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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Cahuella. Er hatte rote Wangen und war heute Morgen prächtiger Laune. Am Abend zuvor war ihm das Jagdglück hold gewesen, das bezeugten die vielen Kadaver, die vor der Lichtung hingen. »Wie alt mag er wohl sein?«
    »Er stand auf jeden Fall schon vor der Landung da«, sagte Dieterling. »Vielleicht vierhundert Jahre. Für eine genauere Altersbestimmung müssten wir ihn fällen.« Er schlenderte um den Baum herum und klopfte mit den Fingern die Rinde ab.
    Gitta und Rodriguez hatten uns begleitet. Sie legten den Kopf in den Nacken, schauten am Stamm empor und blinzelten in das Sonnenlicht, das durch das Blätterdach fiel.
    »Mir ist es hier nicht ganz geheuer«, sagte Gitta. »Was ist, wenn…?«
    Dieterling antwortete sofort, obwohl ich gedacht hatte, er wäre zu weit weg. »Die Chancen, dass eine zweite Schlange hier vorbeikommt, sind minimal. Besonders, nachdem die letzte Verschmelzung erst vor kurzem erfolgt ist.«
    »Sind Sie da sicher?«, fragte Cahuella.
    »Sehen Sie doch selbst nach.«
    Er war fast auf der anderen Seite angekommen. Wir schlugen uns durch das Unterholz, bis wir bei ihm waren.
    Den ersten Forschungsreisenden in jenen unwirklich fernen Jahren vor Beginn des Krieges waren die Hamadryadenbäume ein Rätsel gewesen. Sie waren im Eiltempo durch diesen Teil der Halbinsel gerast, hatten mit großen Augen die immer neuen Wunder dieser fremden Welt bestaunt und sich vorgenommen, irgendwann in Zukunft alles genau zu studieren. Wie Kinder, die ihre Geschenke aufrissen und kaum den Inhalt des einen Pakets zur Kenntnis nahmen, bevor sie sich dem nächsten zuwandten. Es gab einfach zu viel zu sehen.
    Wären sie systematischer vorgegangen, dann hätten sie die Bäume entdeckt und festgestellt, dass man sie sofort eingehend untersuchen sollte, anstatt sie einfach auf die ständig wachsende Liste planetarer Anomalien zu setzen. Hätten sie nur ein paar Bäume für einige Jahre unter Beobachtung gestellt, dann wäre das Geheimnis bald gelüftet worden. So wurde das wahre Wesen dieser Bäume erst nach vielen Kriegsjahren erkannt.
    Sie waren selten, aber großräumig über die ganze Halbinsel verteilt. Gerade ihre Seltenheit rückte die Bäume schon früh ins Zentrum der Aufmerksamkeit, denn sie unterschieden sich unübersehbar von allen anderen Lebensformen im Wald. Jeder erreichte genau die Höhe des Blätterdachs, aber nicht mehr – vierzig bis fünfzig Meter über dem Waldboden, je nachdem, wie hoch die anderen Pflanzen waren. Jeder hatte die Form eines spiralförmig gedrehten Kerzenleuchters mit breitem Fuß. Oben bildeten sie einen weit ausladenden, flachen Hut von zwanzig bis dreißig Metern Durchmesser, der an einen dunkelgrünen Pilz erinnerte. Dank dieser Pilze waren die Hamadryadenbäume schon den ersten Forschern, die in einem der Shuttles der Santiago den Dschungel überflogen, sofort aufgefallen.
    Hin und wieder hatten sie unweit eines Baums eine Lichtung gefunden und waren gelandet, um die Umgebung zu Fuß zu erkunden. Die Biologen unter ihnen hatten sich eifrig bemüht, eine Erklärung für die Form der Bäume oder die seltsam differenzierten Zelltypen zu finden, die an ihrer Oberfläche auftraten und sich strahlenförmig durch das Innere zogen. Klar war nur, dass das Holz im Kern der Bäume tot war und lebendes Gewebe nur in einer vergleichsweise dünnen Außenschicht existierte.
    Der Vergleich mit dem spiralförmig gedrehten Kerzenleuchter war bis zu einem bestimmten Punkt durchaus treffend, nur hätte ich eher von einer ungewöhnlich hohen und schmalen Rutschbahn gesprochen, ähnlich dem baufälligen alten Exemplar auf dem verlassenen Rummelplatz in Nueva Iquique, dessen pastellblauer Anstrich mit jedem Sommer etwas mehr abblätterte. Die Grundform des Stammes war eigentlich ein sich verjüngender Zylinder, doch der war bis hinauf zum Gipfel von einem schraubenförmigen Gebilde umwickelt, dessen Windungen sich nicht ganz berührten. Die Spirale war glatt und hatte geometrische braune Muster und grüne Flecken, die glänzten wie gehämmertes Metall. In den Zwischenräumen, wo der Stamm sichtbar wurde, fanden sich oft Spuren einer ähnlichen Struktur, die abgerieben oder vom Baum absorbiert worden war. Vielleicht lagen darunter noch weitere Schichten, aber um solche Feinheiten im Wachstum eines Baumes beurteilen zu können, musste man schon ein erfahrener Dendrologe sein.
    Dieterling hatte die Hauptspirale um den Baum identifiziert. Am Fuß, genau dort, wo sie eigentlich wie eine Wurzel in den

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