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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Soldat im Krieg gegen die NK war ich schon schwerer verwundet worden. Aber mein Geist folgte dieser Argumentation nicht. Er sah nur, dass ein Teil von mir einfach nicht mehr da war, und wusste nicht so recht, wie er mit dieser Erkenntnis umgehen sollte.
    Licht – hartes, blaues, künstliches Licht fiel in das Zelt. Zwei von den Feinden – ich hatte drei gezählt, bevor der inzwischen Getötete auf mich schoss – waren noch draußen. Unser Zelt war so groß, dass man uns für zahlreicher halten konnte, als wir tatsächlich waren. Durchaus denkbar, dass die beiden anderen vorsorglich losballerten, bevor sie eintraten, um anschließend endgültig zu erledigen, was sich noch bewegte.
    Ich schleppte mich zu der Leiche hinüber. Von beiden Seiten drängten dunkle Wolken auf mich ein, ich sah wie durch eine schwarze Röhre. Ich bückte mich, bis ich den Toten erreichte, und nahm ihm die Taschenlampe und die Nachtsichtbrille ab. Cahuella hatte blind auf ihn geschossen, obwohl es fast vollkommen dunkel war. Der Schuss saß für meinen Geschmack etwas zu tief, aber er hatte seinen Zweck erfüllt. Ich erinnerte mich, wie er noch vor wenigen Stunden Schüsse in die Nacht gejagt hatte, als gäbe es dort etwas, das nur er allein sehen konnte.
    »Sie und Dieterling haben sich irgendwie behandeln lassen«, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen und hoffte, dass er mich verstand. »Die Ultras…«
    »Für die Ultras ist das eine Bagatelle«, sagte er und wandte sich mir zu. Sein breiter Körper war wie eine Mauer. »Sie haben es alle. Auf ihren Schiffen herrscht tiefe Finsternis, damit sie besser in den Wundern des Universums schwelgen können, nachdem sie das Sonnenlicht hinter sich gelassen haben. Werden Sie überleben, Tanner?«
    »Ja, falls überhaupt einer von uns hier lebend rauskommt.« Ich zog mir die Nachtsichtbrille über die Augen. Es wurde heller, der Raum erstrahlte in giftigem Grün. »Ich habe nicht viel Blut verloren, aber gegen den Schock bin ich machtlos. Sobald er einsetzt, werden Sie nicht mehr viel mit mir anfangen können.«
    »Holen Sie sich eine Waffe, etwas für den Nahkampf. Mal sehen, was wir damit ausrichten.«
    »Wo ist Dieterling?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht ist er schon tot.«
    Ich zog automatisch, fast ohne zu überlegen, eine Kompaktpistole aus dem Ständer und aktivierte die Energiezelle. Ein schrilles Winseln zeigte an, dass sich die Kondensatoren aufluden.
    Auf der anderen Seite des Zeltes begann Gitta zu schreien.
    Cahuella trat vor mir durch den Vorhang und blieb gleich dahinter wie angewurzelt stehen. Ich humpelte ihm, den Schaft des Boser-Gewehrs hinter mir herziehend, mühsam nach und hätte ihn fast umgerannt. Die Brille brauchte ich nicht mehr, denn das Zelt war bereits erleuchtet. Gitta musste das Kaltlicht angemacht haben. Sie stand, in eine graubraune Decke gewickelt, mitten im Raum.
    Einer der Angreifer stand hinter ihr, zog mit einer Hand ihren Kopf an den Haaren nach hinten und hielt ihr mit der anderen ein Schlachtermesser mit Sägeschliff an die Kehle.
    Sie hatte zu schreien aufgehört. Ein leises, abgerissenes Schluchzen, das sich anhörte, als wäre sie am Ersticken, war der einzige Laut, den sie sich gestattete.
    Der Mann, der sie festhielt, hatte seinen Helm abgenommen. Es war nicht Reivich, nur ein Killer, der einigermaßen sein Handwerk verstand. Er hätte im Krieg auf meiner oder auf der gegnerischen Seite stehen können, vielleicht hatte er auch gegen alle beide gekämpft. Sein Gesicht war von tiefen Falten durchzogen, das schwarze Haar hatte er am Hinterkopf zu einem Knoten zusammengebunden wie ein Samurai. Er grinste nicht offen – dafür war die Anspannung zu groß –, aber irgendwie sah man ihm an, dass er die Situation genoss.
    »Ihr könnt stehen bleiben oder einen Schritt näher kommen«, sagte er. Er sprach ohne Akzent, und seine raue Stimme klang überraschend vernünftig. »Töten werde ich sie in jedem Fall. Die Frage ist lediglich, wann.«
    »Ihr Freund ist schon tot«, sagte Cahuella. Eine überflüssige Bemerkung. »Wenn Sie Gitta töten, bringe ich auch Sie um. Nur werden Sie für jede Sekunde, die sie leiden muss, mit einer Stunde bezahlen. Was halten Sie von meiner Großzügigkeit?«
    »Ich scheiß auf dich«, sagte der Killer und zog Gitta das Messer über die Kehle. Unter der Klinge entstand ein blutiger Streifen, aber sie war nicht zu tief eingedrungen. Er kann mit dem Ding umgehen, dachte ich. Wie oft mochte er wohl geübt haben, um mit

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