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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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oder zwei nahe gelegene Sonnensysteme besiedeln wollten, konnte man sie vorerst in Ruhe lassen. Der Vorgang der Ausrottung barg selbst das Risiko in sich, die Fresser anzulocken, deshalb griff man zu diesem Mittel nur, wenn es wirklich zwingende Gründe gab. Als Jahrzehnte vergingen und die Menschen sich in keiner Weise auffällig oder aggressiv benahmen, brachte Furchtloser Reisender den All-Bau näher und näher an ihre Flottille heran. Vielleicht musste er sich bemerkbar machen; den Dialog aufnehmen und die Schwierigkeit der Lage erklären. Doch gerade als die Made einen Plan für den ersten Annäherungsversuch ausgearbeitet hatte, explodierte eines der Schiffe.
    Die Stärke der Explosion entsprach der völligen Vernichtung mehrerer Tonnen Antimaterie. Die Druckwelle hatte den All-Bau von Furchtloser Reisender schwer getroffen. Die Tarnhülle war beschädigt, und von den Larven, die nahe an der Außenhaut arbeiteten, waren viele getötet worden. Furchtloser Reisender hatte ihre Todesqualen über ihre Sekretionen mit empfunden, und als die verletzten Helfer-Larven sich in ihre organischen Bestandteile auflösten, hatte er so viel wie möglich von ihren individuellen Erinnerungen in sich aufgenommen.
    Doch die Hälfte seines Gedächtnisses war zerstört. Von Schmerzen gequält, hatte sich Furchtloser Reisender mit dem All-Bau wieder von der Flottille entfernt.
    Aber jemand hatte ihn bemerkt. Wenig später waren Oliveira und Lago eingetroffen. Sie hatten nicht so recht gewusst, was sie zu erwarten hatten, und halb und halb an die alte Geschichte von einem Gespensterschiff geglaubt; einem ursprünglichen sechsten Schiff der Flottille, das aus der Geschichte getilgt worden war.
    Das hatten sie natürlich nicht vorgefunden.
    Oliveira hatte Lago vorgeschickt. Er sollte den Treibstoff suchen, den sie sich aneignen wollten. Und Lago hatte rasch festgestellt, dass er sich nicht auf einem menschlichen Schiff befand. Als die Helfer-Larven ihn in Furchtloser Reisenders Höhle brachten, kam es zur Katastrophe. Furchtloser Reisender hatte dem Fremden nur helfen wollen, indem er ihn darauf hinwies, dass er keinen Raumanzug brauche, weil sie beide die gleiche Luft atmeten. Aber vielleicht war die Form, die er gewählt hatte – er hatte die Helfer-Larven angewiesen, ihm den Anzug vom Leib zu fressen –, im Rückblick betrachtet nicht unbedingt ideal gewesen. Lago war in Panik geraten und hatte die Helfer-Larven mit dem Schweißbrenner angegriffen. Als die Helfer verbrannten, trank Furchtloser Reisender ihre Schmerz-Sekrete und spürte ihre Qualen, als wären es seine eigenen.
    Er tat es nicht gern, aber er hatte keine andere Wahl. Er musste Lago zerlegen. Natürlich war auch Lago davon nicht sehr angetan, aber es war bereits zu spät. Die Helfer-Larven hatten Lagos Extremitäten abgetrennt, die interessanteren Teile aus seinem Innern herausgelöst und sich eingeprägt, wie die verschiedenen Komponenten funktionierten und zusammenpassten, bevor sie sein Zentralnervensystem im Sekret auflösten. Furchtloser Reisender hatte so viele von Lagos Erinnerungen in sich aufgenommen, wie er irgendwie verarbeiten konnte. Er hatte gelernt, die gleichen Laute hervorzubringen wie Lago, er hatte gelernt, diesen Lauten Bedeutung zu verleihen, und er hatte sich nach Lagos Vorbild einen Mund wachsen lassen. Andere Maden hatten Lagos Sinnesorgane kopiert oder Teile von ihm in sich integriert.
    So war Furchtloser Reisender zu einem umfassenderen Verständnis gelangt und konnte nachvollziehen, warum Lago beim ersten Blick in die Madenhöhle so unangenehm berührt gewesen war. Er bedauerte, was er Lago hatte antun müssen, und versuchte, es wieder gut zu machen, indem er so viel von Lagos Gedächtnis und seinen Bauteilen verwendete, wie er nur konnte.
    Die Menschen würden diese Geste sicher zu würdigen wissen.
    »Nach Lagos Besuch war die Einsamkeit wieder sehr groß«, sagte der Mund. »Viel größer als zuvor.«
    »Du wusstest doch gar nicht, was Einsamkeit ist, bevor du ihn gefressen hattest, du blöder Wurm.«
    »Das ist… möglich.«
    »Na schön, dann hör mir gut zu! Du hast mir erklärt, dass du Schmerzen empfinden kannst. Gut. Das wollte ich nur wissen. Vermutlich hast du auch einen ausgeprägten Selbsterhaltungstrieb, sonst hättest du nicht so lange überlebt. Nun, ich habe einen Hafenbrecher mitgebracht. Wenn du nicht weißt, wovon ich spreche, dann zieh Lagos Erinnerungen zu Rate. Er wusste es bestimmt.«
    Eine Pause trat ein. Die Made

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