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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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seit mehreren zehn Millionen Jahren erstarrt waren. Die Maden konnten nur überleben, wenn sie begriffen, dass sie verfolgt wurden.
    Selbst dazu brauchten sie eine Million Jahre.
    Dann begannen sie mit gletscherhafter Langsamkeit zumindest Überlebensstrategien zu entwickeln, wenn auch von Gegenwehr noch nicht die Rede sein konnte. Sie gaben ihre Oberflächenkolonien auf und evakuierten die gesamte Bevölkerung in den interstellaren Raum, um sich besser vor den Madenfressern verstecken zu können. Sie errichteten All-Baue von der Größe kleiner Planeten. Nach und nach trafen sie auf die bedrängten Überreste anderer Spezies, die ebenfalls von den Fressern verfolgt wurden, für die sie allerdings andere Namen hatten. Von ihnen übernahmen die Maden die für ihre Bedürfnisse erforderlichen Technologien, bemühten sich aber meist nicht, sie auch zu verstehen. Die Kontrolle der Schwerund Inertialkraft lernten sie von einer symbiotischen Rasse namens ›Nestbauer‹. Eine Form der instantanen Kommunikation erbten sie von einer Zivilisation, die sich die ›Sternenspringer‹ nannte. Als die Maden sich erkundigten, ob durch Anwendung der gleichen Gesetze auch Reisen ohne Zeitverlust möglich wären, wurden sie allerdings streng getadelt. Bei den Sternenspringern galt es als Frevel, die feine Grenze zwischen der Signalübertragung und der Fortbewegung mit Überlichtgeschwindigkeit zu überschreiten. Das eine war unter genau definierten Bedingungen statthaft. Das andere galt als abscheuliche Perversion; schön die Vorstellung war den Sternenspringern so zuwider, dass empfindsamere Naturen einfach dahinwelkten und starben.
    Nur einer sehr jungen und sehr unkultivierten Spezies konnte diese Haltung unbegreiflich sein.
    Doch trotz aller technischer Errungenschaften der Maden und anderer lose mit ihnen verbündeter Zivilisationen, es reichte nie, um die Maschinen zu schlagen. Stets waren sie schneller; stets waren sie stärker. Hin und wieder errangen die Organischen einen Sieg, aber der allgemeine Trend ging stets dahin, dass die Madenfresser die Oberhand behielten.
    Sky war tief in Gedanken, als Gomez sich wieder meldete. Das Signal war sehr schwach, doch die Ungeduld in seiner Stimme nicht zu überhören.
    »Sky. Schlechte Nachrichten. Die beiden Shuttles haben zwei Drohnen abgesetzt. Vielleicht sind es nur Kameras, aber ich vermute, sie haben Sprengköpfe mit Aufschlagzündern. Sie fliegen mit hoher Beschleunigung und werden uns in etwa fünfzehn Minuten erreichen.«
    »Ausgeschlossen«, sagte Norquinco. »Sie würden uns nicht angreifen, ohne vorher festgestellt zu haben, was hier vorgeht. Genau wie wir müssen sie doch glauben, ein ganzes Flottillen-Schiff mit… hm… Überlebenden und Vorräten vor sich zu haben, das sie damit zerstören würden.«
    »Nein«, sagte Sky. »Sie würden es tun – denn sie wollen um jeden Preis verhindern, dass wir bekommen, was immer sie auf der Caleuche vermuten.«
    »Ich glaube es nicht.«
    »Warum nicht? Ich würde genauso handeln.«
    Er befahl Gomez, sich nicht von der Stelle zu rühren, und unterbrach die Verbindung. Er hatte mit einer Frist von mehreren Stunden gerechnet, jetzt blieben ihm weniger als fünfzehn Minuten. Wahrscheinlich hätte die Zeit nicht einmal ausgereicht, um zum Shuttle zurückzukehren und abzulegen, auch ohne sich erst den Weg frei schneiden zu müssen. Doch noch war Zeit zum Handeln. Zeit, sich den Rest von Furchtloser Reisenders Geschichte anzuhören. Vielleicht änderte das alles. Sky verdrängte jeden Gedanken an die verrinnenden Sekunden, an die heranrasenden Flugkörper, und bat die Made, mit ihrer Erzählung fortzufahren.
    Furchtloser Reisender war gern dazu bereit.
 
    »Gideon«, sagte der Mann im Rollstuhl, nachdem er seine Geschichte mit einer Befehlssequenz radikal abgekürzt hatte.
    Wir waren in einer natürlichen Höhle angekommen, die hoch oben in einer konkaven Felswand lag. Davor befand sich ein Sims, das breit genug war für den Rollstuhl. Ich überlegte, ob ich Ferris über den Rand stoßen sollte, aber das verhinderte ein stabiles Geländer, das nur an einer Stelle Zugang zu einer vergitterten Wendeltreppe bot, die zum Boden der Höhle führte.
    Quirrenbach schaute über den Rand. »Verdammter Mist!«, fluchte er.
    »Allmählich kriegen Sie den Bogen raus«, lobte ich.
    Vermutlich wäre ich ebenso schockiert gewesen wie Quirrenbach – aber ich wusste, was Sky in der Caleuche vorgefunden hatte, und war vorgewarnt. Da unten befand sich eine

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