Charons Klaue
Bedürfnisse und erkannte, dass der Zweikampf Entreris Wahnsinn eher nährte. Die notwendige, instinktive Aggressivität eines derart brutalen Kampfes vervielfachte die Einflüsterungen von Charons Klaue. Drizzt sprang zurück, erkaufte sich durch die Schnelligkeit seiner Beinschienen etwas Raum und appellierte an Artemis Entreri: »Weißt du noch, wie wir unter den Zwergenhallen Seite an Seite kämpften?«
Entreri, der ihm hart auf den Fersen war, stockte und wirkte einen Moment lang innerlich zerrissen.
Drizzt ließ nicht locker, sondern begegnete seinen Angriffen mit zahlreichen Paraden und Ausweichbewegungen. Mittendrin wiederholte er beschwörend: »Weißt du noch, wie wir zwei unter den Zwergenhallen Seite an Seite kämpften?«
Kein Zögern bei Entreri, kein Zweifel in seinen Augen.
Der erbitterte Kampf kostete Drizzt viel Kraft.
Abgelenkt durch seinen neuen Einfall geriet der Drow plötzlich in Bedrängnis. Er stieß Eisiger Tod vor, aber Entreris Schwert rollte darüber, riss die Waffe weit nach rechts und stieß dann nach vorn.
Drizzt konnte nur Blaues Licht zücken, doch der harte Aufprall erzeugte in seiner verletzten Schulter Höllenqualen.
Entreri ließ nicht locker. Er bewegte sich auf Drizzts linke Seite, so dass der gezwungen war, diesen Säbel und den verletzten Arm zu benutzen, um einen kräftigen Hieb nach dem anderen abzuwehren.
Drizzt geriet ins Stolpern und wollte sich mitdrehen, um Eisiger Tod wieder ins Spiel zu bringen, aber Entreri kam jeder Bewegung zuvor und schlug wieder und wieder zu.
Der Drow konnte den Krummsäbel in seiner Linken kaum noch fühlen, befahl sich aber störrisch, ihn festzuhalten. Schließlich bekam er den rechten Arm so weit herum, dass er das drohende Schwert damit abwehren konnte, doch noch während er sich darüber freute, wurde ihm klar, dass auch dies eine Finte gewesen war, denn in diesem flüchtigen Augenblick hatte Entreri seinen Hirschfänger unter den zweiten Säbel geschoben. Mit einer raschen Drehung seines Handgelenks entwand der Meuchelmörder Drizzt die Klinge.
Jetzt drang er ungezügelt auf den Drow ein, der sich mit Eisiger Tod heftig zur Wehr setzte. Nachdem er die zweite Waffe verloren hatte und damit auch den Schmerz, den ihr Halten verursacht hatte, konnte Drizzt diesen Arm eng anlegen und hatte neue Energie, die ausreichte, den Angriff zurückzuschlagen und Entreri mit dem verbliebenen Säbel in die Defensive zu treiben.
Aber diese hoffnungsvolle Wendung war nur von kurzer Dauer, denn nun sah er Dahlia über die Brücke fliegen. Er wollte Guenhwyvar rufen, stellte jedoch fest, dass sich der Panther viele Schritte entfernt auf der anderen Seite des Platzes am Ende der Brücke befand. Obendrein drohten dort weitere Shadovar, die bereits näher rückten.
Er konnte Entreri unmöglich rechtzeitig besiegen, um Dahlia beizustehen – wenn er ihn überhaupt besiegen konnte, was er bezweifelte, weil immer noch Blut aus seiner Schulter rann und der Schmerz ihm zusetzte.
Er hatte vorübergehend seine Position gesichert, weiter nichts.
Und selbst wenn er Entreri irgendwie schlagen konnte, würde es für Dahlia viel zu spät sein.
Er sprang zurück. »Bist du Artemis Entreri oder Barrabas der Graue?«, rief er.
Sein Verfolger fuhr zusammen, als hätte er eine Ohrfeige bekommen.
Doch auch diese Reaktion ging vorüber.
Drizzt sprang wieder zurück und rannte davon, aber Entreri kam ihm nach.
Er hatte sich den nötigen Abstand verschafft, doch nun musste Drizzt den Mut finden, seine letzte Hoffnung auszuspielen. In diesem kurzen Augenblick wirbelte ihm alles durch den Kopf, was er über Artemis Entreri wusste, angefangen davon, wie dieser Catti-brie verschleppt hatte, bis hin zu den Kämpfen gegen ihn und mit ihm zusammen.
Am Ende jedoch lief es auf die schlichte Erkenntnis hinaus, dass Drizzt nichts anderes übrig blieb. Um Dahlias willen, um Guenhwyvars willen – er hatte keine andere Wahl.
Er warf Eisiger Tod auf die Brücke und breitete die Arme aus, obwohl sein Gegner nahte.
»Bist du Artemis Entreri oder Barrabas der Graue?«, schrie er wieder. »Freier Mann oder Sklave?«
Der Meuchelmörder kam auf ihn zu.
»Freier Mann oder Sklave?«, schrie Drizzt geradezu verzweifelt, als das Schwert von Entreri auf sein Herz zufuhr.
Jeder Schlag des roten Schwerts trieb Dahlia weiter in die Enge. Sie warf sich zur Seite, duckte sich, sprang davon.
Er lachte sie aus.
Erzgo Alegni, ihr Vergewaltiger, der Mörder ihrer Mutter, lachte sie
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