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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Made – sogar noch größer als jene, die Sky gesehen hatte, dachte ich –, aber sie war allein; es gab keine Helfer-Larven.
    »Damit hatte ich nicht unbedingt gerechnet«, sagte Zebra.
    »Damit rechnet niemand«, sagte der Mann im Rollstuhl.
    »Kann mir bitte ein Mensch erklären, was, zum Teufel, das sein soll?«, flehte Quirrenbach. Er hatte größte Mühe, sich einen letzten Rest von klarem Denken zu bewahren.
    »Mehr oder weniger das, wonach es aussieht«, sagte ich. »Ein großes außerirdisches Wesen. Auf seine ganz eigene Art auch intelligent. Sie nennen sich Maden.«
    »Woher… Wissen… Sie… Das.« Quirrenbach stieß die Worte einzeln und mit zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich hatte schon einmal das Vergnügen, die Bekanntschaft eines ihrer Vertreter zu machen.«
    »Wann?«, fragte Zebra.
    »Vor sehr, sehr langer Zeit.«
    Quirrenbachs Stimme hörte sich an, als stünde er am Rand eines Nervenzusammenbruchs. »Ich kann Ihnen nicht folgen, Tanner.«
    »Glauben Sie mir, ich kann das alles selbst noch gar nicht fassen.« Ich nickte Ferris zu. »Sie und er – die Made – Sie haben eine sehr enge Beziehung, wie?«
    Der Stuhl ratterte. »Eigentlich ist es ganz einfach. Gideon gibt uns etwas, das wir brauchen. Ich erhalte Gideon am Leben. Ein fairer Handel«
    »Sie foltern ihn.«
    »Manchmal muss man ihn ein wenig ermuntern, das ist alles.«
    Wieder schaute ich auf die Made hinab. Sie lag in einem Metallbehälter, einer Badewanne mit steilen Wänden, die knietief in einer ekelhaften dunklen Flüssigkeit stand, die an Tintenfischsekret erinnerte. Das Wesen war angekettet, und die Wanne war von hohen Gerüsten und Laufstegen umgeben. Seltsame technische Geräte warteten darauf, an Kränen über die Made bewegt zu werden, in deren Körper an verschiedenen Stellen Elektrokabel und Schlauchleitungen steckten.
    »Wo haben Sie ihn gefunden?«, fragte Zebra.
    »Sie werden es nicht glauben: hier«, sagte Ferris. »Er lag zwischen den Trümmern eines Raumschiffs, das vielleicht eine Million Jahre zuvor in den Abgrund gestürzt und zerschellt war. Eine Million Jahre. Aber für ihn ist das gar nichts. Obwohl das Schiff beschädigt und nicht mehr flugfähig war, hatte es ihn in einer Art Winterschlaf die ganze Zeit über am Leben erhalten.«
    »Er ist hier einfach so abgestürzt?«
    »Nicht ganz. Er war auf der Flucht. Aber ich habe nie so recht begriffen, wovor.«
    Ich unterbrach die Geräuschflut, die aus dem Stuhl quoll. »Lassen Sie mich raten. Eine Spezies von intelligenten Killermaschinen hatte seine – und andere – Spezies angegriffen; sie über Millionen von Jahren von Stern zu Stern gejagt. Irgendwann wurden die Maden in den interstellaren Raum abgedrängt, fern jeder Sonne. Aber diese hier muss ein bestimmtes Ziel gehabt haben – vielleicht hatte man sie auf eine Spionagemission hierher geschickt.«
    Ferris tippte neue Befehle ein, und der Stuhl pfiff: »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Wie ich Quirrenbach eben sagte: ich und die Maden, wir sind sehr, sehr alte Bekannte.«
    Ich rief Skys Erinnerungen an die Geschichte seiner Made ab. Auf der Flucht lernte die Spezies, dass sie sich verstecken musste, um zu überleben, und zwar gründlich. Im All gab es Nischen, wo sich in jüngerer Zeit kein intelligentes Leben entwickelt hatte – Regionen, die nach Supernova-Explosionen oder Neutronensternverschmelzungen steril waren – und diese Zonen eigneten sich am besten als Versteck. Doch die Gefahr war nicht gebannt. Die Intelligenz war stets auf dem Sprung; ständig entstanden neue Kulturen und strömten scharenweise ins All. Solche Ausbrüche von Leben zogen die räuberischen Maschinen an. Sie postierten im Umkreis vielversprechender Sonnensysteme automatische Beobachtungsanlagen und Fallen, die ausgelöst wurden, sobald das System von einer neuen Raumfahrerzivilisation entdeckt wurde. Die Maden und die wenigen Verbündeten, die ihnen noch geblieben waren, fühlten sich zunehmend bedroht und hielten wachsam Ausschau nach Spuren neuen Lebens.
    Dem Sonnensystem der Erde hatten sie nie sonderlich viel Beachtung geschenkt. Neugier war für die Maden nach wie vor keine natürliche Regung, sondern ein Willensakt, und erst als die Spuren von Intelligenz im Umfeld der Erde nicht mehr zu übersehen waren, begannen sie, sich dafür zu interessieren. Sie warteten ab, ob die Menschen Reisen in den interstellaren Raum unternahmen, doch Jahrhunderte und dann Jahrtausende vergingen, ohne dass etwas geschah.
    Und als

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