweifelte auch daran, dass es halten würde. Zunächst schickte er daher die versammelten Drow an die Arbeit. Dabei bemerkte er Jearth, der ihn ungläubig anstarrte. Neben dem Waffenmeister fiel ihm aber auch Tiago Baenre auf, dessen Miene verriet, dass der kühne Krieger fasziniert und sogar etwas belustigt war.
    Auf beides wusste Ravel keine Antwort, denn er war ebenso fassungslos wie die beiden Kämpfer. »Heute Nacht lagern wir hier in der Höhle«, befahl er und wandte sich zum Gehen.
    Bald darauf schloss Jearth zu ihm auf. »Dieser Bereich ist leicht angreifbar«, sagte der Waffenmeister.
    »Es werden keine Feinde kommen«, versicherte Ravel.
    »Woher wisst Ihr das? Und wenn doch jemand auftaucht, kommt ein kleinerer Bereich unserer Truppe mehr entgegen.«
    »Baut das Lager auf.«
    »Sonst müssen wir auf Lolths Rache gefasst sein?«, bemerkte Jearth mit einem verschlagenen Lächeln. Er zählte zu den wenigen Drow, die es sich leisten konnten, Ravel derart aufzuziehen.
    Der Zauberspinner schüttelte nur den Kopf und hob in hilfloser Abwehr die Hände, als könnte er selbst kaum glauben, dass er Berellip und die Grundfesten ihrer Existenz derart herausgefordert hatte.
    Etwas später trat Tiago Baenre an Ravel heran, um ihm mitzuteilen, dass sie den König der Grottenschrate entdeckt hatten, der nun auf eine Audienz bei den Eroberern wartete.
    »Wünscht er Verhandlungen?«, fragte Ravel sarkastisch.
    »Ich vermute, er möchte weiteratmen.«
    Der Zauberspinner von Xorlarrin trat zurück und fasste den Baenre-Krieger gründlich ins Auge. Sie waren ungefähr gleich alt, so viel wusste er, und hatten in der jeweiligen Akademie zur gleichen Zeit ihre Ausbildung durchlaufen. Rivalen waren sie nur durch puren Zufall, weil sie zu den talentiertesten jungen Drow von Menzoberranzan zählten.
    Aber waren sie das wirklich?
    Tiago trat vor die kleine Nebenhöhle und deutete auf den Bereich gegenüber, wo man den Grottenschratkönig festhielt. »Für meine Treue würde ich mehr von Euch verlangen«, warnte Tiago und drehte sich wieder zu Ravel um.
    Der Zauberspinner sah den Krieger misstrauisch an.
    »Ich begleite Euch als Vertreter meiner Familie«, erklärte Tiago. »Damit ich Oberin Quenthel über die Fortschritte von Haus Xorlarrin Bericht erstatten kann, ob positiv oder negativ.«
    Ravel nickte. Das alles hatten sie bereits geklärt.
    »Und ich habe persönliche Ziele, bei denen es nicht nur um meinen Ruf geht«, fuhr Tiago fort.
    Als Ravel die Augen zusammenkniff, fuhr Tiago auf. »Tut nicht so, als hättet Ihr etwas anderes von mir erwartet«, sagte er streng. »Dass ich mich einem größeren Ziel verschrieben hätte, dem Ruhm der Herrin Lolth oder sonstigem Unsinn. Schreibt mir keine derartigen Motive zu, denn ein so beschränktes Bild von mir würde mich sehr verletzen, mein Freund, und ich käme nie auf die Idee, dass Ravel etwas täte, das nicht … Ravel zugutekommt.«
    Bei dieser Feststellung musste Ravel nicken. Welcher Drow war schließlich je groß geworden, ohne dies aktiv anzustreben und einzufordern? »Sprecht«, sagte er.
    Tiago griff in die Tasche seines Piwafwi und zog ein schmales Silberfutteral für Schriftrollen hervor. Er hielt es so, dass Ravel deutlich den darauf eingravierten Hammer, den Blitz, die überkreuzten Schwerter sowie den Namen Gol’fanin erkennen konnte.
    Ravels eigener Dolch, der mehr Zierrat als Waffe war, hatte die gleiche Inschrift, genau wie die Waffen vieler Adliger aus den herrschenden Drow-Häusern.
    Angesichts ihres Ziels und der Gerüchte über die Magie, von der die alte Esse gespeist wurde, brauchte Tiago weiter nichts zu sagen.
    »Wir treffen uns bei dem Gefangenen.« Mit diesen Worten machte sich Tiago wieder zur Zelle des Grottenschratkönigs auf.
    Aber Ravel rief ihn zurück. »Ihr begleitet mich«, sagte er und

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