Chasm City
übergestreift hatte. »Der ist ja riesig.«
»Auch die Tiere sind nicht gerade klein«, sagte ihr Mann. Er schaute in die gleiche Richtung wie Dieterling und kniff angestrengt die Augen zusammen. »Sie haben Recht. Der Baum hat – wie viele? – acht oder neun Verschmelzungen hinter sich.«
»Mindestens«, sagte Dieterling. »Und die letzte ist möglicherweise noch nicht ganz abgeschlossen.«
»Noch warm, meinen Sie?«, fragte Cahuella.
Ich sah ihm an, in welche Richtung er dachte. Wo es einen Baum mit frischen Wachstumsschichten gab, waren andere präadulte Hamadryaden möglicherweise nicht weit.
Wir beschlossen, etwa zweihundert Meter weiter auf der nächsten Lichtung neben der Piste unser Nachtlager aufzuschlagen. Die Fahrer brauchten nach einem Tag auf der Dschungelpiste eine Pause, und an den Fahrzeugen waren zahlreiche kleinere Schäden aufgetreten, die vor der nächsten Etappe behoben werden mussten. Wir hatten es nicht eilig, die Stelle für den Hinterhalt zu erreichen, und Cahuella ging am Abend, bevor er sich zur Ruhe begab, gern noch ein paar Stunden in der Nähe des Lagers auf die Jagd.
Ich vergrößerte die Lichtung mit einer Monofil-Sense, dann half ich beim Aufblasen der Zelte.
»Ich gehe in den Wald«, sagte Cahuella und klopfte mir auf die Schulter. Er trug seine Jagdjacke und hatte sich ein Gewehr über die Schulter gehängt. »In etwa einer Stunde bin ich wieder zurück.«
»Seien Sie vorsichtig, wenn Sie über eine Präadulte stolpern«, sagte ich nur halb im Scherz.
»Nur ein kleiner Fischzug, Tanner.«
Ich ging zu dem Kartentisch, den ich vor dem Zelt aufgestellt hatte. Dort lag ein Teil unserer Ausrüstung. »Hier. Vergessen Sie die nicht, besonders, wenn Sie sich weiter entfernen.« Ich hielt die Bildverstärkerbrille hoch.
Er zögerte, dann nahm er die Brille und schob sie in seine Hemdtasche. »Danke.«
Als er den Lichtkreis um die Zelte verließ, nahm er das Gewehr von der Schulter. Ich machte das erste Zelt fertig, in dem Gitta und Cahuella schlafen sollten, dann suchte ich Gitta, um ihr Bescheid zu geben. Sie saß in einem Fahrzeug, hatte ein teures Notepad auf dem Schoß und scrollte sich zerstreut durch verschiedene Seiten – Gedichte, so viel ich sehen konnte.
»Ihr Zelt steht bereit«, sagte ich.
Fast erleichtert klappte sie das Notepad zu und ließ sich von mir zum Zelteingang führen. Ich hatte die Lichtung bereits auf unerwünschte Mitbewohner untersucht – kleinere giftige Vettern der Hamadryaden, die wir Wickelschlangen nannten –, aber es bestand keine Gefahr. Doch Gitta blieb trotz meiner Beteuerungen ängstlich und wagte nur dort hinzutreten, wo der Boden hell erleuchtet war.
»Sie scheinen sich hier ja pudelwohl zu fühlen«, sagte ich.
»Was soll der Sarkasmus, Tanner? Glauben Sie wirklich, dass mir so etwas gefällt?«
»Ich habe ihm gesagt, es wäre für uns alle besser, wenn Sie im Reptilienhaus blieben.«
Ich zog den Reißverschluss der Zeltklappe auf. Dahinter befand sich eine kleine Luftschleuse, die verhinderte, dass das Zelt zusammenfiel, wenn jemand ein- und ausging. Die drei Zelte wurden im Dreieck aufgestellt und mit Korridoren von wenigen Schritten Länge verbunden. Die Luft wurde von einem kleinen, lautlos arbeitenden Generator ins Innere gepumpt. Gitta trat ein, dann sagte sie: »Das ist also Ihre Haltung, Tanner? Frauen haben im Dschungel nichts zu suchen? Ich dachte, diese Einstellung wäre schon vor dem Start der Flottille ausgestorben?«
»Nein…«, sagte ich, bemüht, mich nicht in die Defensive drängen zu lassen. »So denke ich nun wirklich nicht.« Ich wollte die Außenklappe hinter mir schließen, damit sie allein das eigentliche Zelt betreten konnte.
Aber sie nahm meine Hand und zog sie vom Reißverschluss weg. »Wie denken Sie denn dann?«
»Ich denke, dass hier mit ziemlich unerfreulichen Ereignissen zu rechnen ist.«
»Sie meinen den Hinterhalt? Komisch, darauf wäre ich von alleine nie gekommen.«
Was ich dann sagte, war sehr töricht: »Gitta, Sie müssen sich im Klaren sein, dass Sie über Cahuella nicht alles wissen. Ebenso wenig wie über mich. Über unsere Arbeit. Gewisse Dinge, die wir in der Vergangenheit getan haben. Ich fürchte, in nächster Zeit werden Ihnen in dieser Hinsicht die Augen aufgehen.«
»Warum erzählen Sie mir das?«
»Weil ich finde, Sie sollten darauf gefasst sein.« Ich sah über die Schulter, doch ihr Mann war im Dschungel verschwunden.
»Ich müsste mich um die anderen Zelte kümmern,
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