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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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einbrächte.
    Bis zu den Knien im Wasser, watete ich so schnell wie möglich auf die unbeleuchtete Seite des nächsten Gebäudes zu, eine gerillte Wand, die sieben oder achthundert Meter senkrecht aufragte, bevor sie mutierte und sich fächerförmig in den Baldachin hinein ausbreitete. Anders als viele andere ringsum war dieser Bau auf Straßenniveau schwer beschädigt worden und zeigte Risse und Löcher wie ein Baum, den der Blitz getroffen hatte. Einige der Blessuren waren nur oberflächlich, aber andere gingen offenbar durch bis ins Innere des toten Gebäudes. Von dort könnte ich möglicherweise in die oberen Stockwerke gelangen.
    Ein grell blauer Lichtfinger glitt über die Außenseite der Ruine. Ich kauerte mich ins Wasser, bis nur noch der Kopf heraus schaute und der Gestank fast unerträglich war, und wartete, bis der Suchscheinwerfer weiterzog. Jetzt konnte ich Stimmen hören, sie kreischten wie ein Rudel brünstiger Schakale. Schwarze Menschenschatten huschten, beladen mit den Mordinstrumenten, die im Großen Spiel erlaubt waren, ganz in meiner Nähe zwischen den Gebäuden umher und winkten einander zu.
    Mehrere ungezielte Schüsse trafen das Gebäude, Kalk- und Mauerbrocken klatschten ins Wasser. Ein Lichtstrahl glitt knapp über meinem Kopf über die Seitenwand. Meine mühsamen Atemzüge – ich hatte gegen den Druck des schmutzigen Wassers zu kämpfen – klangen mir ihrerseits wie Waffenlärm in den Ohren.
    Ich holte tief Luft und tauchte in der Brühe unter.
    Sehen konnte ich natürlich nichts, aber das behinderte mich nur wenig. Ich verließ mich auf meinen Tastsinn. Mit den Fingern strich ich so lange über die Wand des Gebäudes, bis ich eine Stelle fand, wo sie sich nach innen öffnete. Das Wasser übertrug das Geräusch weiterer Schüsse, wieder spritzte es auf. Ich hätte mich am liebsten übergeben. Doch dann sah ich das Lächeln des Mannes vor mir, der diese Jagd in die Wege geleitet hatte, und spürte den brennenden Wunsch, zuerst ihn sterben zu sehen; erst Fischetti, dann Sybilline. Danach würde ich Waverly töten, wenn ich schon dabei war, und schließlich Stück für Stück die Organisation des Großen Spiels auseinander nehmen.
    Im gleichen Augenblick wurde mir klar, dass ich diese Menschen mehr hasste als Reivich.
    Aber auch er sollte bekommen, was ihm zustand.
    Immer noch auf den Knien und unter Wasser, schloss ich die Fäuste um den Rand der Öffnung und zog mich ins Innere des Gebäudes. Ich war sicher nicht mehr als ein paar Sekunden unter Wasser gewesen, aber als ich nun auftauchte und die Luft in meine Lungen strömte, hätte ich fast aufgeschrien vor Zorn und vor Erleichterung. Doch ich keuchte nur und bemühte mich, sonst möglichst kein Geräusch zu machen.
    Ich fand ein halbwegs trockenes Sims und zog mich aus dem Dreck. Dann lag ich eine ganze Weile nur da, bis sich mein Atem beruhigte und mein Gehirn genügend Sauerstoff bekam, um mich nicht nur am Leben zu erhalten, sondern auch das Denken wiederaufzunehmen.
    Draußen waren die Stimmen und die Schüsse lauter geworden. Und immer wieder drang ein blauer Lichtstrahl durch die Risse im Gebäude und trieb mir die Tränen in die Augen.
    Als es wieder dunkel wurde, schaute ich auf und entdeckte etwas.
    Es war nur schwach zu erkennen – schwächer, als ich es bei einem sichtbaren Objekt für möglich gehalten hätte. Ich hatte gelesen, bei ausreichender Sensibilisierung sei die menschliche Netzhaut im Prinzip fähig, schon auf zwei oder drei Photonen zu reagieren. Ich hatte auch von Soldaten gehört – und selbst welche kennen gelernt –, die sich einer überragenden Nachtsicht rühmten; Soldaten, die möglichst viele Stunden im Dunkeln verbrachten, um ihre Anpassungsfähigkeit nicht zu verlieren.
    Ich hatte diese Gabe nie besessen.
    Was ich sah, war eine Treppe oder vielmehr das Gerippe einer zerstörten Treppe. Eine Spirale mit Querstegen, die sich nach oben schraubte, einen Absatz erreichte und weiter dem unregelmäßigen, fahlen Lichtfleck zustrebte, vor dem sie sich abzeichnete.
    »Er ist da drin. Thermalspuren im Wasser.«
    Das war Sybillines Stimme, jedenfalls klang sie sehr ähnlich, auch der arrogant selbstsichere Tonfall war der gleiche. Dann sprach ein Mann mit viel Autorität in der Stimme. »Das ist ungewöhnlich für einen Mulcher. Die meisten meiden das Innere von Gebäuden. Zu viele Gespenstergeschichten.«
    »Das sind nicht nur Gespenstergeschichten. Hier unten gibt es tatsächlich Schweine. Auch wir sollten uns

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