Chasm City
Jetzt bin ich vollkommen beruhigt.« Das nächste Zentrum befand sich in einer der mit Holographien dekorierten Nischen, an denen wir bereits vorbeigekommen waren, über einem Teich blöde glotzender Koi-Karpfen. Innen war es so klein, dass Dominikas Zelt daneben geradezu geräumig wirkte. Der Berater trug eine schlichte aschgraue Kutte, die nur mit dem Emblem der Meistermischer gekennzeichnet war, zwei ausgestreckten, von DNA-Strängen umschlungenen Händen. Er saß hinter einer frei schwebenden Konsole von der Form eines Bumerangs, über der sich verschiedene pulsierende Molekülprojektionen in kräftigen Primärfarben drehten, die an Kinderspielzeug erinnerten. Seine von Handschuhen geschützten Hände tanzten über die Moleküle und lösten komplexe Kaskaden von Spaltungen und Neukombinationen aus. Er hatte uns bestimmt sofort bemerkt, als wir eintraten, aber er setzte seine Arbeit scheinbar ungerührt noch etwa eine Minute lang fort, bevor er geruhte, von unserer Anwesenheit Notiz zu nehmen.
»Ich nehme an, Sie haben ein Anliegen an mich.«
Chanterelle machte sich zur Wortführerin. »Mein Freund möchte seine Augen untersuchen lassen.«
»Was Sie nicht sagen?« Der Meistermischer klappte seine Konsole zur Seite, zog ein Okular aus seiner Kutte und beugte sich naserümpfend zu mir. Wahrscheinlich berechtigte ihn mein Körpergeruch zu dieser Reaktion. Dann betrachtete er meine beiden Augen durch das Okular. Die riesige Linse schien die Hälfte des Raumes einzunehmen. »Was soll mit seinen Augen sein?«, fragte er gelangweilt.
Wir hatten uns auf dem Weg hierher eine Geschichte zurechtgelegt. »Ich habe eine Dummheit gemacht«, sagte ich. »Ich wollte die gleichen Augen haben wie mein Partner. Aber eine Behandlung bei den Meistermischern konnte ich mir nicht leisten. Ich war im Orbit und…«
»Was hatten Sie denn im Orbit zu suchen, wenn Sie sich schon unsere Preise nicht leisten konnten?«
»Ich wollte mich scannen lassen, das ist doch wohl klar. Das ist nicht billig; nicht bei einem guten Anbieter, der auch anständige Backups garantiert.«
»Aha.« Damit hatte ich ihn wirksam zum Schweigen gebracht. Die Meistermischer lehnten Neuralscans und alles, was damit zusammenhing, aus ideologischen Gründen ab. Sie behaupteten, die Seele lasse sich nicht in eine Maschine einsperren, sondern könne nur auf biologischem Wege erhalten werden.
Der Berater schüttelte den Kopf, als hätte ich einen heiligen Eid gebrochen.
»Das war nun wirklich töricht. Aber das haben Sie ja inzwischen selbst erkannt. Was ist geschehen?«
»Im Karussell gab es Schwarze Genetiker; Blutverschneider, die einen ähnlichen Service anboten wie die Meistermischer, aber zu sehr viel niedrigeren Preisen. Nachdem das, was ich wollte, keine größere anatomische Rekonstruktion erforderte, glaubte ich, das Risiko eingehen zu können.«
»Und jetzt kommen Sie natürlich zu uns gekrochen.«
Ich schenkte ihm mein demütigstes Lächeln und bezähmte meine Empörung, indem ich mir verschiedene interessante und schmerzvolle Methoden ausmalte, mit denen ich ihn ins Jenseits befördern könnte, ohne dabei in Schweiß zu geraten.
»Seit meiner Rückkehr vom Karussell sind mehrere Wochen vergangen«, sagte ich. »Und mit meinen Augen ist nichts passiert. Sie sehen immer noch so aus wie vorher. Jetzt möchte ich wissen, ob die Blutverschneider mich nur geschröpft haben.«
»Das ist aber nicht umsonst. Ich habe gute Lust, Ihnen noch einen Zuschlag zu berechnen, weil Sie so dumm waren, zu den Blutverschneidern zu gehen.« Dann wurde sein Ton eine Spur milder. »Aber vielleicht haben Sie Ihren Denkzettel ja bereits bekommen. Das hängt vermutlich davon ab, ob ich Veränderungen feststellen kann oder nicht.«
Was nun folgte, war kein reines Vergnügen. Ich musste auf einer Liege Platz nehmen, die komplizierter und steriler war als die bei Dominika, und der Meistermischer fixierte meinen Kopf mit einer gepolsterten Schraubzwinge. Eine Maschine senkte sich über meine Augen und fuhr einen feinen Draht aus, der leicht vibrierte wie das Schnurrhaar einer Katze. Die Sonde wanderte über meine Augen und vermaß sie mit kurzen blauen Laserlichtimpulsen. Dann bohrte sich das Schnurrhaar – so schnell, dass ich nur einen einzigen, kalten Stich spürte – in mein Auge, entnahm eine Gewebeprobe, zog sich zurück, bewegte sich an eine andere Stelle und drang wieder ein. Das wiederholte sich vielleicht ein Dutzend Mal in unterschiedlicher Tiefe. Doch es ging so
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