Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Charons Klaue

Charons Klaue

Titel: Charons Klaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
Vom Netzwerk:
achtete darauf, dass es mehr wie ein Angebot klang als wie ein Befehl.
    Tiago nickte.
    Ravel hatte es mit der Durchquerung der geräumigen Höhle nicht eilig. Er fragte sich, ob er und Tiago Baenre hinsichtlich des Grottenschratkönigs, der weiteren Expedition und vielleicht auch darüber hinaus noch viel zu besprechen hätten. Immerhin war Tiago ein Baenre, was bedeutete, dass Ravel jedes Thema mit Tinguin lal’o shrome’cak zu versüßen hatte, einem versprochenen Pilzkuchen , wie die Drow gern sagten und dabei auf eine begehrte Leckerei anspielten, welche die herrlichsten Tagträume verhieß. Tiago hatte bei seinem zweiten Angebot nicht nachgefragt, sondern es einfach nur erwähnt, so dass man darum weder feilschen noch es ausschlagen konnte.
    Also würde dabei ein Baenre anwesend sein, begriff Ravel, und je mehr er dazu beitragen konnte, um Tiago in seiner Nähe zu behalten, desto besser. Welchen Pilzkuchen er dieses Mal anbieten würde, war dem Zauberspinner rasch klar.
    Tutugnik, der Grottenschratkönig, war für Ravel wenig beeindruckend. Natürlich war er größer als die meisten Grottenschrate, besonders jener Clans, die so tief im Unterreich lebten. Obwohl man ihn an einen steinernen Stuhl gebunden hatte, konnte er Ravel selbst sitzend auf Augenhöhe begegnen. Unter Grottenschraten galt er vielleicht als ansehnlich, doch für Ravel unterschieden sich alle diese Wesen mit ihren platten Gesichtern, den blutunterlaufenen Augen und den angespitzten, schiefen gelbbraunen Zähnen höchstens durch die eine oder andere entstellende Narbe. Tutugniks Haar war genauso schmierig und unfrisiert wie das aller anderen Grottenschrate.
    Er erwies sich auch nicht gerade als Geistesgröße, denn auf Ravels klare Forderung, dass Tutugnik und alle seine Untertanen den Drow zu dienen hatten, antwortete er mit einem wenig aussagekräftigen: »Tutugnik ist Anführer.«
    Vielleicht bedeutete das, dass er künftig die Sklaven befehligen wollte. Das allerdings interessierte Ravel nicht.
    Er rief alle Anwesenden zusammen, Drow und Drider, Orks und Grottenschrate, wobei Ravel neben Jearth und Tutugnik auf einem hohen, gut beleuchteten Sims stand. Den Anführer der Grottenschrate platzierte Ravel auf der anderen Seite seines Waffenmeisters und ließ die Kreatur von Tiago Baenre bewachen.
    »Ihr seid besiegt«, rief Ravel den Orks und Grottenschraten zu. Er hatte seine Stimme mit einem einfachen Zaubertrick magisch verstärkt, so dass sie durch die gesamte Höhle dröhnte. »Ihr kämpft für mich oder sterbt, und wenn ihr gut kämpft, erlaube ich euch vielleicht, noch einmal für mich zu kämpfen.« Er nickte und wollte sich abwenden, als gäbe es nichts hinzuzufügen. Dann aber blieb er stehen und sah den Grottenschratkönig an.
    »Anführer?«, fragte Ravel laut und zeigte auf Tutugnik, der stolz die Brust blähte.
    Die versammelten Orks und Grottenschrate begannen zu murmeln und sahen sich verstohlen um. Wie sollten sie reagieren? Ein paar begannen, zaghaft mit den schweren Füßen zu stampfen oder gar gedämpft zu jubeln.
    Als Ravel Tiago einen Blick zuwarf, war all das im Handumdrehen vorbei. Der junge Baenre sprang auf, wirbelte herum, zog blitzschnell ein Schwert und ließ die Klinge durch Tutugniks Hals sausen, noch ehe dieser die Bewegung richtig gedeutet hatte.
    Der Schlag kam so plötzlich, dass die Miene des Grottenschrats sich nicht verändert hatte, als sein Kopf über den Boden rollte.
    »Ein paar haben gejubelt«, sagte Ravel zu Tiago und Jearth.
    Die Krieger lächelten, nickten und stiegen von dem Felsvorsprung.
    Die Regeln für die Gefangenen waren einfach: Jeder, der einen anderen verriet, der Tutugnik zugejubelt hatte, wurde rekrutiert. Tutugniks Getreue hingegen wurden weggezerrt und vor aller Augen zu Tode gefoltert.
    »Wollt Ihr mich prügeln oder mich umbringen?«, fragte Ravel, als er dem Ruf seiner Schwester Folge leistete und die große Höhle betrat, die sie für sich beanspruchte.
    Berellips Goblin-Sklaven hatten den Ort bereits vom Unrat der Grottenschrate gereinigt und pflichtbewusst sauber geschrubbt. Die Drow-Priesterin reiste nicht mit leichtem Gepäck, sondern führte viele Packechsen mit, die nur ihrem Komfort dienten. Die Expedition würde zwar lediglich einige Tage in diesem Höhlenkomplex bleiben, während derer die Späher ihre exakte Position bestimmen und den sinnvollsten Weg zur alten Zwergenheimat ausloten sollten, aber Berellips gut geschulte Goblins hatten die Höhle schon jetzt in ein

Weitere Kostenlose Bücher